Zum 85. Geburtstag unserer Henne
DIESE Berlinerin bringt uns die große Helga Hahnemann zurück – und kennt ihr Geheimnis um Erich Honecker
Marika Born singt nicht nur die Lieder der unvergessenen Künstlerin, sie hütet auch ihren Nachlass. Darunter ist eine Karte des DDR-Staatschefs.

Unsere geliebte Henne! Helga Hahnemann wäre am Freitag 85 Jahre alt geworden. Die Star-Entertainerin aus der DDR, die 1991 an Krebs starb – sie bleibt bis heute unvergessen. Auch dank einer Frau, die Hennes Werk weiterleben lässt. Der KURIER traf Marika Born (59), die auf der Bühne nicht nur mit viel Berliner Herz, Humor und Schnauze singt wie einst „Big Helga“. Sie kennt auch einige ihrer Geheimnisse.
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In einem Café in Lankwitz, wo die gebürtige Ostberlinerin ganz in der Nähe wohnt, treffen wir Marika Born. Kurze blonde Haare, Brille, Kostüm – es ist, als wäre Henne da. Und als Born zu erzählen beginnt, glaubt man, Helga Hahnemann persönlich säße einem gegenüber.

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Die Ähnlichkeit mit „Big Helga“: So erleben seit Jahrzehnten die Menschen Marika Born, wenn sie bei ihren Auftritten, wie gerade auf der Landesgartenausstellung in Beelitz, die Lieder von Henne singt. „Hier kommt die Süße“, „Dicke da“, „100 mal Berlin“, all die großen Henne-Hits hat Born im Programm und begeistert damit die Fans von Helga Hahnemann, die am 8. September ihren 85. Geburtstag gefeiert hätte.
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„Ich bin kein Hahnemann-Double. Denn ick bin fünf Zentimeter kleener als Henne“
„Ich trage ihre Lieder vor, erzähle Geschichten über sie, halte so die Erinnerungen an einen großartigen Menschen wach“, sagt Born. „Manche glauben, ich sei Hennes Tochter.“ Ist sie nicht. Aber dafür hat Born Hennes Humor sehr gut drauf. Etwa wenn sie klarmacht: „Ich will kein Hahnemann-Double sein. Geht auch optisch gar nicht. Schließlich bin ick 1,53 Meter groß – und damit fünf Zentimeter kleener als Henne.“
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Die „Kleene aus Berlin“, wie sich Born selber nennt: Dass sie die Songs von Henne singt – dafür bekam sie sogar die Zustimmung der echten Helga Hahnemann. „Sie war nicht nur mein Idol. Helga Hahnemann war auch meine Mentorin, als ich mit meinem Beruf als Sängerin durchstartete.“
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Das war in den 80er-Jahren. Born, damals Setzerin beim KURIER-Vorläufer BZ am Abend, wollte Schlagersängerin werden. Sie nahm Unterricht an der Musikschule Friedrichshain. Dort wurde schnell klar, dass Born eher ins komische Fach passt.
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Und so trat sie mit humoristischen Liedern aus dem guten alten Berlin auf. „Irgendwann sagten mir Leute, wenn sie mich so auf der Bühne singen und reden hören, denken sie automatisch an Helga Hahnemann“, sagt Born. Also stülpte sie sich eine blonde Perücke über und parodierte die Hahnemann, die da schon mit Platten, TV- und Radio-Shows ein Star in der DDR war.
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Das kam gut an. „Ich sollte in diese Richtung weitermachen. Und so schickte mich die Gastspiel- und Unterhaltungsdirektion Ende der 80er-Jahre zu einer Ausbildung und stellte mir die große Helga Hahnemann an die Seite. Kurze Zeit später bekam ich Post von Henne: Sie schickte mir eine Autogrammkarte mit ihrer Telefonnummer hinten drauf – und ich rief an. Mann, war ich aufgeregt, als Helga dran war.“
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Marika Born: „Henne war meine Mentorin“
Man verabredete sich. Henne sah sich die Auftritte von Born an, gab ihr Tipps. „Eines Tages kam sie zu mir und sagte, was sie von meinen Leistungen hielt: ,Marika, aus dir wird mal wat, du hast jenau so’n energisches Kinn wie ick.‘ Ich war mächtig stolz.“

Dann kam die Wende, die Mauer fiel. „Unsere Wege trennten sich, denn Henne hatte mit ihren Auftritten viel zu tun. Ich war überrascht, wie gut sie auch im Westen ankam“, sagt Born.
So spielte Hahnemann im August 1991 in den „Wühlmäusen“ von Dieter Hallervorden. Auch Born saß im Publikum. „Ich erinnere mich, wie Henne noch Witze darüber machte, dass sie plötzlich abgenommen hatte. Den Grund kannte nur sie: Henne hatte Krebs.“ Im November war sie tot.
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„Ich war geschockt. Mit dem Tod von Helga konnte doch nicht alles vorbei sein.“ Und so machte Marika Born mit ihrem Henne-Programm weiter.
Die Berlinerin erinnert nicht nur mit Liedern und eigenen Platten an die große Entertainerin, sie ist auch Hüterin einiger ihrer Geheimnisse. „Henne hatte ihren Nachlass dem Tierheim Berlin überlassen. Daraus erwarb ich bei einer Versteigerung persönliche Dinge aus dem Leben des Stars“, sagt Born.

Eine Karte von Honecker gehört zu Hahnemanns Nachlass
Darunter sind Manuskripte zu Hennes Sendungen. Auf dem zu ihrer TV-Show „Helgas Top Show“ zeichnete der Star sogar, mit welchen Kostümen sie und ihre Gäste auftreten würden. Und sie passte sich in ihren Sendungen schnell den aktuellen Ereignisse an. In ihrem Sendemanuskript zu „Helgas Top(p)-Musike“, die im Berliner Rundfunk lief, änderte sie im November 1989 nach der legendären Volkskammer-Rede des gestürzten Stasi-Chefs Erich Mielke ihre Begrüßung in „Morjen liebe Hörer! Ich liebe euch auch alle!“ um. Henne war ein Profi.
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Aber auch eine Frau, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen ließ. So teilte Amiga 1987 mit, dass der Titel „Clärchens Ballhaus“ für die LP „Jetzt kommt die Süße ...“ nach Hennes Wunsch neu abgemischt wurde und die Platte auch im Westen erscheinen würde.

In Marika Borns Schätzen liegt auch Hennes erster Arbeitsvertrag beim DDR-Fernsehen von 1969. 1500 DDR-Mark bekam sie als Monatsgehalt. In den Unterlagen befindet sich neben dem Kaufvertrag für einen gebrauchten roten Mazda auch eine Karte von Erich Honecker. Obwohl Henne mit den SED-Häuptlingen wenig am Hut hatte, gratulierte ihr der DDR-Staatschef 1987 zu ihrem 50. Geburtstag. Er muss wohl ein Fan von „Big Helga“ gewesen sein. In dem vorgedruckten Text heißt es: „Wir danken Ihnen für Ihre verdienstvolle Arbeit zum Nutzen des sozialistischen Staates.“
Aus Hahnemanns Nachlass erwarb Marika Born auch Kostüme des Stars. „Die bunte Bluse, die ich bei meinen Auftritten trage, gehörte tatsächlich Henne.“
„Big Helga“ wäre jedenfalls stolz, wie diese Berlinerin ihr Andenken in Ehren hält. Wer Marika Born mit ihrer Henne-Show sehen will: Am 18. September tritt sie auf der LAGA in Beelitz wieder auf.