Der Suppen-Held von Kladow: Eintopf gegen die Einsamkeit
Früher hatte er einen Malerbetrieb, doch im Ruhestand fällt Gerd Romeike die Decke auf den Kopf. Deshalb kocht er riesige Suppen-Portionen – und gibt sie an Bedürftige ab.

Gibt es etwas, das so glücklich macht, dass es sogar gegen die Corona-Einsamkeit hilft? Im Fall von Gerd Romeike lautet die Antwort ganz klar: Ja, Suppe! Der Pensionär, der in Kladow sein Zuhause hat, kocht für sein Leben gern Eintöpfe. Doch er lebt allein, der Aufwand lohnt nur wenig. Deshalb gibt er seine Gerichte gut abgepackt und eingefroren an andere ab. Und zaubert damit Menschen, denen Geld, Zeit oder Gesundheit fehlen, Suppe auf den Teller und ein Lächeln ins Gesicht.
Wer im sozialen Netzwerk Facebook unterwegs und in der Bezirksgruppe von Spandau aktiv ist, kommt an den Beiträgen von Gerd Romeike nur schwer vorbei. Auch am vergangenen Mittwoch meldete sich der Rentner hier mit einem kurzen Beitrag zu Wort. „Ich habe für euch gekocht, Erbsensuppe nach Bundeswehrart“, schreibt er. „Nur an Selbstabholer. Habt noch einen schönen Tag!“ Dazu: Bilder von in Tüten verpackter Erbsensuppe.
Romeike ist weder Koch, noch hat er ein Restaurant oder einen Lebensmittelladen – und er will auch kein Geld verdienen. Romeike hat einfach nur viel Zeit. „Ich habe momentan wenig Kontakt zu Verwandten – und ich habe viel Zeit und koche gern“, erzählt er am Telefon, als der KURIER ihn erreicht. „Aber wenn ich einen Topf Suppe koche, kann ich so viel gar nicht essen.“ Schon vor Jahren habe er sein Essen Bedürftigen zur Verfügung gestellt. Nun, während der Corona-Zeit, flammte die Beschäftigung neu auf. „Ich freue mich, wenn ich darüber andere Menschen kennenlerne, auch wenn sie sich nur eine Portion Suppe holen.“

Romeike hatte früher einen Malereibetrieb in Spandau, doch als Pensionär falle ihm „die Decke auf den Kopf“, sagt er. In der warmen Jahreszeit kümmere er sich um Gurken- und Tomatenbeete, doch im Winter herrscht Ebbe im Garten. Doch das Kochen liebt der Rentner – „nach den alten Rezepten, wie man es von den Großeltern kennt“. Mehrere Suppen hat er im Programm, Erbsen-, Linsen-, Bohnen- und Kartoffeleintopf, aber auch ein Chili, auf das er stolz ist. „Denn ich verwende Gewürze, die ich vor Jahren aus Amerika mitgebracht habe. Die geben dem Gericht einen besonderen Geschmack.“
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Alle zwei Tage stellt er sich an den Herd, kocht literweise, dann wird abgefüllt und eingefroren. Am Gartenzaun seines Hauses in Kladow findet die kontaktlose Übergabe statt. Die Abnehmer: Menschen, denen die Zeit oder das Geld für eine warme Mahlzeit fehlt. „Aber es war auch schon eine ältere Dame, die Gicht in den Händen hat und deshalb selbst nicht mehr kochen kann.“ Umso mehr freut er sich, wenn seine Werke schmecken. „Viele kennen diese Art zu kochen noch von den Eltern, machen sich die Arbeit aber nicht wegen dem Geschnippel.“
Geld möchte er keins, nur über kleine Spenden freut er sich, damit er die Kosten für die Zutaten decken kann. Manche bringen auch kleine Geschenke mit. Romeike freut sich einfach über das besondere Hobby – und ist glücklich, dass er so mit anderen in Kontakt kommt. Mehr noch: Im Netz hat er sogar eine kleine Fangemeinde. Schon kurze Zeit nach seinen Veröffentlichungen muss er verkünden, dass alle Suppenportionen reserviert sind. „Manchmal habe ich schon mehrere Bestellungen, bevor ich überhaupt anfange“, sagt er und lacht.