Der verletzte 44-Jährige wird von Sanitätern aus der Kotti-Wache transportiert.
Der verletzte 44-Jährige wird von Sanitätern aus der Kotti-Wache transportiert. Twitter/Kreuzberg United

Ein Twitter-Video aus Kreuzberg geht gerade viral. Innerhalb eines Tages wurde es über 169.000 Mal angesehen. Zu sehen ist darauf ein verletzter Mann, der von Sanitätern bäuchlings und regungslos auf einer Trage liegend aus der Polizeiwache am Kotti transportiert wird. Ein Opfer von Polizeigewalt?

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Über dem Video, das „Kreuzberg United“ gepostet hat, steht ein kurzer Text: „Gestern Nacht, 31.03., konnten wir mit ansehen, wie eine Person von mehreren Beamten zunächst in die Kotti-Wache geführt, und ca. 1 h später blutend und scheinbar bewusstlos von Sanitätern abtransportiert wurde.“ Darunter steht dann noch in den Kommentaren: „Die Person ist – wie auf dem Video und anderen zu sehen ist – bäuchlings und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen, auf die Trage geschnallt. Womit soll solche Behandlung gerechtfertigt werden?“

Auf Twitter entbrennt das Reaktion auf das Video eine heftige Diskussion. „Was ist das @polizeiberlin??? Ein Mann liegt blutend, mit gefesselten Händen auf dem Rücken auf einer Trage und wird aus einer Polizeiwache abtransportiert? Ich verlange eine Stellungnahme“, schreibt ein User, der sich Oberklassenlehrer nennt. Ein anderer schreibt: „Wahrscheinlich dicke Fresse gehabt und die Beamten bedroht ...“

Der 44-Jährige bepöbelte Passanten, rempelte diese an und schrie „Allahu Akbar“

Am Morgen hat nun die Polizei auf das Video reagiert und schildert den Vorfall aus ihrer Sicht. In der Pressemeldung zu dem Vorfall heißt es: „Einsatzkräfte der Polizei wurden kurz nach Mitternacht zur Schlesischen Straße alarmiert, weil der 44-Jährige dort in aggressiver Art Passantinnen und Passanten bepöbelte, diese anrempelte und ein Glasflasche auf dem Gehweg zerschellte.“

Auch beim Eintreffen der Polizeistreife soll sich der Mann weiter aggressiv verhalten und sich bedrohlich von den Einsatzkräften aufgebaut haben. Die Polizisten konnten den 44-Jährigen zunächst beruhigen und legten ihm aus Eigensicherungsgründen Handfesseln an, wie die Polizei mittelt. „Bei der dann erfolgten Überprüfung konnte der Mann kein Ausweisdokument vorlegen, schrie ‚Allahu Akbar‘ und äußerte, der Hooliganszene zuzugehören“, schreibt die Polizei.

Die Kotti-Wache wurde Mitte Februar in Betrieb genommen.
Die Kotti-Wache wurde Mitte Februar in Betrieb genommen. Markus Wächter

Weil der Verdächtige keinen Ausweis vorzeigen konnte, hätten ihn die Beamten zur Überprüfung auf die Wache gebracht, teilt die Polizei weiter mit. Beim Betreten habe er Widerstand geleistet und versucht, sich ruckartig loszureißen. Ein anschließender Atemalkoholtest ergab laut Polizei einen Wert von rund zwei Promille.

In der Kotti-Wache soll der Mann die Polizisten angegriffen haben

Der Betrunkene sei während des Tests auf eine Polizistin zugestürmt und habe versucht, sie zu treten. Andere Polizisten seien eingeschritten und hätten den Mann zu Boden gebracht. Er habe weiter um sich getreten und dabei auch die Büroeinrichtung getreten. Weil er sich im Gerangel im Gesicht verletzt habe, sei der Rettungsdienst gerufen worden.

Der Notarzt habe den Mann versorgt und ruhiggestellt. Er sei ins Krankenhaus und anschließend in Polizeigewahrsam gekommen. Nach einer Blutentnahme habe er gehen können. Zwei Polizeibeamte seien während des Einsatzes an der Hand verletzt worden, hätten aber gehen können.

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Ob der 44-Jährige während der ganzen Zeit auf der Wache Handfesseln trug, blieb am Sonntag zunächst unklar. Die Verbreiter des Videos kritisierten den Vorfall auf Twitter als „Polizeigewalt“. „Womit soll solche Behandlung gerechtfertigt werden?“, schrieben sie.