Die Floristin, die unter einer Gräser-Allergie leidet: Die 36-Jährige startet bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin
Neun Floristen aus dem ganzen Land treten an. Was müssen die Teilnehmer können? Und was ist bei Blumen gerade angesagt?

Ein Paar Rosen, ein bisschen Grünzeug und zusammengebunden: So einfach geht das nicht, wenn die Berlinerin Thi Phuong Nhung Nguyen ein Blumengesteck arrangiert. Dann geht es eher darum, dass aus Blumen Kunst wird. Am Sonnabend tritt die 36-Jährige für die Hauptstadt bei den Deutschen Floristen-Meisterschaften an.
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Mal wieder klingelt die Ladentür. „Wir haben noch Urlaub“, ruft Floristin Thi Phuong Nhung Nguyen dem Kunden zu. Die Zeit hat sie sich extra genommen für ihre Teilnahme an der Deutschen Floristen-Meisterschaft an diesem Sonnabend in Berlin. Ihre Kundschaft habe sie schon vor Wochen vorgewarnt, berichtet sie. Trotzdem kämen einige noch immer ab und zu rein, wenn sie die 36-Jährige in ihrem knapp 50 Quadratmeter großen Blumenladen „In voller Blüte“ in der Westfälischen Straße 52 (Berlin-Charlottenburg) üben sähen.
Gerade putzt sie die Blumen, die sie am Morgen vom Großmarkt geholt hat. Schon seit der vergangenen Woche trainiert Nguyen: Sträuße binden, Gestecke, das muss alles sitzen. Eine Weisheit zum Wettbewerbstag: „Man muss sich auf die Blume verlassen“, darauf, welche Form sie in dem Augenblick habe.
Die Floristen-Trends: „Aktuell sind lockere und leichte Sträuße angesagt“
Die Deutsche Meisterschaft der Floristen steht in diesem Jahr unter dem Motto „Freiheit“. Neun Wettkämpfer aus ganz Deutschland präsentieren ihre Werke, die von einer fünfköpfigen Jury begutachtet werden. Mit ihren Werken sollen die Teilnehmer bundesweite Trends aufgreifen. Die Blumen werden im RAW-Gelände aufgebaut, im „Haubentaucher“ mit Swimmingpool, Sonnendeck und Lounges.
Blumen, so stellt der Verband fest, erführen derzeit wieder eine hohe Wertschätzung. „Aktuell sind lockere und leichte Sträuße angesagt“, sagt Nicola Fink, Sprecherin des Deutschen Floristen Bundesverbands. „So Richtung Vintage, die wirken manchmal, als ob sie frisch gepflückt sind. Natürlichkeit und Natur ist in.“ Das beobachtet auch die Floristin Thi Phuong Nhung Nguyen. Früher seien eher kompakt gebundene Sträuße angesagt gewesen.
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Seit 2014 ist Nguyen Floristin. Ihre Eltern, die nicht weit von ihrer Tochter einen eigenen Blumenladen führen, wollten eigentlich, dass sie einen anderen Beruf wählt. „Ich bin zwar allergisch gegen Gräser“, sagt sie. Damit müsse man aber leben.

Ums Gewinnen gehe es ihr beim Wettbewerb nicht nur: „Ich bin wirklich schon ganz glücklich, dass ich überhaupt teilnehmen darf.“ Dahlie, Strohblumen und Dill, aber auch Trompetenblumen oder Geranien aus ihrem eigenen Garten nimmt Nguyen zum Wettbewerb mit. Es sind so viele Pflanzen, dass sie dafür einen großen Transporter nutzen muss. „Für ein Werkstück braucht man mindestens 100 Blumen.“ Allein für das Grundmaterial habe sie bereits mehr als 1500 Euro ausgegeben.
Die Angst vorm Regen: Die Floristen treten im Haubentaucher gegeneinander an – ohne schützendes Dach
Drei der vier Wettbewerbsaufgaben konnten die Teilnehmer bereits vorbereiten, sie werden dann am Tag selbst aufgebaut und präsentiert. Die vierte Aufgabe ist eine Überraschung. 30 Minuten haben die Floristen dann Zeit für die Vorbereitung, eine Stunde für die Bearbeitung selbst.
„Wir möchten mit dieser Meisterschaft auch jungen Floristen die Möglichkeit geben, kreative Impulse zu setzen, von denen die gesamte Branche profitiert“, sagt Fink. Die Möglichkeiten für Floristen seien in den vergangenen 20 Jahren vielfältiger geworden. Der Beruf umfasse mittlerweile nicht mehr nur die Tätigkeit im klassischen Floristenfachgeschäft, sondern gehe darüber hinaus. Viele spezialisierten sich etwa bei Eventagenturen oder Messen. Aber auch in dieser Branche würden Fachkräfte händeringend gesucht.
Viele bekannte Branchengesichter seien bei dem Wettbewerb dabei, sagt Fink. 2018 gewann ein Teilnehmer aus Baden-Württemberg, 2016 einer aus Hamburg. Vor einigen Jahren hat Nguyen den zweiten Platz bei den Landesmeisterschaften der Floristen in Berlin belegt, der sie für die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft qualifizierte.
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Auch für sie sei die Corona-Zeit hart gewesen. Allmählich bessere sich die Situation aber. „Die Leute fangen an, nicht zu viel für Urlaube zu investieren, sondern doch eher für Zuhause.“ Für das anstehende Wochenende hofft sie nun, dass der angekündigte Regen den Wettbewerb nicht unter Wasser setzt. „Vor einer Woche habe ich gedacht, es wird ganz heiß, Katastrophe. Und diese Woche habe ich gesehen, es regnet – und wir stehen draußen.“ Immerhin: Die Bedingungen sind für alle Teilnehmer die gleichen.