Die Doppeldecker kommen in die Jahre. Bus 3316 wurde 2007 geliefert.
Die Doppeldecker kommen in die Jahre. Bus 3316 wurde 2007 geliefert. Foto: imago/Manfred Segerer

Berliner mögen sie, weil sie viele Sitzplätze bieten. Touristen freuen sich über die Aussicht. Doch die Zahl der Doppeldeckerbusse schrumpft. Weniger als die Hälfte der Fahrzeuge, die es vor einigen Jahren bei den Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) gab, sind noch im Einsatz. Als Ersatz fahren kleine Busse, die oft überfüllt sind.  

„Von ehemals 416 Fahrzeugen sind noch 330 im Bestand“, sagt die BVG-Sprecherin Petra Nelken dem KURIER. Doch längst nicht alle verbliebenen Busse befördern noch Fahrgäste. „Von den 330 befinden sich 130 in der Hauptwerkstatt zum technischen Bearbeitung“, so Nelken. Unterm Strich werden also gerade mal 200 Doppeldeckerbusse im täglichen Betrieb eingesetzt – gerade mal    48 Prozent des früheren Bestands. Auf stark genutzten Linien wie der M29 oder M48, wo einst alle Fahrten mit Doppeldeckern abgewickelt wurde, tauchen immer öfter kleine Busse auf – und dann wird es voll. „Auf manchen Strecken sind Gelenkbusse nicht zugelassen. Daher müssen teilweise Eindecker eingesetzt werden“, so Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB. Attraktiver Nahverkehr sieht anders aus.

Zustand der jetzigen Doppeldecker weiter verschlechtert

Früher gab es bei der BVG mehr als 1100 Doppeldecker – aber das ist schon viele Jahre her. Die jüngste Anschaffung liegt ebenfalls lang zurück. Die langen Dreiachser vom Typ DL A39, aus denen die Flotte bis heute besteht, kamen von 2005 bis 2010 von MAN zur BVG.  Doch schon bald wurde den Fachleuten klar, dass sie sich über eine neue Generation Gedanken machen müssen. Rost begann an den Karosserien zu nagen. 2012 wurden zwei Busse probehalber saniert. Obwohl das Problem immer größer wurde,  startete die BVG erst 2016 ein größeres Sanierungsprogramm. Auch die Ausschreibung neuer Doppeldecker, die immer wieder versprochen wurde, kam über Jahre nicht in Gang.

2016 begann endlich ein Vergabeverfahren, das der britische Hersteller Alexander Dennis gewann. Inzwischen hat sich der Zustand der jetzigen Doppeldecker weiter verschlechtert. „Sie werden auf Verschleiß gefahren“, wird berichtet. Die Zahl der Ausmusterungen hat sich erhöht. Verschrottet werden alle Fahrzeuge, bei denen ein Weiterbetrieb unwirtschaftlich wäre – weil die Instandsetzung von Karosserie, Motoren, Getrieben und Achsen angesichts der Restlaufzeit zu teuer würde. Betroffen sind vor allem die Betriebshöfe in Britz, an der Cicerostraße in Wilmersdorf und an der Müllerstraße in Wedding .

Immerhin: Die ersten beiden neuen Doppeldecker befinden sich gerade in der Produktion. „Wir erwarten die Vorserienfahrzeuge im September 2020“, so Nelken. Bewähren sie sich, werden weitere 198 Dreiachser geliefert: 20 im Jahr 2021, der Rest 2022. Der Großteil soll an der Cicerostraße stationiert werden. Das hieße, dass Doppeldecker auf manchen Linien noch seltener werden – oder gar nicht mehr fahren.