Können Sie sich erinnern? KURIER zeigt in der Galerie unten zehn der Objekte aus dem DDR-Alltag.Fotos:DDR Museum, Berlin 2020
Vor 30 Jahren feierte Deutschland die Einheit – ein Ereignis, das für viele Menschen in allen Lebensbereichen einen großen Wandel mit sich brachte. Das betraf vor allem die Bürger der DDR: Viele Dinge, die über Jahre zum Alltag gehört hatten, verschwanden nach und nach. Das Berliner DDR-Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Artefakte von damals zu sammeln und zu erhalten – im Museums-Depot lagern heute mehr als 300.000 Objekte aus der Zeit vor der Wende.
Jörn Kleinhardt ist der Sammlungsleiter des Berliner DDR-Museums, verwaltet mehr als 300.000 Objekte aus Honeckers Zeiten.Foto: Berliner KURIER/Markus Wächter
Im Museums-Schatz: Unzählige Gegenstände, die damals auf dem Müll landeten. „Denn nach dem Fall der Mauer wollten viele Menschen den alten Ballast loswerden“, sagt Jörn Kleinhardt, der Sammlungsleiter des Museums. Viele Dinge verschwanden gänzlich. „Manchmal war es der technische Fortschritt, der dafür sorgte, dass sie nicht mehr nötig waren – so ist es beispielsweise bei alten Fotoapparaten oder Schreibmaschinen“, sagt er. „Andere Dinge wie die Wink-Elemente hatten einfach keine ideologische Grundlage mehr.“ Für Gegenstände aus dem Alltag gebe es jetzt eine Übergangsphase: Vieles, was bisher noch in dem einen oder anderen Haushalt schlummerte, geht kaputt – etwa unverwüstliche Küchengeräte aus der damaligen Zeit. Doch das Museum sichert die Objekte für die Nachwelt.
In Form von mehreren Bildbänden (erhältlich u.a. im Museums-Shop, Karl-Liebknecht-Str. 1, und auf der Website des Museums) wird ein Teil des Schatzes nun öffentlich zugänglich gemacht. Zwei Bücher mit Objekten aus der DDR sind bereits erschienen, ein weiteres soll folgen. Der erste Band beschäftigt sich mit Dingen aus der Alltags- und Konsum-Welt – „hier finden die Leser alles, was sich im privaten Bereich abspielte. Von der Einrichtung bis hin zu den Dingen, die die Menschen in der DDR im Kühlschrank hatten“, sagt Kleinhardt. Dazu gehört auch das beliebte Waschmittel „FeWa“. „Das Feinwaschmittel wurde bereits 1932 in Chemnitz entwickelt und nach dem Krieg am Produktionsstandort des VEB Fettchemie Karl Marx Stadt weiterhin produziert“, sagt Kleinhardt. „Im Westteil Deutschlands (und heutzutage im wiedervereinigten Deutschland) wurde ein Waschmittel mit der identischen Zusammensetzung unter dem Namen Perwoll vermarktet.“
Können Sie sich erinnern? KURIER zeigt zehn der Objekte aus dem DDR-Alltag.
Erinnern Sie sich? Zehn Vergessene Objekte aus der DDR
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Das Konsum-Logo. Jeder DDR-Bürger kannte das Logo der Konsumgenossenschaft, das viele Verkaufsstellen zierte. Damals war es überall zu sehen, heute ist es verschwunden. „Unser Exemplar stammt von einer Kaufhalle aus Ostberlin“, sagt Jörn Kleinhardt, Sammlungsleiter des DDR-Museums.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Der Einkaufswagen. „Ab den 1970er Jahren setzten sich in den Kaufhallen der DDR die obligatorischen Einkaufswagen durch. Im Gegensatz zu heutigen Modellen bot die DDR-Variante weniger Platz und Komfort“, sagt Kleinhardt.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Der Milchtüten-Behälter. Lange gab es zu DDR-Zeiten Milch im Plaste-Beutel - unpraktisch und schwer zu handhaben. Kleinhardt: „Der VEB Kombinat Plast- und Elastverarbeitung Berlin, bekannt unter dem Warenzeichen ‚Pneumant‘, stellte neben Autoreifen auch diesen Behälter für Milchtüten her.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Die Verpackung der Schlagersüßtafel. Viele kannten das in Saalfeld in Thüringen hergestellte Schokoladen-Ersatzprodukt. Die Tafel hatte nur einen Kakaoanteil von sieben Prozent, durfte sich deshalb nicht Schokolade nennen. Kleinhardt: „Statt Kakao mischte man vermehrt Erdnüsse bei und verkaufte das Produkt für 80 Pfennig je Tafel.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Das Waschmittel Fewa. „Das Feinwaschmittel wurde bereits 1932 in Chemnitz entwickelt und nach dem Krieg am Produktionsstandort des VEB Fettchemie Karl Marx Stadt weiterhin produziert“, sagt Kleinhardt. Das West-Waschmittel „Perwoll“ hat die gleiche Zusammensetzung.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Das Rührgerät „RG 28s“. Das Rührgerät, hergestellt im VEB Elektrogerätewerk Suhl, ist legendär und auch heute noch in dem einen oder anderen Haushalt zu finden. Bis 1990 wurde das gute Stück fast 18 Millionen mal produziert.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Das Röhrenradio. „Die Radios verbinden Handwerkskunst mit, zumindest damals, zeitgemäßer Technik“, sagt Kleinhardt. „Das massiv gebaute Gerät wurde im VEB Funkwerk Dresden gebaut und bringt stolze 14,3 kg auf die Waage. Unter Sammlern erfreuen sich diese alten Geräte großer Beliebtheit, doch sie werden immer rarer.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Der Walkman. 1979 kam im Westen der erste Walkman der Firma Sony auf den Markt. „In der DDR war der originale Walkman nicht erhältlich, daher wurde dort ein eigenständiges Gerät auf den Markt gebracht“, sagt Jörn Kleinhardt: Der „LCS 1010“, produziert im VEB Elektronik Gera.
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Die Broschüre „Unsere Wohnung“. Durch das Wohnungsbauprogramm der DDR entstanden zwischen 1973 und 1990 rund 2 Millionen neue Wohnungen, überwiegend in Plattenbauweise gebaut. Kleinhardt: „Damit das Wohnumfeld und die neuen Behausungen auch lange in einem guten Zustand bleiben, bekamen NeumieterInnen eine Art Bedienungsanleitung für die Wohnung ausgehändigt. Unser Exemplar wurde vom Wohnungsbaukombinat Berlin herausgegeben und erschien 1977.“
Foto: DDR Museum, Berlin 2020
Baukasten „Der kleine Chemiker“. „Naturwissenschaftliche Lehrspiele wie dieser Baukasten waren übliche Begleiter in den Kinderzimmern der DDR“, erklärt Kleinhardt. Das Ziel: Spielerisch sollte das Interesse an Naturwissenschaften geweckt werden, was wiederum den Nachwuchs an Akademikern sicherstellen sollte.