Die Krankenkasse DAK schlägt Alarm: Corona, Krieg und Krisen treiben immer mehr Deutsche in psychische Krankheiten
Zunehmend fallen jüngere Erwachsene zu Beginn ihres Erwerbslebens wegen dieser Krankheiten bei der Arbeit aus.

Corona, Krieg und Inflation: Die Krisen der letzten Jahre machen uns zu schaffen. Immer mehr Deutsche kommen damit nicht klar und melden sich wegen psychischer Probleme krank. Sehr hoch ist der Krankenstand auch in Berlin und Brandenburg.
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Der Arbeitsausfall aufgrund von Depressionen, chronischer Erschöpfung oder Ängsten hat laut DAK-„Psychreport 2022“ einen neuen Höchststand erreicht. Mit durchschnittlich 301 Fehltagen je 100 Versicherte lagen die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen um 48 Prozent über dem Niveau von vor zehn Jahren. Die mit Abstand meisten Krankschreibungen gab es den Angaben nach im Gesundheitswesen: Auch hier spielt wohl Corona eine Rolle.
Im Ländervergleich war Hamburg bundesweiter Spitzenreiter mit 419 Fehltagen je 100 Versicherte, gefolgt vom Saarland (399), Mecklenburg-Vorpommern (375) und Schleswig-Holstein (352). Am wenigsten Fehltage gab es in Baden-Württemberg (248), heißt es im Report auf Basis der Krankschreibungen von 2,4 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten.
Immer mehr junge Männer und Frauen leiden unter psychischen Krankheiten
„Der neue Höchststand ist besorgniserregend, weil zunehmend auch junge Erwachsene betroffen sind“, sagte Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit. Im Vergleich zum Vorjahr gab es laut DAK unter jungen Berufstätigen zwischen 25 und 29 Jahren den stärksten Anstieg: 29 Prozent mehr Männer und 24 Prozent mehr Frauen meldeten sich in diesem Alter wegen psychischer Probleme krank.
„Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leiden besonders unter den anhaltenden Belastungen von Corona, Krieg und Krisen“, erklärt die sächsische DAK-Landeschefin Christine Enenkel. Betroffene würden nur schwer wieder in ihren Berufsalltag zurück finden. Das habe auch mit einer Stigmatisierung zu tun. „Die Menschen sprechen in der Familie und der Arztpraxis mittlerweile zwar offener über Depressionen oder Ängste. Aber in der Arbeitswelt müssen wir noch mehr tun, damit psychische Probleme nicht tabuisiert werden.“
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In Berlin ist die Anzahl der Fehltage von Arbeitnehmern wegen psychischer Erkrankungen nach einer Auswertung der Krankenkasse DAK auf einem neuen Höchststand. Im vergangenen Jahr kamen in der Hauptstadt 312 Fehltage wegen psychischer Erkrankungen pro 100 DAK-Versicherte. 2021 waren es noch 303, vor zehn Jahren 250 Tage. Im Zehn-Jahres-Vergleich stieg die Anzahl der Fehltage demnach um rund 25 Prozent. Für den regionalen „Psychreport“ hat das IGES-Institut die Daten von 110.000 bei der DAK versicherten Beschäftigten in Berlin ausgewertet.
Berlin: Eine Krankschreibung wegen psychischer Krankheiten dauerte im Schnitt 34,4 Tage
Der neue Höchststand sei ein Alarmsignal, sagte DAK-Landeschef Volker Röttsches. „Es ist auffällig, dass zunehmend auch jüngere Frauen und Männer am Beginn ihres Arbeitslebens wegen dieser Erkrankungen ausfallen.“ In Berlin liegen die psychisch bedingten Fehltage laut Report rund 3,7 Prozent über dem Bundesschnitt.
Eine Krankschreibung wegen psychischer Krankheiten dauerte laut Auswertung im Schnitt 34,4 Tage. Die meisten Fehltage verursachten in diesem Bereich Depressionen mit 121 Fehltagen pro 100 Versicherten, gefolgt von Belastungs- und Anpassungsstörungen mit 85 Fehltagen.
Im Gesundheitswesen kamen auf 100 DAK-Versicherte 456 Fehltage – also rund 46 Prozent mehr als über alle Branchen hinweg. Die öffentliche Verwaltung folgte mit 383 Fehltagen pro 100 Versicherten.
In Brandenburg dauert eine Krankschreibung wegen psychischer Krankheiten im Schnitt 32 Tage. Bei Frauen verursachten Depressionen die meisten Fehltage mit 173 Tagen pro 100 Versicherter, bei Männern waren Belastungs- und Anpassungsstörungen der häufigste Grund für Arbeitsausfall (68 Fehltage pro 100 Versicherte).
Beschäftigte im Gesundheitswesen fielen noch stärker als in Berlin wegen psychischer Erkrankungen aus. Hier kamen auf 100 DAK-Versicherte 534 Fehltage – also rund 63 Prozent mehr als über alle Branchen hinweg. Der Maschinen-, Anlagen- und Fahrzeugbau folgte mit 497 Fehltagen pro 100 Versicherten.
Im vergangenen Jahr gab es in Brandenburg 328 Fehltage wegen psychischer Erkrankungen pro 100 DAK-Versicherte. 2021 waren es noch 314, vor zehn Jahren nur 220 Tage. Im Zehn-Jahres-Vergleich stieg die Zahl der Fehltage demnach um rund 49 Prozent.