Bei einem früheren Roger-Waters-Konzert 2011 in Moskau: Roger Waters steht wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik. Nun wird nach einem Auftritt in Berlin ermittelt. 
Bei einem früheren Roger-Waters-Konzert 2011 in Moskau: Roger Waters steht wegen antisemitischer Äußerungen in der Kritik. Nun wird nach einem Auftritt in Berlin ermittelt.  imago stock&people

Die Berliner Polizei hat nach seinem Auftritt in der Hauptstadt Ermittlungen gegen Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters eingeleitet. „Wir ermitteln wegen Verdachts auf Volksverhetzung“, sagte ein Polizeisprecher am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

Der 79-Jährige hatte bei seinem Konzert in der vergangenen Woche einen langen schwarzen Ledermantel und eine rote Armbinde getragen – Kleidung, die dem Sprecher zufolge der eines SS-Offiziers ähnelt. Auf Twitter wurde ein Video geteilt, auf dem Waters mit einer Gewehrattrappe und Adjutanten in Uniform auf der Bühne erscheint. 

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Dem britischen Musiker Roger Waters (79) wird seit Jahren Antisemitismus vorgeworfen. Jetzt ist er mit seiner „This Is Not A Drill“-Tour in Deutschland unterwegs.

Das israelische Außenministerium warf Waters am Mittwoch vor, er habe vergangene Woche ausgerechnet in Berlin „die Erinnerung an Anne Frank und die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden beschmutzt“.

SS-Mantel und rote Armbinde 

Die Kleider seien geeignet, „die Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes zu verherrlichen“. Dadurch könne zudem der öffentliche Frieden gestört werden. Das Verfahren wird dem Sprecher zufolge nach Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft übergeben, welche dann zu entscheiden hat, ob eine Straftat besteht.

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Waters war bereits zuvor mehrfach durch antisemitische Äußerungen aufgefallen. Ihm wird zudem Nähe zur sogenannten BDS-Kampagne vorgeworfen, einer antiisraelischen Boykottinitiative. Bei Konzerten ließ er schon Ballons in Schweineform mit einem Davidstern aufsteigen.

Gerichte erlaubten Auftritte Roger Waters’: Kunstfreiheit

Die Stadt Frankfurt am Main wollte ein Konzert des Musikers Ende Mai absagen, das dortige Verwaltungsgericht gab jedoch einem Eilantrag Waters’ gegen die Absage statt. Die Stadt München ließ ein Konzert ebenfalls zu – Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nannte die Entscheidung „unerträglich“, sah aber rechtlich keine andere Möglichkeit.

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Vor den Berlin-Konzerten von Roger Waters hatte auch der neue Kultursenator Joe Chialo Auftritte des britischen Musikers als antisemitisch kritisiert. „Ein wertvolles Gut wie die Meinungs- und Kunstfreiheit darf niemals als Freibrief für Antisemitismus missbraucht werden“, sagte der CDU-Politiker. Eine rechtliche Möglichkeit, die Auftritte zu verbieten, hatte man aber offenbar nicht.