Eichenprozessionsspinner: Erste Nester gemeldet
Die Rückkehr der Giftraupen! Beim Joggen und Spazierengehen drohen Husten und Atemnot, Schwindel und ein allergischer Schock
Mit Hubschrauber und Sprühgerät werden die haarigen Raupen bekämpft.

Wer gerne draußen auf Straßen mit vielen Eichenbäumen joggt oder spazieren geht, sollte diese Gebiete im Sommer ab Ende Mai besser meiden. In Berlin sind erste Meldungen über Nester von Raupen des Eichenprozessionsspinners an Eichen eingegangen. Und die sind nicht ungefährlich für Mensch und Tier. Die Brennhärchen der Raupen enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das Allergien auslösen kann. Symptome: Juckreiz, Hautentzündungen und vereinzelt Nesselsucht. Wenn die Brennhaare in die Augen oder Atemwege kommen, kann es zu stärkeren Reaktionen kommen.
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Ungefähr ab der Woche vom 30. Mai an werde mit dem Beginn erster Wanderungen der Raupen in Baumkronen gerechnet, teilt die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz mit. Mit der einsetzenden Wärme entwickelten sie rasch das Stadium, in dem sie Brennhaare bilden. Diese enthalten ein Eiweißgift und stellen eine mögliche Gefahr für Mensch und Tiere dar.
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Der Eichenprozessionsspinner ist ein graubrauner Nachtfalter, dessen auffällig behaarte Raupen sich von den Blättern und Knospen verschiedener Eichenarten ernähren. Die Raupen sollte man nicht berühren. In Kontakt mit abgebrochenen Brennhaaren kann man aber auch durch Verwehungen kommen.

Die Symptome treten nicht sofort, sondern meist erst nach 24 Stunden auf. Auf der Haut können sich Quaddeln oder insektenstichartige Knötchen bilden. Aber auch Husten und Atemnot sowie Schwindel, Benommenheit und Fieber und ein allergischer Schock sind mögliche Folgen. Wenn ein Kontakt mit Brennhaaren nicht ausgeschlossen werden kann, wird zum Wechsel der Kleidung und zum Duschen geraten.
Eichenprozessionsspinner: 2021 waren in Berlin 455 Standorte mit 2000 Bäumen betroffen
Die Anzahl freiwilliger Meldungen von Eigentümern, Betrieben und Bezirken zu Standorten mit befallenen Eichen im Stadtgebiet hat seit 2013 erneut deutlich zugenommen, wie eine Statistik des Pflanzenschutzamts zeigt. Die Zahl der erfassten Standorte mit Raupenbefall lag 2021 bei 455, mit knapp 2000 betroffenen Bäumen. Die Hotspots sind nach Behördenangaben altbekannt: darunter zum Beispiel Charlottenburg-Nord mit der Jungfernheide, Siemensstadt, Wuhlheide, Krumme Lanke und Fischerhüttenstraße.
Erstmals auffällig wurden die Raupen laut Pflanzenschutzamt vor knapp 20 Jahren. Zurückgeführt wird die Ausbreitung auch auf günstige Witterungsbedingungen: Besonders nach Trockenjahren kann sich der nachtaktive Schmetterling massenhaft vermehren. Wenn es im Frühjahr und Sommer sehr warm ist, durchläuft er eine schnellere Entwicklung.
Befallene Flächen werden in der Regel gekennzeichnet, etwa mit Warnhinweisen. An Orten, an denen sich viele Menschen länger aufhalten, werden die Raupen und Nester oft auch von Spezialisten entfernt, zum Beispiel durch Absaugen. Auch der Einsatz von Bioziden ist in Berlin bei starkem Befall nicht ausgeschlossen.
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In vielen Regionen Deutschlands laufen bereits Maßnahmen zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners, in anderen werden sie vorbereitet. „Wir erwarten aus den letztjährigen Ergebnissen, dass in Mittelfranken wieder ordentlich was los sein wird“, sagte Gabriela Lobinger von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising. Nach dem trockenen und warmen Winter werde mit einem Anstieg der Population gerechnet, hieß es auch aus Sachsen. Zu erwarten sei zudem die Ausbreitung auf bisher nicht betroffene Gebiete, sagte Renke Coordes von Sachsenforst. Durch den Klimawandel breitet sich die Art dem Naturschutzbund (Nabu) zufolge in Deutschland generell immer stärker aus.
Die Nester der Raupe werden abgesaugt oder aus der Luft bekämpft
Es gibt mehrere Arten, die Raupen zu beseitigen. Vielfach werden die Nester abgesaugt. Im Norden Sachsen-Anhalts begann kürzlich die Bekämpfung der Nachtfalter-Raupen aus der Luft. Hubschrauber versprühen dort jeweils über mehrere Tage ein Präparat, das die Tiere dazu bringt, nicht mehr zu fressen. Sie gehen dann innerhalb weniger Tage ein.

Auch in Niedersachsen laufen erste Maßnahmen gegen die Raupen. In den vergangenen Jahren sei eine Ausbreitung gen Norden und in die Mitte des Bundeslandes zu beobachten gewesen, sagte Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer in Oldenburg. Im Landkreis Lüneburg will der Straßenbaubetrieb erstmals ein biologisches Mittel auf Basis von Nematoden einsetzen. Die Fadenwürmer sollen nach Sonnenuntergang mit einem Gebläse auf die Eichen gesprüht werden. „Die Nematoden entwickeln sich im Körper der Raupen und töten diese dadurch ab“, teilte der Kreis mit.
In Brandenburg werden vor allem die Straßenbäume an Bundes- und Landesstraßen vor den Raupen geschützt
Ebenfalls mit dem Versprühen eines biologischen Mittels – enthalten ist ein Bakterium – sollen in Brandenburg vor allem die Straßenbäume an Bundes- und Landesstraßen vor den Raupen geschützt werden. In Weiden in der Oberpfalz setzt man auf das Absammeln der Tiere und das Zerstören der Nester durch Heißwasser und -schaum, wie eine Stadtsprecherin erklärte. Mittelfristig werde es wohl eine andere Lösung geben: Die Pflanzung von Eichen im öffentlichen Raum werde zurückgehen.
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Da der Eichenprozessionsspinner bevorzugt einzeln stehende und gut besonnte Eichen besiedelt, kommt er häufig gerade an Stadt- und Parkbäumen, Straßenalleen, in Gärten und Anlagen sowie an Waldrändern vor – also dort, wo besonders oft Menschen unterwegs sind.
Ihren Namen verdanken Prozessionsspinner der Eigenart der Raupen, auf Nahrungssuche in langen Reihen als Prozession Stämme und Äste entlangzuwandern. Für die Zukunft sieht es für die Art wohl recht rosig aus – nicht nur wegen der im Zuge des Klimawandels eher milden Winter. Infolge des Waldumbaus werde der Anteil von Eichen perspektivisch zunehmen, sagte Renke Coordes von Sachsenforst.
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