Ein Frühlingsblumenstraß für Camilla: Sie und König Charles III. werden schon am Flughafen BER herzlich begrüßt.
Ein Frühlingsblumenstraß für Camilla: Sie und König Charles III. werden schon am Flughafen BER herzlich begrüßt. dpa

König Charles III. (74) und Königsgemahlin Camilla (75) sind in Berlin. Und man braucht ein gewaltiges königliches Stehvermögen, um als Zuschauer dieses Ereignis in vollen Zügen erleben zu können.

Denn der Andrang der Menschen in der Stadt ist am Mittwoch groß, um gleich am ersten Tag Charles und Camilla bei ihrem ersten Deutschland-Besuch als britisches Königspaar zu sehen. Schon am frühen Vormittag stehen geduldig über 100 Royal-Fans Unter den Linden vor einem blauem Zelt an, um dann durch diese Kontrollschleuse in den gesicherten Bereich vor dem Brandenburger Tor zu kommen, in dem über fünf Stunden später nur etwa 1500 Berliner und Touristen die königlichen Besucher hautnah bei der offiziellen Begrüßung erleben dürfen.

Jan Brinz aus Erkner steht mit seiner britischen Flagge ganz vorn in der Reihe der Wartenden. 
Jan Brinz aus Erkner steht mit seiner britischen Flagge ganz vorn in der Reihe der Wartenden.  Gerd Engelsmann

Charles und Camilla in Berlin: Mit selbst genähter Briten-Fahne aus DDR-Stoff begrüßt Jan Brinz die Royals

Jan Brinz (56) aus Erkner gehört zu den ersten Wartenden. Seine große britische Flagge ist nicht zu übersehen. „Ich bin England-Fan, liebe die Royals und den Fußball in ihrem Land“, sagt er. „Die Fahne hat mir ein Freund nach der DDR-Wende genäht. Die weißen Streifen stammen von einem Bettlaken, die blauen von einer FDJ-Fahne, die roten aus einer alten SED-Parteifahne.“

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Mit der Flagge fuhr Brinz zur Fußball-WM 1990, feuerte damit das englische Fußball-Team im Halbfinale gegen den späteren Weltmeister Deutschland an. Nun will er Charles und Camilla mit der Fahne begrüßen – natürlich aus der ersten Reihe vor dem Brandenburger Tor.

Nach ganz vorne will auch Beate Henke (66) aus Ostwestfalen-Lippe, die in Herrgottsfrühe mit dem Zug nach Berlin kam, sich in der Bahnhofstoilette königlich schick machte. „Ich muss den Royals ganz nahe sein. Denn ich habe Geschenke. Für Camilla eine Rose, für Charles eine Andenkentasse aus meiner Heimatregion, der die Briten nach dem Krieg beim Aufbau sehr geholfen haben“, sagt sie.

Beate Henke hat es geschafft: Vor dem Brandenburger Tor reicht sie Charles ihr Geschenk.
Beate Henke hat es geschafft: Vor dem Brandenburger Tor reicht sie Charles ihr Geschenk. AFP/Wolfgang Rattay

Die Fans von Charles und Camilla: Wie auf einem Flughafen werden sie kontrolliert

Gegen 11 Uhr öffnet das blaue Zelt. Innen sieht es wie in einer Flughafensicherheitskontrolle aus. Polizisten schauen in die Taschen der Royal-Fans. Danach geht es durch eine Detektoren-Schleuse. Erst dann dürfen alle  auf den Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor. Bis nach 15 Uhr müssen sie dort stehen, bis Charles und Camilla von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und First Lady Elke Büdenbender empfangen werden.

Christoph Mühlbach (59) ist aus Hamburg nach Berlin gereist, um Charles und Camilla zu sehen. „Ich bin ein Fan der britischen Royals, dem ganzen Glanz und Gloria. Schade, in Deutschland gibt es so etwas nicht mehr.“
Christoph Mühlbach (59) ist aus Hamburg nach Berlin gereist, um Charles und Camilla zu sehen. „Ich bin ein Fan der britischen Royals, dem ganzen Glanz und Gloria. Schade, in Deutschland gibt es so etwas nicht mehr.“ Gerd Engelsmann

Dies mitzuerleben, ist für Joachim Krimm (76) aus Tiergarten das Größte. Für ihn sind Besuche der Royals in Berlin Tradition. „Als junger Mann war ich schon 1965 beim ersten Besuch der Queen dabei“, sagt er. Und so ging es immer weiter, wann immer sich ein Royal in Berlin zeigte. „Natürlich erlebte ich auch Charles bei seinen Besuchen aus der Nähe, als er noch Prinz war. Nun bin ich wieder da, um ihn als König zu erleben.“

Sein Eintreten für Umweltschutz, für soziale Projekte – das fasziniere die Berliner an Charles, sagt Lehrerin Arlet von Klies, die mit ihrer Englisch-Klasse aus Lichterfelde angereist ist. Übrigens eine Willkommens-Klasse, deren Schüler ursprünglich aus der Ukraine stammen. Mit ihrem Hut und dem Kleid sieht die Lehrerin wie eine echte englische Lady aus. „Der Hut ist Pflicht, wenn man den König und seine Königin trifft“, sagt sie. „Alles andere verstößt gegen die royalen Regeln.“

Lehrerin Arlet von Klies mit ihrer Klasse aus Lichterfelde. Die Pappkrönchen ihrer Schüler hat eine Burger-Kette an die Wartenden verteilen lassen. 
Lehrerin Arlet von Klies mit ihrer Klasse aus Lichterfelde. Die Pappkrönchen ihrer Schüler hat eine Burger-Kette an die Wartenden verteilen lassen.  Gerd Engelsmann

Charles und Camilla in Berlin: Burger-Kette verteilt Pappkrönchen

Kaum hat sie es gesagt, sind auch ihre Schüler gut behütet. Mit Pappkronen einer Burger-Kette, die das royale Treiben vor dem Brandenburger Tor ausnutzt und diese Werbeartikel an die Wartenden verteilen lässt.

So einen Schnickschnack braucht Erena Wysozzanska (39) aus Wilmersdorf nicht. Sie zeigt mit einer britischen Flagge, auf der die vor einem Jahr verstorbene Elizabeth II. zu sehen ist, dass sie ein echter Royal-Fan ist.

Erena Wysozzanska (39) aus Wilmersdorf begrüßt König Charles III. mit der Erinnerungsfahne vom 70. Thronjubiläum seiner Mutter, der im vergangenen Jahr verstorbenen Queen.
Erena Wysozzanska (39) aus Wilmersdorf begrüßt König Charles III. mit der Erinnerungsfahne vom 70. Thronjubiläum seiner Mutter, der im vergangenen Jahr verstorbenen Queen. Gerd Engelsmann

„Die Fahne stammt vom 70. Thronjubiläum der Queen“, sagt die Frau. „Natürlich war ich 2022 in London bei der Feier dabei, ich sah die Queen auf ihrem Palast-Balkon. Und ich erwies ihr  später beim Trauerzug durch London die letzte Ehre. Jetzt freue ich mich auf ihren Sohn Charles als König. Ich finde es toll, dass er nun als Monarch seinen ersten Auslandsbesuch in Deutschland macht.“

Von der ganzen Aufregung bekommt das Königspaar nichts mit, als es am Nachmittag auf dem BER in Schönefeld landet. 14.10 Uhr verlassen Charles III. im schwarzen Mantel und Gemahlin Camilla im blauen Mantel und mit Hut das Flugzeug, werden mit 21 Salutschüssen empfangen. In einem Bentley, den die britische Botschaft stellte, wird das Paar zum Brandenburger Tor gefahren.

Vom Flughafen BER direkt zum Brandenburger Tor: König Charles und Camilla posieren mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender, bevor der Empfang mit militärischen Ehren beginnt.
Vom Flughafen BER direkt zum Brandenburger Tor: König Charles und Camilla posieren mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender, bevor der Empfang mit militärischen Ehren beginnt. AFP/Adrian Dennis

Kein Abstecher ins Hotel Adlon, wo die Royals übernachten. Der Bentley fährt 15.10 Uhr direkt auf dem Pariser Platz vor. Die Menge jubelt, als Charles und Camilla aussteigen. Weiträumig ist das Areal abgesperrt, gesichert  von Hunderten Polizisten und Soldaten. Hubschrauber kreisen. Auf den Dächern der Gebäude haben sich Scharfschützen postiert.

Das Monarchen-Paar geht am Brandenburger Tor getrennte Wege. Vorab Charles mit dem Bundespräsidenten, dessen First Lady bleibt mit Camilla im Hintergrund. Bundeswehr-Soldaten spielen die Nationalhymnen. Charles darf sich geehrt fühlen: Denn so ein Empfang mit militärischen Ehren vor dem Brandenburger Tor gab es noch nie. 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Charles III. schreiten die Ehrenformation ab. 
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Charles III. schreiten die Ehrenformation ab.  AFP/Wolfgang Rattay

Der erhoffte Kontakt mit dem König: Charles III. geht auf der rechten Seite des Platzes zu den Wartenden, redet mit den Menschen. Auf der linken Seite läuft Camilla herzlich auf die wartenden Menschen zu, die ihr Blümchen reichen.

Und Jan Brinz, der Mann mit der selbst genähten Briten-Flagge, hat es geschafft. Er steht in der ersten Reihe, schüttelt dem König die Hand. Auch Beate Henke ist überglücklich, sie darf ihr Geschenk an Charles übergeben.

Danach geht es für die Royals ins Schloss Bellevue, wo es erst ein Forum mit Klima-Experten und dem König und abends ein Staatsbankett gab. Eingeladen sind unter anderen Vize-Kanzler Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck, dessen Lebensgefährtin Daniela Schadt. Auch Ex-Kanzlerin Angela Merkel, der „Tote Hosen“-Frontmann Campino, der auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, und „Let’s Dance“-Star Motsi Mabuse sind eingeladen.

König Charles III. genießt die herzliche Begrüßung der Berliner.
König Charles III. genießt die herzliche Begrüßung der Berliner. AFP/John Macdougall

Charles und Camilla in Berlin: Das Menü ist regional, saisonal und ökologisch

Insgesamt 130 Gäste sollten an der Tafel die Tischrede des britischen Königs hören. Serviert wird danach gebeizter Karpfen, Weidehuhn mit Pilzen, Spinat-Törtchen und als Dessert Backpflaume mit ostfriesischem Schwarztee und Sandgebäck. Dazu wird Likörwein von der Ahr gereicht. Auch eine vegetarische Variante des Menüs war geplant, in jedem Fall regional, saisonal und ökologisch. So, wie Charles III. es schätzt.

Am Donnerstag geht Charles III. mit Franziska Giffey shoppen

Drei Tage werden die Royals in Deutschland bleiben. Am Donnerstagvormittag wird Charles mit Berlins Noch-Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey ab 10 Uhr den Wochenmarkt auf dem Wittenbergplatz besuchen. Um 12 wird der König im Bundestag erwartet, wo er als erster Monarch überhaupt eine Rede hält. Dort wird Charles III. auch von Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßt werden.

Königsgemahlin Camilla wird herzlich von den Berlinern begrüßt, sie gibt auch Autogramme. 
Königsgemahlin Camilla wird herzlich von den Berlinern begrüßt, sie gibt auch Autogramme.  dpa/Michael Kappler

Danach macht Charles einen Ausflug nach Brandenburg. Als Bio-Pionier will er das Ökodorf Brodowin besuchen. In einer Käserei wird er Käse herstellen, ein Bäcker will ihn mit einer Schokoladen-Krone schon vorab „krönen“. Die echte Krönung wird erst am 6. Mai in London vollzogen.

Der letzte Besuchstag von Charles und Camilla führt die Royals nach Hamburg. Dort besichtigen sie  das Denkmal „Kindertransport – Der letzte Abschied“ und das Mahnmal St. Nikolai. Die Kirche war bei Bombenangriffen der Alliierten während des Zweiten Weltkriegs zerstört worden.