Heinrich Dathe begrüßt 1958 feierlich Elefanten-Mädchen Kosko, das einer der ersten Tierpark-Stars wurde.
Heinrich Dathe begrüßt 1958 feierlich Elefanten-Mädchen Kosko, das einer der ersten Tierpark-Stars wurde. Foto: Tierpark/Zimmer

Von Menschen werden sie erbaut und gestaltet. Doch was wären die Zoos auf dieser Welt ohne den tierischen Stars? Sie sind es schließlich, die dafür sorgen, dass auch die Besucher zahlreich kommen. Jede Menge dieser Stars hatte und hat auch der Tierpark Berlin zu bieten, der am Donnerstag seinen 65. Geburtstag feiert.

Die Kamele zählen leider nicht dazu, obwohl sie 1955 als erste Tiere in Friedrichsfelde eintrafen. Daher bekamen die heute im Tierpark lebenden Wüstenschiffe auch die Geburtstagstorte aus Melonen, Mohrrüben und Paprika serviert.

Wie in jedem Zoo werden aber auch im Tierpark die Bewohner zu Stars, die wegen ihrer Ausstrahlung oder ihrer Geschichte etwas Besonderes sind. So zieht in den Anfangsjahren gleich das kleine asiatische Elefanten-Mädchen Kosko die Besucher in seinen Bann.

Als Geschenk des vietnamesischen Staatspräsidenten Ho Chi Minh trifft sie 1958 im Tierpark ein. Die letzte Strecke ihrer langen Reise legt Kosko mit einem polnischen Frachtkahn nach Berlin zurück. Stürmisch wird die Zweijährige empfangen. Kosko ist besonders bei den Kindern beliebt. Weil es noch kein Gehege gibt, darf sie  mit den kleinen Besuchern im Tierpark frei herumrennen. Bis zu ihrem Tod (1994) bleibt Kosko in Friedrichsfelde.

Süße Elefanten-Kinder stehen bei Tierpark-Fans hoch im Kurs. Wie Edgar, der 2016 als Neujahrsbaby zur Welt kommt. Da der Tierpark bald das Dickhäuterhaus umbaut, muss auch er in einen anderen Zoo umziehen.

Schimpansin Susi, die sogar im Schloss Friedrichsfelde wohnen durfte.<br><br><br>
Schimpansin Susi, die sogar im Schloss Friedrichsfelde wohnen durfte.


Foto: Verein der Freunde der Hauptstadtzoos

Eine wahre Affenliebe entwickeln die Berliner zur Schimpansin Susi. 1956 kommt sie in den Tierpark, wird die Königin vom Schloss Friedrichsfelde. Mangels Quartier brachte man sie zunächst dort unter. Nicht nur Besucher lieben Susi, auch Tierpark-Gründer Heinrich Dathe (1910-1991). Gerne lässt er sich mit dem Schimpansen, später auch mit anderen Affen, sogar in seinem Büro ablichten.

Keine so guten Erinnerungen an Susi hat Dathes Sohn Falk (69), der damals fünf Jahre alt war. „Sie mochte keine Kinder, zeigte sich sehr bissig, wenn man ihr zu nah kam.“

Tierpark-Chef Heinrich Dathe schaut sich 1957 Alligator Mao ganz genau an, den er aus dem Pekinger Zoo bekommen hat.
Tierpark-Chef Heinrich Dathe schaut sich 1957 Alligator Mao ganz genau an, den er aus dem Pekinger Zoo bekommen hat. Foto: Tierpark Berlin

Ein recht bissiger und dazu noch sehr exotischer Star trifft am 18. Mai 1957 im Tierpark ein: Alligator Mao, ein Geschenk der Chinesen. Den Namen gibt ein Tierpfleger dem Reptil, der wohl sehr viel Sinn für Humor hat. Mit geschätzten 70 Jahren stirbt Mao Ende 2019, das bis dahin älteste Tier in Friedrichsfelde. Der China-Alligator gilt auch weltweit als einer der Ältesten seiner Art. „Vermutlich war Mao sogar noch älter“, sagt Falk Dathe, der bis 2016 Kurator für die Tierpark-Reptilien war. „Sieht man sich die Bilder von seiner Ankunft an, könnte man aufgrund seiner Größe annehmen, dass er damals schon älter als zwei Jahre war.“ Die Wahrheit wird man nie erfahren. Im Zuchtbuch fehlen leider die Daten von Maos Geburt.

Malaienbär Evi wuchs in Dathes Haus auf.<br><br>
Malaienbär Evi wuchs in Dathes Haus auf.

Foto: Verein Freunde der Hauptstadtzoos

Bei Tierpark-Star Evi weiß man es dagegen ganz genau. Der niedliche Malaienbär kommt am 6. April 1961 zur Welt. Allerdings verstößt ihn das Muttertier. Die Geschichte rührt die Berliner und sind begeistert, wie Evi zunächst bei Dathe im Haus aufwächst. Allerdings ist nach einem Dreivierteljahr Schluss. „Meine Eltern mussten sich danach eine neue Polstergarnitur kaufen, weil der Malaienbär mit seinen scharfen Krallen die alte zerstört hatte“, sagt Sohn Falk Dathe. „Evi war lange im Tierpark, starb mit 38 Jahren, war damit weltweit der älteste Malaienbär.“

Ihr Schicksal macht sie zum Star: Amur-Tigerin Alisha, die im Dezember 2014 im Tierpark mit zwei weiteren Geschwistern geboren wird, dank der Handaufzucht ihrer Pfleger überlebt. Mutter Aurora hatte nicht genug Milch. Daher sterben Alishas Geschwister kurz nach der Geburt. Heute lebt die Tigerin in einem britischen Zoo.

Tierpark-Chef Heinrich Dathe feiert 1958 mit der Präsentation von Panda-Star Chi Chi einen seiner größten Errfolge.
Tierpark-Chef Heinrich Dathe feiert 1958 mit der Präsentation von Panda-Star Chi Chi einen seiner größten Errfolge. Foto: Tierpark Berlin

Einen echten Star-Rummel erlebt der Tierpark 1958, als  Direktor Dathe drei Wochen lang die Panda-Dame Chi Chi präsentiert. Das Tier ist auf der Durchreise in die USA. Der Zoo im Westteil lehnt es ab, den Panda zu zeigen. „Es lag wohl an der hohen Summe, die der Tierhändler verlangte“, sagt Dathe-Sohn Falk. „Aber mein Vater griff zu, ging zum Magistrat, bekam die harten Devisen für den Panda.“ Es lohnt sich. Über 400.000 Besucher sehen Chi Chi im Tierpark, viele von ihnen kommen aus West-Berlin angereist.

Tierpark-Chef Dathe macht Okapi Boje zum Werbe-Star.
Tierpark-Chef Dathe macht Okapi Boje zum Werbe-Star. Foto: Verein Freunde der Hauptstadtzoos

Tiere als Reklame für den Tierpark: Dass dies funktioniert, merkt Heinrich Dathe recht schnell. So ziert in den 70ern jahrelang Okapi-Bulle Boje die Werbplakate und -broschüren des Tierparks.

Tierparkpflegerin Andrea Kowall mit dem Eisbärenjungen Björn Heinrich: Der weiße Teddy wird schnell zum Star (1986).
Tierparkpflegerin Andrea Kowall mit dem Eisbärenjungen Björn Heinrich: Der weiße Teddy wird schnell zum Star (1986). Foto: dpa

Im November 1986 kommt es zu der Zucht-Sensation: Der erste Eisbär wird im Tierpark geboren. Nach Dathes Vornamen taufen die Pfleger ihn auf Björn Heinrich. Der Eisbär-Junge wird von Hand aufgezogen. So wie elf Jahre später Zoo-Star Knut.

Heute ist wieder ein Eisbär ein Tierpark-Star. Hertha, die am 1. Dezember 2018 zur Welt kommt und nun fast so groß wie ihre Mutter Tonja ist. Der Eisbär ist ein Glücksfall: Denn in den Jahren zuvor starben die Jungtiere, die Tonja zur Welt brachte. Wie lange Hertha noch Star im Tierpark bleiben wird, ist unklar: Laut dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm soll die Eisbärin spätestens im Frühjahr 2021 in einen anderen Zoo kommen.

Nur eine Scheibe trennt sie:Tierpark-Star Hertha und KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke.<br><br><br>
Nur eine Scheibe trennt sie:Tierpark-Star Hertha und KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke.


Foto: Wächter