Dieser „Bares für Rares“-Händler macht Kino-Hits
Der Düsseldorfer „Bares für Rares“-Händler hat schon wichtige Requisiten für Berliner Produktionen wie „Babylon Berlin“, „Good Bye, Lenin!“ und „Das Adlon“ beigesteuert.

Obwohl der Fundus in den Babelsberger Filmstudios so groß ist: Ohne Markus Wildhagen würde vielen in Berlin und Brandenburg gedrehten Kinofilmen und TV-Serien etwas fehlen. Der Düsseldorfer „Bares für Rares“-Händler hat schon wichtige Requisiten für „Babylon Berlin“, „Good Bye, Lenin!“, „Das Adlon“ oder die „Tribute von Panem“ beigesteuert.
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Markus Wildhagen ist einem Millionenpublikum als Antiquitäten-Händler aus der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ bekannt. Er ist seit mehr als sechs Jahren und 400 Sendungen einer der Händler, die dort regelmäßig Raritäten ersteigern. Was deutlich weniger Menschen wissen: Der Düsseldorfer gilt als einer der führenden Requisiten-Verleiher für Filmproduktionen in Europa.
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Ob Schreibmaschinen für „Der Untergang“ oder Möbel und Lampen für „Grand Budapest Hotel“ – wenn ein opulentes Film-Epos mit historischem Set gedreht werden soll, fällt oft sein Name.
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Der „Bares für Rares“-Händler hat einen Fundus mit bis zu 30.000 Stücken
Der Antiquitäten-Händler hat über die Jahrzehnte einen Fundus von 20.000 bis 30.000 Stücken aufgebaut, der als einer der größten in Europa gilt. Auf 1300 Quadratmetern einer ehemaligen Schnapsfabrik in Düsseldorf-Unterbilk hängen so rund 1000 verschiedene Lampen aus 140 Jahren an der Decke.
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Der Fundus in Babelsberg sei natürlich größer, aber selbst „Babylon Berlin“ kam nicht ohne ein paar Stücke aus Wildhagens Refugium aus. Gerade waren die Netflix-Macher für die Ausstattung der „Tribute von Panem“ zu Besuch. Seine Kunden sind Filmausstatter wie der oscarnominierte Bernhard Henrich.

„Die Manns“ wurden ebenfalls mit Requisiten aus Düsseldorf bestückt und das TV-Drama um das Luftschiff „Hindenburg“: „Die 200 alten Koffer, mit denen die Passagiere zum Luftschiff laufen, sind alle von hier“, sagt Wildhagen.
Seine Unikate waren in „Das Parfum“ zu sehen, in „Hotel Lux“ oder „Das Adlon“. Für das „Wunder von Bern“ steuerte er Möbel und Fahrräder aus den 1950ern bei. Für „Das Parfum“ waren es Labor-Utensilien.
Eben noch bei „Bares für Rares“, jetzt schon in einem Film-Hit
Ein rostender Oldtimer weist den Weg zu diesen Stücken. Im Düsseldorfer Hinterhof muss der Besucher erst mal gegen die Reizüberflutung ankämpfen: Designstücke der vergangenen Epochen sind hier bis unter die Decke komprimiert.
Auch viele Werbekampagnen wurden aus diesem Fundus bestückt. „Oft ist es gar nicht New York, sondern Unterbilk“, sagt Wildhagen. Wer eine Stilikone aus den Design-Epochen Bauhaus, Art déco oder Jugendstil sucht, hat besonders gute Chancen, bei ihm fündig zu werden.
Ob eine alte Telefonzelle aus Holz oder ein gewaltiger Scheinwerfer von einem Marineschiff aus DDR-Produktion, die Auswahl ist gewaltig. Etwa 100 Lkw-Ladungen hat er in den vergangenen Jahrzehnten zusammengekauft, schätzt Wildhagen. Auch viele Stücke aus der „Bares für Rares“-Sendung sind heute Teil des Film-Fundus.
Für den Film „Good Bye, Lenin!“ vom Ende der DDR hätten die Macher eigentlich noch genug Requisiten vor Ort in Berlin finden können, könnte man glauben, aber falsch: Auch für diesen Film kamen Requisiten aus den 1970er-Jahren via Düsseldorf zum Einsatz.

Mitten in dem Gewimmel der alten Fabrikräume steht in einem Seitentrakt ein weißes Strandhaus im Sand. „Für Bademoden-Shootings auch im Winter.“ Wildhagen stattet auch Ladenlokale, Schaufenster und Messestände aus.
Markus Wildhagen lehnte zwei Jahre lang ab, Teil des „Bares für Rares“-Teams zu werden
30 Jahre gibt es seinen Antiquitätenhandel, Wildhagen ist aber schon seit 43 Jahren im Geschäft. Mitschuld an seiner ungewöhnlichen Laufbahn habe wohl sein Großvater, ein Architekt, der ihn mit seinem Bewusstsein für schöne Dinge infiziert habe.
Seit „Bares für Rares“ hat sich für Wildhagen vieles verändert: „Ich bekomme am Tag bis zu 300 Fotos geschickt mit der Bitte um Expertise. Viele verstehen dabei nicht, wie viel Arbeit das ist, die man nicht mal eben so aus dem Ärmel schütteln kann.“
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Viele Angebote muss der 56-Jährige inzwischen ausschlagen: „Ich werde nach Mallorca oder Meran eingeladen, um dort Sammlungen zu schätzen, oder für Haushaltsauflösungen angefragt.“
Dabei wäre es mit seiner eigenen TV-Karriere fast nichts geworden: „Ich habe zwei Jahre lang Nein gesagt – mich dann aber zum Glück doch noch umstimmen lassen.“