Beim Einkaufen wird schon wieder gedrängelt. 
Beim Einkaufen wird schon wieder gedrängelt.  Foto: DAVIDS/Sven Darmer

Am Vormittag höre ich im Radio Lothar Wieler, Chef des Robert Koch-Instituts, der feststellt, dass die Corona-Neuinfektionen bei Menschen unter 60 Jahren, bei Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren sogar „sehr rasant“ seit Mitte Februar ansteigen. Dritte Welle und so. Ich wundere mich ein bisschen, wenn ich zugleich an die üppigen Lockerungen in Berlin seit Beginn dieser Woche denke.

Abstände werden nicht wahrgenommen

Dann mache ich mich auf ins Rathaus-Center meines Vertrauens und stelle fest, hier feiert die Anarchie fröhliche Urständ. Abstände werden nicht mehr wirklich wahrgenommen, in den Gängen herrscht ein munteres Treiben und die Grüppchen der miteinander Schwatzenden werden auch wieder größer. Beim Kaffeekonzern wird zwar noch hinter einem Tresen an der Tür verkauft, aber im Schuhladen passt schon niemand mehr auf, wer hineinspaziert.

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In der Drogerie ist weit und breit keiner zu sehen, der mit mahnendem Zeigefinger anweist, hier sei  das Einkaufen nur mit Korb erlaubt. Also nehmen viele auch keinen. Im Bäcker nebenan repariert gerade ein Mechaniker die streikende Espressomaschine, der Verkäufer wuselt maskenlos und unbedarft so nahe um ihn herum, dass ich meine, die beiden können einfach nur einem Hausstand angehören. Und im Vorraum der nahe gelegenen Bankfiliale stehen sechs Kunden, obwohl nur drei erlaubt sind.  

Haltet noch durch!

Ich muss an meine 81-jährige Mutter denken, die so corona-vorsichtig ist, dass sie mich am liebsten überhaupt nicht mehr in ihre Wohnung ließe, und wenn, dann darf ich nur mit Maske im Wohnzimmer (!) sitzen. Weil ich will, dass das endlich aufhört – für alle – kann ich nur sagen: Leute haltet ein und AHAltet bitte noch ein bisschen durch!