Da schickt man seinen Nachwuchs nicht gerne rüber: Die Kreuzung Hansastraße/Malchower Weg/Darßer Straße ist eine Verkehrshölle.
Da schickt man seinen Nachwuchs nicht gerne rüber: Die Kreuzung Hansastraße/Malchower Weg/Darßer Straße ist eine Verkehrshölle. Gerd Engelsmann

Es ist eine Kreuzung, auf der sich Fußgänger nicht wohlfühlen: Mehrspurig aus allen vier Richtungen, eine Straßenbahnlinie, 1,50 Meter schmale Fußgängerinseln. Deshalb machen sich Eltern in Alt-Hohenschönhausen Sorgen: Wegen eines neuen Zuschnitts der Einzugsgebiete mehrerer Grundschulen müssen mehr Kinder über den Knoten Hansastraße/Malchower Weg/Darßer Straße. Ausgerechnet eine Kreuzung, die offiziell als „Unfallhäufungsstelle“ gilt.

Unterschriftensammlung gegen neuen Grundschul-Einzugsbereich

Rund 200 Unterschriften wurden auf Betreiben der Elternvertretung der Grundschule am Faulen See und des Wahlkreisabgeordneten Martin Pätzold (CDU) gesammelt und am Mittwoch der neuen Lichtenberger Bildungsstadträtin Catrin Gocksch (CDU)  übergeben.

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Dörthe Ploß (42) ist die Vorsitzende der Elternvertretung und erklärt die Lage: „Der Einzugsbereich unserer Schule an der Degnerstraße reicht bislang bis zur Hansastraße. Vom neuen Schuljahr an wird er nach Süden hin zur Tamseler Straße zurückgezogen, hatte das Schulamt beschlossen. Kinder aus dem Bereich zwischen Tamseler und Hansastraße sowie von der Ostseite des Malchower Wegs sollen künftig in der Schule im Ostseekarree an der Barther Straße eingeschult werden.“

Schülerlotsen wie hier in der Treptower Bouchéstraße kann man auf der Hansastraße unmöglich einsetzen.
Schülerlotsen wie hier in der Treptower Bouchéstraße kann man auf der Hansastraße unmöglich einsetzen. Jörg Carstensen/dpa

Trotz Ampeln: Viele Unfälle auf der Kreuzung, die zum Schulweg gehören wird

Das bedeute für viele Kinder nicht nur einen längeren Weg als zur Schule am Faulen See, sondern eben auch die Überquerung der mit Ampeln versehenen Riesen-Kreuzung, an der es laut Polizei von Anfang Oktober 2019 bis Ende September 2022 dreizehn Unfälle mit Verletzten gab. Binnen eines Jahres wurden außerdem zwanzig Unfälle ohne Verletzte registriert.  

Zusätzlich erwarten die Eltern, dass es unnötig viel neuen Verkehr geben werde, weil Kinder per Elterntaxi in die Schule im Ostseekarree gebracht würden.

Dörthe Ploß: „Trotz alledem hat die AG Schulwegsicherung die Kreuzung als sicher eingestuft.“ Die Schulkonferenz ihrer Schule (Lehrer, Eltern, Schüler) habe sich im Juni 2022 gegen den Neuzuschnitt der Einzugsbereiche ausgesprochen. Darauf habe das Amt aber nicht reagiert und auch nicht auf Briefe geantwortet. 

Der letzte Senat hatte auf Anfragen Pätzolds erklärt, der neue Zuschnitt der Schuleinzugsbereiche habe seinen Grund darin, dass im weiteren Umfeld die Grundschulen teilweise überlastet seien, beispielsweise die Grundschule im Ostseekarree dagegen einen „Kapazitätsüberhang“. Also zu wenige Schüler. 

Die Polizei widmet sich immer wieder einmal der Bekämpfung von Elterntaxis: Die Kinder werden oft im Halteverbot vor Schulen rausgesetzt.
Die Polizei widmet sich immer wieder einmal der Bekämpfung von Elterntaxis: Die Kinder werden oft im Halteverbot vor Schulen rausgesetzt. Volkmar Otto

Was die gefährliche Kreuzung angehe, schrieb die Senatsbildungsverwaltung, man habe schon öfter Einzugsbereiche so schneiden müssen, dass größere Straßen von den Schülern überquert werden müssen, um zur Schule und wieder nach Hause zu kommen.

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Senat: Eltern müssen für Verkehrserziehung sorgen

Im konkreten Fall habe die Kreuzung breite, beleuchtete und gekennzeichnete Fuß- und Radwege sowie Ampeln. Im Übrigen sei „auch festzuhalten, dass Verkehrserziehung auch Teil der elterlichen Pflicht ist und geeignete Vorkehrungen für die Teilnahme von Kindern im unvermeidbaren Straßenverkehr zu treffen sind“.

Eltern müssten dafür sorgen, dass ihre Kinder am Unterricht teilnehmen „und somit die Beförderung ihrer Kinder zur Schule faktisch zu organisieren“.

Elternvertreterin Dörthe Ploß (l.) und der Abgeordnete Martin Pätzold übergeben vor der Grundschule am Faulen See die Unterschriften an die neue Lichtenberger Stadträtin Catrin Gocksch. Sie will sich des Schulweg-Problems annehmen.
Elternvertreterin Dörthe Ploß (l.) und der Abgeordnete Martin Pätzold übergeben vor der Grundschule am Faulen See die Unterschriften an die neue Lichtenberger Stadträtin Catrin Gocksch. Sie will sich des Schulweg-Problems annehmen. Gerd Engelsmann

Neue Bildungsstadträtin will sich des Problems annehmen

Stadträtin Gocksch sagte dem KURIER: „200 Unterschriften von besorgten Eltern und Großeltern machen mir deutlich, dass Politik hier handeln muss. Als Stadträtin, die vor knapp zwei Wochen neu in das Amt gewählt wurde, werde ich mich zeitnah mit der Anpassung des Einzugsgebietes beschäftigen. Unsere Kinder haben sichere Schulwege verdient. Gerade, damit sie auch zu Fuß zur Schule gehen können.“

Elternvertreterin Ploß zieht aus dem ganzen Vorgang den Schluss, dass es zu wenig Kommunikation gegeben habe. Hätte der Bezirk früher mit den Schulen und Elternvertretungen gesprochen, hätte das „den Ärger verhindern können“.