Diese Zahl ist einfach unglaublich! Berliner Bauarbeiter fahren im Jahr 3025-mal um die Erde
Zum ersten Mal auf dem Lohnzettel der Bauarbeiter aus Berlin: eine Entschädigung für die Wege zu den Baustellen.

Sie rackern bis zum Umfallen, und was viele gar nicht wissen, sie reisen auch ohne Ende: Bauarbeiter. Jetzt kam raus, dass Berliner Bauarbeiter im Jahr 3025-mal um die Erde fahren – eine unglaubliche Zahl, denn einmal um die Erde heißt: 40.000 Kilometer zurücklegen.
Der Lohnzettel für Berliner Bauarbeiter sieht diesmal in einem entscheidenden Punkt anders aus, vermeldet die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt IG BAU): Zum ersten Mal würden Bauarbeiter im Februar eine Lohnabrechnung bekommen, auf der die Kilometer eine Rolle spielen, die sie im Januar auf ihrem Weg zu den Baustellen zurückgelegt haben!
„Das ist eine Premiere für den Bau: Endlich gibt es eine Entschädigung für die Fahrstrecken und damit vor allem für die vielen Stunden, die Maurer, Betonbauer, Kranführer & Co Monat für Monat auf der Straße unterwegs sind. Denn bislang hat ein Großteil der Bauarbeiter Zeit und Nerven investiert, um zu den Baustellen zu kommen. Und das alles zum Nulltarif. Denn die meisten Bauarbeiter haben ihre Zeit für die Fahrten zur Baustelle dem Chef einfach geschenkt“, sagt Christian Stephan.
121,2 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr
Für den Bezirksvorsitzenden der IG BAU Berlin ist die Entschädigung der Wegezeit „ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Arbeit auf dem Bau vom Lohn her attraktiver und gleichzeitig auch gerechter zu machen“.
Immerhin sind die Strecken, die Bauarbeiter auf ihrem Weg zu den Baustellen zurücklegen, enorm, so die IG BAU Berlin. Die Bau-Gewerkschaft hat die Fahrstrecken beim Pestel-Institut (Hannover) untersuchen lassen. Demnach sollen gut 27.300 Bauarbeiter – und damit neun von zehn Beschäftigten der Baubranche – in Berlin an 200 Arbeitstagen unterwegs sein, „um zu den Gebäuden, Straßen und Brücken zu kommen, die sie bauen und sanieren sollen. Für die einfache Fahrt legen sie dabei im Schnitt elf Kilometer zurück.“
Die Wissenschaftler vom Pestel-Institut kommen auf rund 121,2 Millionen „Baustellen-Kilometer“ im Jahr. Christian Stephan von der IG BAU Berlin sagt: „Rein rechnerisch fahren die Bauarbeiter aus Berlin damit rund 3025-mal um die Erde. Klar, mal liegt die Baustelle um die Ecke, oft ist sie aber auch jwd – also janz weit draußen.“ Bei der Untersuchung wurden, so das Pestel-Institut, für die Mobilität von Baubeschäftigten relevante Faktoren wie die Siedlungsdichte berücksichtigt.
„Das Ergebnis macht deutlich, dass die, die auf dem Bau arbeiten, viel Extrazeit am Steuer vom Pkw oder im Baubulli verlieren. Dabei ist die Wegezeit nichts anderes als für den Bau-Job investierte Lebenszeit“, weiß Carsten Burckhardt. Er ist im IG-BAU-Bundesvorstand für die Bauwirtschaft zuständig und spricht von „enorm kilometeraktiven Bau-Jobs“.
Fahrten zu den Baustellen „echte Zeitfresser“
Die Fahrten zu den Baustellen seien „echte Zeitfresser“. Trotzdem sei es ein „hartes Stück Arbeit“ gewesen, die Entschädigung der Wegezeit am Tariftisch durchzusetzen. „Die Arbeitgeber haben sich jahrelang dagegen gesträubt“, so Burckhardt.
Die Zeiten, in denen Fahrstrecken von Bauarbeitern einfach unter den Teppich gekehrt wurden, seien jetzt allerdings endgültig vorbei: Für die Strecken zwischen dem Betrieb und der Baustelle bekommen Bauarbeiter, die Tag für Tag von zu Hause aus anfahren, jetzt – je nach Kilometern – zwischen sechs und acht Euro pro Tag.
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Wer nicht mit dem Baubulli fahre, sondern das eigene Auto nimmt, bekommt weiterhin zusätzlich Kilometergeld. „Auch für Fahrten mit Bussen und Bahnen gibt es eine Erstattung“, erklärt Carsten Burckhardt. Wer auf Montage sei und nicht jeden Tag nach Hause fahren könne, bekomme – abhängig von der Strecke – zwischen 18 und 78 Euro pro Woche.
Und das ist am Ende auch nur gerecht.