Honeckers Milliarden- Sessel ist im DDR- Museum als besondere Besucher-Attraktion zu Himmelfahrt und Pfingsten zu sehen.
Honeckers Milliarden- Sessel ist im DDR- Museum als besondere Besucher-Attraktion zu Himmelfahrt und Pfingsten zu sehen. Foto: DDR-Museum

Berlin – Ein Plüschsessel ist die neue Attraktion im DDR- Museum in Mitte. Nicht irgendein Möbelstück, das
einst in den Wohnzimmern der Ostdeutschen stand. Dieser Sessel schrieb deutsch- deutsche Geschichte – und er
ist milliardenschwer! Es ist der Sessel von DDR-Staatschef Erich Honecker. Vor 37 Jahren saß er darauf, als er
sich mit dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß traf, der der DDR einen Milliarden-Kredit bescherte.

Der historische Sessel gehörte zum Mobiliar des Jagdschlosses Hubertusstock am Werbellinsee in der Schorfheide, das ab 1979 das Gästehaus der Staatsmacht war. Im Eingangsbereich stand er, war Teil einer Sitzgruppe. Auf ihm nahm stets Honecker Platz, wenn er ausländische Politiker begrüßte.

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Franz Josef Strauß zu Besuch

„Zu den prominentesten Gästen zählten 1981 Bundeskanzler Helmut Schmidt, Bundeswirtschaftsminister Otto Graf
Lambsdorff, Fidel Castros Bruder Raúl und der damalige sowjetische Staatschef Leonid Breschnew, mit dem Honecker in der Schorfheide jagte“, sagt Jörn Kleinhardt (40) Sammlungsleiter des DDR-Museums.
Doch nur der Gast, der am 24. Juli 1983 im Jagdschloss Hubertusstock erschien, sorgte richtig für Aufsehen. Ausgerechnet der in der DDR-Propaganda als „Kommunistenhasser“ geltende Franz Josef Strauß reiste damals privat in den SED-Staat ein und wurde von Honecker auf seinem Jagdsitz freundlich empfangen.

Was er auf seinem Sessel mit Strauß besprach, ging später durch die Weltpresse. Der bayerische Ministerpräsident hatte der DDR einen Milliardenkredit aus der Bundesrepublik besorgt. Mit dem Geld aus westlichen Banken rettete Strauß den SED-Staat vor dem verfrühten wirtschaftlichen Untergang.

Das Treffen zwischen Erich Honecker und Franz Josef Strauß, das der DDR 1983 den Milliarden-Kredit aus dem Westen bescherte.
Das Treffen zwischen Erich Honecker und Franz Josef Strauß, das der DDR 1983 den Milliarden-Kredit aus dem Westen bescherte. Foto: dpa

Den Deal hatte der Bayer zuvor mit dem DDR-Devisenbeschaffer und Stasi-Mann Alexander Schalck-Golodkowski
eingefädelt. Als Gegenleistung musste die DDR Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze abbauen und für Reiseerleichterungen sorgen.

Milliarden-Plüschsessel im DDR-Museum

Sechs Jahre nach dem Treffen ging die DDR dennoch unter, Honecker dankte 1989 ab. Und sein Sessel verschwand vorerst in der Versenkung. „Genauer gesagt mit vielen weiteren Möbeln und Geräten stand der Sessel nach der Wende im leeren Wasserbecken des Schwimmbades des Jagdschlosses“, sagt Museums- Mann Kleinhardt. Nach Jahren des Leerstandes gehört nun das Hubertusstock-Anwesen der Ringhotel-Gruppe. „Als das Unternehmen das Haus zum Tagungshotel sanieren ließ, wurden dem DDR-Museum viele Sachen aus dem Jagdschloss zur Bewahrung überlassen“, sagt Kleinhardt.

Dazu gehört auch Honeckers Milliarden-Plüschsessel. „Seit 2017 ist er nun Bestandteil unserer Sammlung, die aus über 300.000 Objekten besteht“, sagt der Sammlungsleiter. Als besondere Attraktion des Museums zu Himmelfahrt und Pfingsten wird nun der Sessel erstmals bis zum 1. Juni in der Ausstellung des DDR-Museums gezeigt.