Der Angeklagte (r.) schämte sich am Freitag vor Gericht in Grund und Boden.
Der Angeklagte (r.) schämte sich am Freitag vor Gericht in Grund und Boden. dpa/Riedl

Er raste drei Freunde in den Tod: Omran El H. (22) steht nach dem Horror-Crash in Treptow vor Gericht.

Ihm gegenüber saßen neun Hinterbliebene. Mütter, Väter, Schwestern, Brüder. Schmerz und Trauer ins Gesicht geschrieben. Still weinend, hörten sie die Anklage, dann die Erklärung des Todesfahrers.

Er sah nicht einmal auf zu ihnen, als er gut ein Jahr nach dem Unfall endlich sein Beileid aussprach. Und verlas: „Es war eine normale Fahrt für uns, wie wir sie ständig gemacht haben.“

Der Unfallwagen ist komplett zerrissen, ein Feuerwehrmann versucht zu retten, was zu retten ist.
Morris Pudwell
Der Unfallwagen ist komplett zerrissen, ein Feuerwehrmann versucht zu retten, was zu retten ist.

Auf verbotenes Autorennen mit Todesfolge lautet die Anklage. Bis zu zehn Jahre Haft drohen. Er hatte sich einen Audi-Sportwagen geliehen – 450 PS stark. El H.: „Als Geburtstagsgeschenk von einem Nachbarn habe ich den Audi RS5 geliehen bekommen.“

Am Treptower Park verlor der Tot-Raser die Kontrolle über den Wagen

Drei Freunde lud er ein. Eine Spritztour Richtung Neukölln. Die Fahrt der 19- bis 21-Jährigen endete schrecklich. Es war 22.38 Uhr, als El H. am 2. Februar 2021 auf der Straße Am Treptower Park die Kontrolle über den Wagen verlor.

Nach einer unglaublichen Raserei laut Anklage: „Er beschleunigte auf mindestens 150 km/h.“ Eine Autofahrerin (51): „Er überholte mich, ich spürte einen riesigen Windzug.“ Ein Fahrer (31): „Zickzack fuhr er, um auf der dreispurigen Straße alle zu überholen. Er war mit sehr hohem Tempo unterwegs, meine Autoscheiben wackelten.“

Die Strecke – zu der Uhrzeit eine Tempo-30-Zone. Der Audi kollidierte kurz mit der Bordsteinkante, kam ins Schleudern, krachte gegen einen Baum. Die Anklage: „Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass die Krone des Baums abbrach.“

Ein brennender Mann kroch aus dem Wrack

Der Audi wurde auseinandergerissen, prallte gegen einen weiteren Baum, dann gegen einen Schaltkasten, einen Baucontainer. Der hintere Teil des Fahrzeugs ging in Flammen auf. Eine Zeugin: „Ein Flammeninferno. Ein brennender Mann kroch aus dem Wrack.“

Einer der Insassen wurde aus dem Wagen geschleudert, starb wenig später. Ein 19-Jähriger verbrannte im Auto. Der dritte Mitfahrer erlitt so schwere Verbrennungen, dass er einige Tage später verstarb. Lediglich Fahrer El H. kam glimpflich davon.

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Nun jammerte er: „Der schlimmste Tag meines Lebens.“ Und: „Ich wünschte, dass ich gestorben wäre und nicht sie.“ Wie es zum Crash kam, könne er nicht verstehen – „irgendwie muss ich die Kontrolle über den Wagen verloren haben.“

Er sei beim Überholen „bestimmt schneller gefahren, mit 80 oder sogar 100, aber durchgedrückt habe ich nicht“. Damals sei er „immer etwas schneller gefahren als erlaubt“. Nun wolle er nie mehr Auto fahren. Fortsetzung: Mittwoch.