Eltern können Gefühl von Sicherheit immer weniger vermitteln
Viele Eltern fühlen sich derzeit mit der Kinderbetreuung allein gelassen. Ihr Unmut ist nachvollziehbar. Und jetzt fallen auch noch reihenweise die Schuleingangsuntersuchungen für die künftigen Erstklässler aus.

Sicherheit – zu den wichtigsten Dingen, die Eltern ihren Kindern geben sollen, gehört Sicherheit. Doch das Gefühl von Sicherheit können sie nur dann vermitteln – ohne zu lügen –, wenn sie nicht selbst verunsichert sind. Das aber sind derzeit sehr viele Eltern in Berlin. Oft fühlen sie sich mit der Betreuung und Beschulung ihrer Kinder allein gelassen von Politik, Verwaltung und Gesellschaft.
Die einen ärgern sich, dass Profifußballer wieder kicken dürfen, ihre Kinder im Verein aber nicht. Andere würden ihre Kinder gern wieder länger in Kitas oder Schulen bringen, um arbeiten zu können. Doch da ist Berlin sehr zögerlich, egal, was andere Länder so machen. In Berlin läuft alles erst einmal ganz gemächlich weiter. Zukunftspläne oder wenigstens klare Absichtserklärungen gibt es nicht, und viele Eltern sind genervt von der ewigen Unsicherheit.
Dazu kommt nun, dass viele Kinder eventuell bis August gar keine Schuleingangsuntersuchung absolviert haben werden. Die Untersuchung ist laut Schulgesetz eigentlich Pflicht, aber Tausende Kinder wurden coronabedingt bislang nicht darauf untersucht, ob sie in ihrer Entwicklung so weit sind, dass sie in die Schule dürfen.
Untersuchung ist Pflicht und Eltern haben ein Recht darauf
Die Hauptgründe: In den Bezirken sind viele Stellen nicht besetzt und die Ärzte, die da sind, müssen rackern und all jene Leute ausfindig machen, die Kontakt zu Corona-Infizierten hatten. Da trifft also ein aktuelles Problem auf ein lange bekanntes strukturelles Defizit.
Das Ganze geht – wie so oft in Corona-Zeiten – wieder mal zu Lasten der Kinder und Eltern. Und die Zeit drängt. Sie drängt sogar sehr: Denn in einem Monat sind Ferien. Und auch Eltern haben ein Recht darauf, rechtzeitig zu wissen, ob ihr Kind schultauglich ist. Sie haben ein Recht auf Klarheit.
Die Politik muss alles unternehmen, damit Kinder nicht das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen verlieren, weil Eltern ständig verunsichert und genervt sind.