Hier bekommen Lilly und Lina die Schulroboter an ihrer Schule überreicht. 
Hier bekommen Lilly und Lina die Schulroboter an ihrer Schule überreicht.  Privat

Sie waren wochenlang von ihren Schulkameraden getrennt, jetzt hat sie eine warme menschliche Geste wieder zusammengeführt. Lilly (10) und Lina (10) aus Schwedt (Brandenburg) sind stark körperlich eingeschränkt und sitzen im Rollstuhl. Immer wieder können sie wegen ihrer längeren Klinik- oder Rehaaufenthalte nicht am Unterricht teilnehmen. Nun hat es ihnen der Berliner Verein Kolibri e. V. ermöglicht, mittels eines Schulroboters auch aus der Ferne in ihren Klassenraum an der Astrid-Lindgren-Schule zugeschaltet zu werden. 

„Gerade für schwerkranke Kinder ist die Teilnahme am Unterricht und der Kontakt zu ihren Mitschülern sehr wichtig“, sagt Kolibri-Mitarbeiter Alexander König. Das weiß er aus eigener Erfahrung. Denn seinem eigenen Kind hatte die Astrid-Lindgren-Grundschule vor vier Jahren Interaktivenuntericht in der palliativen Phase seines Sohnes ermöglicht. Damals noch mit zwei Laptops und einer kleinen Webcam. „Schon zu diesem Zeitpunkt war diese Grundschule für diese Form von Inklusion offen und ein Vorreiter in der Uckermark“, betont König, der sich seit dem Tod seines Sohnes für andere schwerkranke Kinder im Verein Kolibri e. V. einsetzt.

Kinder können das Gerät von ihrem Krankenbett aus steuern

Während Lina seit einem Unfall gelähmt ist, leidet ihre Mitschülerin Lilly an einem Gendefekt, mit dem sie auf die Welt kam, weiß der Kolibri-Mitarbeiter. Dank der neuesten Technik sind sie wegen ihrer Handicaps nicht länger benachteiligt, wenn sie mal nicht in die Schule kommen können. Die virtuelle Welt funktioniert so: Die Roboter übertragen den Unterricht der Lehrerin auf den Laptop oder das Tablet, die kranken Kinder selbst können das Gerät von ihrem Krankenbett aus steuern.

Der Telepräsenzroboter ist aufgebaut wie ein Segway. Auf der einachsigen Lafette befindet sich ein höhenverstellbarer Telearm, auf dem sich ein Bildschirm in Form eines Tabletts mit vielen Kameras und einem Mikrofon befindet. Die beiden Mädchen können ihren Roboter aus der Ferne in Betrieb setzen und selbstgesteuert durch den Klassenraum an ihren Platz fahren. 

„Unser Ziel ist es, allen kranken Kindern eine Teilhabe an Bildung und Sozialisation durch diese Roboter zu ermöglichen“, sagt König. Der Kolibri-Verein will noch in diesem Jahr mittels Sponsoren fünf weitere Schulroboter (Stückpreis 5.200 Euro)  im ganzen Bundesgebiet ausliefern. Ein Teil der Vereinsarbeit ist auch, die Politik mehr und mehr für dieses wichtige Hilfsmittel zu sensibilisieren. König: „Viele Politiker sind auf die Schulroboter aufmerksam geworden. Franziksa Giffey hatte schon in ihrer damaligen Funktion als Bundesfamilienministerin umfassend geholfen und der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke und die brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst haben ihre Unterstützung zugesagt.“

Kolibri e. V. will allen Kindern eine Teilhabe an Bildung ermöglichen

Lina und Lilly müssen sich jetzt nicht mehr ausgegrenzt fühlen, wenn es ihnen mal nicht so gut geht. Um noch mehr schwerkranken Kindern und Jugendlichen Last und Sorgen nehmen zu können, sucht der Verein noch weitere Mitstreiter, die ihre sozialen Projekte mit unterstützen können. Gerade organisieren die Kolibri-Mitarbeiter eine Weihnachtsfeier für die kleinen Patienten der Kinderonkologie im Helios-Klinikum in Berlin-Buch. Weitere Informationen: www.kolibrihilft.de