Egon Krenz gibt nach der Lesung fleißig Autogramme an die Gäste, die zu  seiner Buchpremiere kamen.
Egon Krenz gibt nach der Lesung fleißig Autogramme an die Gäste, die zu  seiner Buchpremiere kamen. Benjamin Pritzkuleit

Sie können nicht von ihm lassen – die Fans von Egon Krenz (85). 180 Besucher kamen am Donnerstagabend zur Buchpremiere des früheren DDR-Staats- und Parteichefs, der wieder einmal erzählte, wie schön doch alles früher einmal war.

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Der Saal im Berliner  ehemaligen Verlagshauses vom „Neuen Deutschland“ war voll. Krenz fühlte sich sichtbar wohl. „Es war wie bei einem Klassentreffen“, sagte ein Besucher. Größtenteils waren Rentner erschienen. Drei Stunden dauerte die Veranstaltung, in der Krenz aus seinem ersten Biografie-Band „Aufbruch und Aufstieg“ (Verlag Edition Ost) las, dann mit seinen Fans sprach und fleißig Autogramme gab.

Krenz erzählte von seiner Kindheit und wie er zum Politiker  wurde. Dabei verteidigter er  weiter den SED-Staat. „Damit die DDR in Erinnerung bleibt, wie sie war und nicht, wie sie unsere politischen Gegner uns gern vorschreiben wollen.“

Egon Krenz stellt sein Buch vor und referiert wie gewohnt über die DDR.
Egon Krenz stellt sein Buch vor und referiert wie gewohnt über die DDR. imago-images/Bernd Elmenthaler

Egon Krenz: „Die DDR hatte nicht die Alleinschuld an der deutschen Teilung“

Der Ex-Politiker sagte, an der deutschen Teilung war der Westen schuld. Sie habe bereits mit der Währungsreform 1948 in den westlichen Besatzungszonen begonnen. Erst nach Gründung der BRD gab es die DDR, erst nach dem „aggressiven Nato-Pakt“ entstand der Warschauer Pakt.

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Krenz sprach auch Putins Krieg gegen die Ukraine an. „Jeder Krieg ist falsch“, sagte er. Krenz attackierte die Bundesregierung, die Ostseepipeline Nord Stream 2 auf Eis zu legen. Ob Deutschland mit genügend Gas durch den Winter komme, sei eine politische Entscheidung. Wenn man die Sanktionen gegen Russland aufhebe, „dann, glaube ich, schadet man nicht den Deutschen, sondern dann ist das ein Zeichen, auch ein Zeichen an Russland, dass man zur Kooperation und zu Verhandlungen zurückkehren will“.

Solche Sätze hört man im Publikum gern von Krenz, der im Herbst 1989 genau 50 Tage Nachfolger von Staats- und Parteichef Erich Honecker war. Im August 1997 wurde er wegen der tödlichen Schüsse an der innerdeutschen Grenze vom Landgericht Berlin wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten verurteilt, die er 1999 antrat.