Doktor Wuff auf dem Vormarsch! Gibt es bald in allen Kliniken Therapiehunde?

Der erste Klinikhund in Festanstellung kam aus Lichtenberg – und inzwischen kommen in immer mehr Krankenhäusern Tiere zum Einsatz.

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Therapiehund Lewis-Oskar bei seinem Einsatz im Sana-Klinikum Lichtenberg.
Therapiehund Lewis-Oskar bei seinem Einsatz im Sana-Klinikum Lichtenberg.Christoph Soeder/dpa

In der vergangenen Woche habe ich für den KURIER über eine Veranstaltung berichtet, die ich wirklich sehr spannend fand: Im Innenhof des Lichtenberger Sana-Klinikums fand zum ersten Mal der „Sana Dog Day“ statt. Hier konnten sich Hundehalter und Hundehalterinnen darüber informieren, was es braucht, um den eigenen Vierbeiner zum Therapiehund ausbilden zu lassen. Im Sana hat man bereits gelernt, wie hilfreich so ein „Doktor auf vier Beinen“ sein kann: Der sieben Jahre alte Lewis-Oskar war hier der erste deutsche Klinik-Hund in Festanstellung.

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Schon vor sieben Jahren, als Lewis-Oskar noch ein kleiner Welpe war, habe ich über ihn und sein Herrchen Dr. Eric Hilf berichtet. Ich gebe zu: Auch ich fragte mich zu Beginn, ob es wirklich eine gute Idee ist, wenn ein Hund tagein, tagaus im Krankenhaus „arbeitet“. Doch schon nach dem ersten Besuch waren meine Bedenken wie verflogen. Zum einen, weil ein Hund, der eine Ausbildung zum Therapiehund genießt, wohlerzogen sein MUSS – im Gegensatz zu Hunden, deren Halter sich für das Benehmen ihrer tierischen Begleiter nicht interessieren.

Therapiehund Lewis-Oskar zaubert jedem Patienten ein Lächeln ins Gesicht

Viel spannender waren aber die Begegnungen mit Patienten: Lewis-Oskar zauberte jedem, wirklich jedem ein Lächeln ins Gesicht. Dr. Eric Hilf ist der Chef der Geriatrie am Sana-Klinikum, hier kommt der Therapiehund zum Einsatz, hilft etwa bei Mobilisierungs-Übungen.

Wir beobachteten damals ein Treffen mit einem Patienten, der ihn einfach nur streicheln und ihm ein Leckerli übergeben durfte. „Na, dit is dit schönste vom Tach!“, sagte der Mann zu Lewis-Oskar – und meinte damit, dass das Leckerli für Lewis-Oskar das Highlight sei. Doch ich hatte das Gefühl, in Wirklichkeit meinte er sich selbst, so schön fand er die Begegnung mit dem tierischen Doktor.

Nach Jahren macht das Experiment mit dem Klinik-Hund nun Schule: Auch weitere Krankenhäuser in Deutschland haben bereits Therapiehunde. Und: Es ist schön, wenn man sieht, wie viele Halter sich für eine Ausbildung ihrer Tiere interessieren. Zu Besuch waren in der vergangenen Woche etwa auch Hundetrainerin Ulrike Irrmisch aus Schöneiche und ihr Begleiter Poe. Sie arbeitete früher in einer Klinik, machte sich später mit einer Hundeschule selbstständig – und nachdem sie bereits einen Therapiehund ausbildete, ist nun Poe an der Reihe.

Ulrike Irrmisch mit Hund Poe, den sie gerade zu einem Therapiehund ausbildet.
Ulrike Irrmisch mit Hund Poe, den sie gerade zu einem Therapiehund ausbildet.Markus Wächter/Berliner KURIER

Mit ihren Tieren ist sie in einer Kinderklinik unterwegs, besucht dort etwa Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die in psychosomatischen Behandlungen sind. „Sie beschäftigen sich mit dem Hund, sollen darüber aus ihrem eigenen Denken herauskommen“, erklärt sie. Das klappt beispielsweise bei Suchspielen sehr gut. Aber auch Kinder, die an Spastiken leiden, bekommen Hilfe von ihren Hunden.

Wie macht man seinen Hund zu einem echten Therapiehund?

„Wir versuchen beispielsweise, verkrampfte Hände zu öffnen, indem Poe daran leckt.“ Für sie sei ein Therapiehund eine „totale Bereicherung“, sagt Irrmisch. „Es entstehen so viele kleine Momente des Glücks. Gerade bei Kindern: Wenn ein krankes Kind durch eine Begegnung mit dem Hund wieder lachen kann, sieht man manchmal auch die Eltern vor Glück weinen“, sagt sie.

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Nur: Was tun, wenn ich meinen Hund zum Therapiehund ausbilden lassen möchte? Grundsätzlich gilt: Nicht jeder Hund ist dafür geeignet – es braucht einen ausgeglichenen Charakter. Ressourcen-Neid darf das Tier nicht haben. „Ein Hund, der anderen den Ball wegnimmt und nicht wieder hergibt, ist für den Job beispielsweise nicht geeignet“, sagt Irrmisch. „Jeder Halter findet seinen Hund toll – aber am besten sollte vor dem Beginn erstmal ein professioneller Hundetrainer draufschauen.“

Dr. Eric Hilf, Chefarzt der Geriatrie im Sana-Klinikum Lichtenberg, mit Therapiehund Lewis-Oskar.
Dr. Eric Hilf, Chefarzt der Geriatrie im Sana-Klinikum Lichtenberg, mit Therapiehund Lewis-Oskar.Markus Wächter/Berliner KURIER

Das bestätigt auch Hundetrainerin Carola Schulze, die an der Ausbildung von Klinik-Hund Lewis-Oskar beteiligt war. „In keinem Fall sollte etwas übers Knie gebrochen werden. Wer wirklich einen Therapiehund ausbilden will, sollte am besten schon bei der Auswahl des Hundes mit einem Profi-Züchter zusammenarbeiten“, sagt sie. „Ob es am Ende klappt oder nicht, sieht man aber selbst bei der besten Vorauswahl erst im Laufe der Zeit.“

Eine gute Hundeschule sei wichtig, damit die Ausbildung gelingt. Begonnen werden sollte damit spätestens, wenn der Hund drei bis vier Jahre alt ist. Und: Der Trainer müsse „auch Menschen lieben“, sagt sie. Denn wichtig bei der Therapiehunde-Ausbildung sei vor allem, dass die Chemie zwischen Hund und Halter stimmt.

Hundetrainerin Carola Schulze betreute die Ausbildung von Therapiehund Lewis-Oskar im Lichtenberger Sana-Klinikum.
Hundetrainerin Carola Schulze betreute die Ausbildung von Therapiehund Lewis-Oskar im Lichtenberger Sana-Klinikum.Markus Wächter/Berliner KURIER

Ich hoffe, dass sich noch viel mehr Menschen dazu entschließen, ihre Hunde ausbilden zu lassen. Ich habe im Sana-Klinikum gesehen, wie gut vielen Patienten so ein tierischer Besucher tun kann – und die Tatsache, dass immer mehr Krankenhäuser Hunde in der Therapie nutzen, spricht für sich. Ich glaube, dass es mit sehr viel Aufwand, Mühe und Arbeit verbunden ist, eine solche Ausbildung zu stemmen. Aber ich glaube auch, dass das Ergebnis mit keinem Geld der Welt bezahlbar ist. Carola Schulz sagt, jeder Therapiehund sei „ein Herzensöffner“. Und ich glaube ihr.

Florian Thalmann schreibt jeden Mittwoch im KURIER über Tiere.
Kontakt in die Redaktion: wirvonhierberlinerverlag.com