Nach 300 Tagen Chaos
Pendelei vorbei: So zügig rollt die U2 wieder am Alex
Fahrgäste freuen sich: Kein Pendelverkehr mehr, keine Wartezeiten – die U-Bahn fährt wieder zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße im Fünf-Minuten-Takt.

Im Berliner Untergrund ist scheinbar alles wieder im Lot. Nach 300 Tagen Tunnel-Chaos am Alexanderplatz gibt es auf der U2 zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße endlich keinen 15-minütigen Pendelverkehr mehr. Seit Montag, 1.30 Uhr, fahren die Züge wieder wie früher zweigleisig und zügig im Fünf-Minuten-Takt auf einer der wichtigsten Öffi-Strecken der Stadt durch. Zum Auftakt wurde im morgendlichen Berufsverkehr sogar noch einmal der U-Bahnsteig am Alex gereinigt.
Nicht nur das Putzen erfreute die Fahrgäste. Wer am Montagmorgen am Alex den BVG-Untergrund der Linie U2 betrat, merkte sofort, dass etwas anders war als in den vergangenen elf Monaten. Dies lag nicht nur an den BVG-Mitarbeitern, die gelbe Müsli-Riegel mit einem „Danke“-Aufdruck verteilten, als kleinen Trost für das Chaos, das die Fahrgäste bisher erleiden mussten.
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Was sofort auffiel: Die Dauerbaustelle mit ihren Absperrungen ist auf dem Bahnsteig zum größten Teil verschwunden. Man sieht keine wartenden Menschen mehr, die mürrisch oder gestresst auf die Anzeigetafeln schauen. Kein Wunder: Auf den Bildschirmen gibt es ja auch nicht mehr die bösen 15 Minuten zu sehen, die noch vor Tagen solch lange Ankunftszeiten für den nächsten Zug verkündeten. Nun leuchtet endlich wieder eine 5, in Ausnahmefällen eine 7 auf.

„Hoffentlich bleibt das jetzt auch so für längere Zeit“, sagt Anna Brachmann (27) aus Friedrichshain. „Endlich bin ich wieder schneller in der Stadt unterwegs.“ Um die Teilsperrung auf der U2 zu umfahren, nutzte die Angestellte bisher die S-Bahn. Ein Umweg, den viele U-Bahn-Passagiere bisher in Kauf nahmen und der viel Zeit kostete.
U2 rollt wieder planmäßig: Fahrgäste sind froh, dass lange Fahrzeiten und Pendeleien vorbei sind
„Über 30 Minuten brauchte ich, um ans Ziel zu kommen“, sagt Milena Ketwinska (41) aus Prenzlauer Berg, die gerade am Alex aus der U2 steigt, um ins nahe Hotel zu gehen, wo sie als Zimmermädchen arbeitet. Eine halbe Stunde für ein paar Stationen, für die Ketwinska sonst mit der U-Bahn nur maximal 15 Minuten benötigte, um den Arbeitsplatz zu erreichen. Jetzt kann sie es wieder. „Ich bin froh, dass der Stress mit dem Umsteigen und der Warterei ein Ende hat.“

Das Chaos im U-Bahn-Tunnel am Alex, das die Berliner so lange nervte: Ein Wolkenkratzer-Projekt hatte im Herbst 2022 dafür gesorgt, dass die U2-Strecke zwischen Pankow und Ruhleben in Berlin-Mitte aus ihrem gewohnten Fünf-Minuten-Takt kam. Genauer gesagt war die Baugrube für den Covivio-Doppelturm der Grund. Für ein 130-Meter-Hochhaus mit über 60.000 Quadratmetern auf 33 Etagen, das der französische Immobilienkonzern Covivio neben dem Park-Inn-Hotel errichten lassen will. Unmittelbar daneben befindet sich der U-Bahnhof der U2.

Die Buddelei hatte Folgen. Sie sorgte offenbar dafür, dass sich die Tunnelröhre der U2 am Alex um einige Zentimeter absenkte. Deshalb musste ab 7. Oktober 2022 der U-Bahn-Betrieb der U2 eingeschränkt werden. Die Bahnen durften nur noch eingleisig alle 15 Minuten durch die Röhre zwischen Senefelderplatz und Klosterstraße nach Pankow beziehungsweise in Richtung Ruhleben pendeln.
Das Tunnel-Chaos an der U2: Grund war eine Baustelle am Alex

Die komplizierten Arbeiten und deren Planung, um den Tunnel wieder in die richtige Lage zu bringen, machten den Bahnhof am Alex zu einer monatelangen Dauerbaustelle. So wurde im März Flüssigzement unter die unterirdische Röhre gespritzt, um das Bauwerk wieder ins Lot zu bringen und zu stabilisieren. Die Sanierungsarbeiten sollen rund zehn Millionen Euro gekostet haben, die von Covivio übernommen werden.

„Ich freue mich wirklich, dass das alles so gut geklappt hat“, sagt Elke Blumenberg, die zwar im Berliner Umland wohnt, aber oft mit der U2 beruflich und privat in Prenzlauer Berg unterwegs. „Es ist schön, dass nun nach so langer Zeit dieser Stadtteil mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder schnell erreichbar ist. Denn mit dem Auto durch Berlin zu fahren, ist schon ätzend.“
Nun, so schnell, wie es jeder Berliner gerne hätte, wird es auf der U2 auch nicht gehen. Zwar sei der Tunnel sicher, die Behörden hätten „grünes Licht gegeben“, sagt BVG- Betriebsvorstand Rolf Erfurt. Aber die Züge in Richtung Pankow werden durch den Tunnel aus Sicherheitsgründen derzeit noch mit Tempo 25 schleichen. Vermutlich war das auch der Grund, dass die Anzeigen auch schon mal sieben statt fünf Minuten Wartezeit am Montagmorgen angaben.

U2 rollt am Alex wieder durch – teilweise aber nur mit Tempo 25
„Hauptsache, man muss nicht mehr 15 Minuten warten“, sagt Fahrgast Ralf Björk (59) aus Prenzlauer Berg, der mit der U2 zum Arbeiten nach Schöneberg fährt. „Besonders schlimm war es, wenn ich dann auf dem Bahnsteig ankam und nur noch die Rücklichter des Zuges sah. Ja, ich war genervt. Aber dann tröstete ich mich damit, dass es Zeiten gab, wo es laut Fahrplan noch normal war, wenn die nächste Bahn erst nach 15 Minuten kam.“
Dass der Pendelverkehr jetzt vorbei ist, haben offenbar aber noch nicht viele Berliner mitbekommen. Denn am Montagmorgen im Berufsverkehr waren die U2-Züge am Alex noch nicht so voll wie früher.
Was auch nicht jeder sofort merken wird: An dem Tunnel wird weitergearbeitet. So einiges muss noch ausgebessert werden. Die Arbeiten sollen in den nächtlichen Betriebspausen stattfinden, so BVG-Betriebschef Erfurt. Überwacht wird die Stabilität der Röhre mit einem eingebauten Mess-System, um schneller neue Schäden zu entdecken. Denn über dem U2-Bahnhof laufen auf dem Alex die Bauarbeiten an dem geplanten Wolkenkratzer planmäßig weiter.