Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen), Forstminister von Brandenburg, betrachtet bei einem vor Ort Termin durch einen Brand geschädigte Kiefern im Landeswald Seddin. 
Axel Vogel (Bündnis 90/Die Grünen), Forstminister von Brandenburg, betrachtet bei einem vor Ort Termin durch einen Brand geschädigte Kiefern im Landeswald Seddin.  Monika Skolimowska/dpa

Nirgendwo sonst in Deutschland hatte es 2022 so oft in Wäldern gebrannt wie in Brandenburg. Jetzt sind die Böden in den Wäldern um Berlin noch feucht. Doch der Sommer und damit auch Trockenheit steht ins Haus. Was kann man tun, damit sich das Flammeninferno in den Wäldern Brandenburgs nicht alle Sommer wiederholt?  Bei einer Tagung in Eberswalde diskutierten mehrere Experten und Forstminister Axel Vogel (Grüne) über die Folgen von Waldbränden und schlossen nicht aus, dass Wälder zum Schutz auch gesperrt werden müssen. 

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Menschen verursachen Waldbrände 

Zum Schutz vor Waldbränden muss aus Sicht der Waldökologin Tanja Sanders stärker gegen menschliches Fehlverhalten vorgegangen werden. Bei hoher Waldbrandgefahr sollten Gebiete notfalls auch gesperrt werden, sagte sie. „Es muss auch wehtun.“ Sanders leitet den Arbeitsbereich „Ökologie und Walddynamik“ am Thünen-Institut für Waldökosysteme in Eberswalde. Fast alle Waldbrände seien auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen, etwa durch Unachtsamkeit oder vorsätzliche Brandstiftung.

Ein Feuerwehrmann bearbeitet nach einem Waldbrand den Waldboden mit einer Hacke.
Ein Feuerwehrmann bearbeitet nach einem Waldbrand den Waldboden mit einer Hacke. Daniel Schäfer/dpa

Sanders sprach sich für mehr Aufklärungskampagnen aus, auch in Schulen. Eine zentrale Frage sei: „Wie schaffe ich es, dass sich Menschen vernünftig verhalten?“ Die Badeseen um Berlin herum würden im Sommer stark mit dem Auto angefahren, das dann irgendwo abgestellt werde. Die Bevölkerung müsse besser sensibilisiert werden, weil Grillen und Rauchen im Wald gefährlich sei, zum Beispiel eben auch in Seenähe, sagte Sanders.

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Hoffen auf ruhige Jahre ist sinnlos 

„Jetzt muss einfach was passieren. Wir können nicht hoffen, dass wir ruhige Jahren haben werden.“ Aus Sanders Sicht sollte die Feuerwehr für Waldbrandeinsätze besser spezialisiert und mehr Geld für den Aufbau von Einsatzzentren mit hauptamtlichen Feuerwehrleuten bereitgestellt werden.

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Die Wissenschaftlerin untersuchte die Brennbarkeit des Bodenbelags im Wald - also Nadeln, Blätter, Äste, trockene Gräser. „Die Wärmefreisetzung ist bei der Kiefer doppelt so hoch wie bei der Buche“, sagte sie. Gerade in Kiefernwäldern, die in Brandenburg sehr stark verbreitet sind, können sich Feuer schnell ausbreiten.

Ein Löschfahrzeug der Feuerwehr fährt zu einem Einsatz. 
Ein Löschfahrzeug der Feuerwehr fährt zu einem Einsatz.  Patrick Pleul/dpa

500 Waldbrände in Brandenburg 2022

In Brandenburg gab es im Jahr 2022 laut Innenministerium mehr als 500 Waldbrände. Fünf davon galten als Großschadenslagen. Stark betroffen waren die Landkreise Elbe-Elster und Potsdam-Mittelmark, wo mehrere hundert Hektar Wald brannten. Die Landesregierung hatte im Januar angekündigt, ein Waldbrand-Kompetenzzentrum aufbauen zu wollen. Der Waldumbau mit mehr Laubbäumen soll laut Forstminister Vogel vorangetrieben werden.

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Dass sich Brandenburg den Verlust von Wäldern nicht leisten kann, zeigt der letzte Waldzustandsbericht. Die Veränderungen in den Wäldern um Berlin sind dramatisch. Das zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 2009. Das war jenes Jahr, in dem es dem Wald seit Beginn der Kontrollen 1991 am besten ging. 2009 wiesen 69 Prozent aller Bäume keine Schäden auf. Inzwischen gelten nur noch acht Prozent aller Bäume als gesund. Das ist der niedrigste Wert, der seit Beginn der Erfassung gemessen wurde.

Durch Dürren sind die Bäume nicht mehr so widerstandsfähig und werden anfällig für Schadinsekten und Pilze, sie knicken häufiger um bei Stürmen und verbrennen schneller bei Waldbränden. So wurden seit 2019 etwa 15.000 Hektar Wald vernichtet, die wieder bewaldet werden müssen. Und auch das Jahr 2022 war ein Waldbrandjahr mit 504 Feuern, die fast so viel Wald vernichteten wie die Brände im bisherigen Negativrekordjahr und ersten Dürrejahr 2018.