Er war Berlins Disco-König
Der letzte große Playboy: Berliner Legende Rolf Eden ist tot! Er schlief mit 92 Jahren friedlich ein
Mit Eden, der nach seiner Ankunft in Berlin als Staubsaugervertreter und Barkeeper arbeitete und 1957 seinen ersten Laden eröffnete, verliert Berlin eine echte Ikone.

Er war ein Original des Berliner Nachtlebens, eine echte Berliner Lebende: Rolf Eden. Doch nun ist der bekannte Berliner tot: Im Alter von 92 Jahren verstarb Eden bereits am Donnerstag, teilte seine Familie mit. Mit Eden, der nach seiner Ankunft in Berlin als Staubsaugervertreter und Barkeeper arbeitete und 1957 seinen ersten Laden eröffnete, verliert Berlin eine echte Ikone.
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„In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass Rolf Eden im Alter von 92 Jahren, am 11.8.2022, im Kreise seiner Familie verstorben ist“, heißt es laut einem Bericht der BZ in einem Statement der Familie. „Mit Rolf Eden verliert auch Berlin eine Ikone seiner Zeit und er liebte und veränderte diese Stadt wie kein anderer. In Dankbarkeit für ein langes und erfülltes Leben müssen wir nun Abschied nehmen und möchten um Respekt und Rücksicht in der Trauerzeit gegenüber der Familie bitten.“
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1957 öffnete Rolf Eden den Eden-Saloon in der Nestorstraße
Eden wurde 1930 in Tempelhof geboren, 1933 floh die jüdische Familie nach Palästina. Im Alter von 14 Jahren verließ Eden die Schule, arbeitete als Musiker. Anfang der 50er-Jahre führte ihn sein Weg nach Paris, wo er sein Geld als Musiker, Kellner, Chauffeur und Autohändler verdiente und als Statist in Filmen mitspielte. 1956 kam er nach Berlin, öffnete nach mehreren Jobs 1957 den Eden-Saloon in der Nestorstraße.
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Mit seiner Disco Big Eden und vielen Anekdoten prägte er jahrelang Berlin. Mit seinem Ruf als Playboy hat er gerne kokettiert, es war die Rolle seines Lebens. „Ich gebe einer Frau meine Karte“, sagte Eden einmal. „Wenn sie klug ist, ruft sie an.“ Seinen Nachbarn im Berliner Villenviertel Dahlem bot sich wohl öfter ein ähnliches Bild, wie es Reporter vor Jahren bei einem Besuch sahen: Ein Sonnenstudio-gebräunter älterer Mann bringt eine junge Frau zum Taxi vor seiner Haustür.
Eden nannte sich gern einen „Exhibitionisten“. Sein angebliches Programm schilderte er Journalisten ausführlich: Zuerst halbtrockener Sekt der Hausmarke „Rolf Eden“ an der Hausbar, dann ein geklimpertes Liedchen auf dem weißen Klavier und schließlich die Nacht im „Arbeitszimmer“. So bezeichnete Eden sein Schlafzimmer, über dessen Bett große Deckenspiegel hingen.
Sieben Kinder von sieben Frauen
Er führe Buch über solche Nächte, betonte er früher. Aus Angst vor Aids, als Sicherheit bei Alimente-Forderungen und als Bewertungsskala – falls die Frau wieder anrufe. Weiße Anzüge und rosa Krawatten hingen stets bereit, in der Stadt erkannte man ihn früher auch am Rolls-Royce.
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„7 Kinder von 7 Frauen“: Dieser Satz gehörte zu seinem Repertoire wie Provokationen in Talkshows. Doch da waren das Skandalträchtige und die gehauchten „Huchs“ der 50er- und 60er-Jahre lange vorbei. Sagt man heute nicht einfach Patchworkfamilie? Eden hörte das nicht gern. Es klang so alltäglich. Seine Kinder und Enkel sollten ihn nicht Papa und Opa nennen. „Sie müssen Rolf sagen“, sagte Eden. Alles andere sei schlecht fürs Image.

Zuletzt war es ziemlich ruhig geworden um ihn. Die Dokumentation „The Big Eden“ erzählte bei der Berlinale 2011 von seinem Leben. Seine Freundin Brigitte, etwa ein halbes Jahrhundert jünger als er, sagt darin: „Er ist in der Pubertät stecken geblieben.“ Sein damals 13-jähriger Sohn wünschte sich, es wären nicht immer „Kamerafuzzis“ um seinen Vater herum.
Regisseur Peter Dörfler machte in der Doku nicht den Fehler, Edens Fremdschäm-Aktionen aufzulisten, sondern zeigte auch eine wenig bekannte Seite. Eden wurde 1930 als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Die Familie floh drei Jahre später vor den Nationalsozialisten nach Palästina.
Dass seine Eltern so klug gewesen seien und Deutschland schon 1933 verlassen hätten, sei ein Glück gewesen, sagte Eden mal im dpa-Interview. Als junger Mann war er dann 1948 Soldat im arabisch-israelischen Krieg in der Einheit von Izchak Rabin.
Als junger Musiker lebte er in Paris. Dort las er in der Zeitung, dass Berlin-Rückkehrern eine Prämie von 6000 Mark winkt. Eden eröffnete also in den 1950ern in der Frontstadt des Kalten Krieges seinen ersten Jazzclub. Er etablierte Striptease-Shows nach französischem Vorbild, organisierte Miss-Wahlen im Bikini, als Bikinis fast noch als Sünde galten. Als Gastronom und Discobetreiber war er der deutschen Zeit immer ein bisschen voraus.
Einmal ließ sich eine Tänzerin in einem Eden-Lokal von einem Pferd die Kleider vom Leib ziehen
Eden soll mit den Rolling Stones gefeiert und mit Ella Fitzgerald getanzt haben. Einmal ließ sich eine Tänzerin in einem Eden-Lokal von einem Pferd die Kleider vom Leib ziehen. Er war ein Szenekenner, der morgens lange ausschlief. Wer in den 80er-Jahren auf Klassenfahrt in West-Berlin war, musste ins Big Eden am Kurfürstendamm. „Zwei Dinge sind wichtig bei einem Lokal: Die Lage. Und der Inhaber“, sagte er mal.

Im Geschäftsleben wusste er, wann es genug ist. Mit Mitte 70, als nach dem Mauerfall dann im Berliner Osten viel los war, zog Eden sich zurück. Sein Big Eden verkaufte er. Stattdessen konnte er von seinen Immobilien gut leben, wie er sagte. Von seinem Image mochte er nicht lassen. „Ein Playboy ist ein Mensch, der jede Sekunde seines Lebens genießt“, lautete sein Credo.
Ein Stadtmagazin kürte Rolf Eden einmal zum „peinlichsten Berliner“. „Na und?“, befand er selbst im Trailer zum Film „The Big Eden“. Das sei doch eine Riesenehre. Wie Harald Juhnke oder Günter Pfitzmann stand der alternde Playboy für ein Stück altes Berlin. Mit seinen schlüpfrigen Anekdoten, die nicht alle witzig fanden, wirkte er irgendwann wie aus der Zeit gefallen. Als die MeToo-Zeit kam und nachhallte, war es still um ihn geworden, da war Eden schon sehr alt. Er wollte 100 Jahre alt werden. „Immer nur Glück gehabt“ – so hat der Daueroptimist seine Biografie genannt. „So war es, das ganze Leben.“