Die BVB-Verrückten von Quappendorf: Für diese Berliner Familie ist das Leben komplett schwarz-gelb
Kristina Walter ist glühender Fan von Borussia Dortmund. Haus, Auto, Einrichtung – alles in BVB-Farben.

Nicht rot-weiß, nicht blau-weiß: Die gebürtige Ost-Berlinerin Kristina Walter geht fremd. Jedenfalls fußballmäßig. Sie ist glühender Fan des Fußballvereins Borussia Dortmund. Alles in Schwarz-Gelb. Nach dem Umzug von Berlin ins Oderbruch treibt sie es auf die Spitze. Jetzt ist auch das Häuschen, in dem sie mit ihrem Mann wohnt, ein schwarz-gelber Farbfleck in der Landschaft.
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Kristina Walters Welt ist schwarz-gelb: Die Vereinsfarben des von ihr verehrten Fußballvereins Borussia Dortmund finden sich bei ihr überall. An der gelben Hauswand prangt unübersehbar das schwarze BVB-Logo. Fensterrahmen, Türen und Dachbalken sind ebenfalls in Schwarz gestrichen. Der Briefkasten ist schwarz-gelb, ebenso das Auto. Die Hausherrin selbst trägt natürlich ihre Verehrung auch äußerlich: gelbes Shirt, dunkle Hosen, darüber eine schwarze Strickjacke. „Eigentlich habe ich gar keine Kleidungsstücke in anderen Farben“, bekennt sie. Nur die Haare, die sind und bleiben rot.
In Quappendorf, wo sich die beiden Ex-Berliner Kristina und Andreas Walter ihr neues Haus bauten, ist der Traum in Schwarz-Gelb zum neuen Wahrzeichen geworden. Wer aus Richtung Osten in den Ort fährt, kommt unweigerlich am Grundstück der Walters vorbei. „Da halten schon einige und schauen genauer“, sagt Andreas Walter schmunzelnd.
Sie ist BVB-Fan, er feuert Hertha BSC an
„Mein Stil wäre es ja nicht“, meint Franziska Wetzlar, die schräg gegenüber den Milchschafhof „Pimpinelle“ betreibt. Aber sie findet es grundsätzlich gut, wenn sich jemand seine Träume verwirklicht. Auch wenn es in Quappendorf keine weiteren BVB-Fans gebe, seien sie von den Nachbarn offen und freundlich aufgenommen worden, erzählt Kristina Walter. „Die waren fast alle bei unserem Richtfest und brachten Geschenke mit – natürlich schwarz-gelb verpackt.“
Ihre Liebe zu Borussia Dortmund sei kurz nach der Wende entstanden, erinnert sich die 61-Jährige. „Damals wechselte Fußballer Matthias Sammer, den ich toll fand, als einer der ersten Ost-Spieler zu einem West-Verein, dem BVB“, erklärt die einstige Ost-Berlinerin. Zwar sei Sammer längst kein aktiver Sportler mehr, doch Walter blieb dem BVB treu.
„Mein neuer Favorit ist Marco Reus“, bekennt sie. Live sind sie und ihr Mann im Stadion dabei, wenn die Dortmunder in Berlin spielen. Denn Ehemann Andreas ist eigentlich Fan von Hertha BSC. „Ich bin allerdings nicht so ein fanatischer Fan wie meine Frau. Sonst würde es hier ständig krachen“, sagt der ehemalige Postbote lachend und stellt demonstrativ einen Kaffeepott des Berliner Fußballvereins auf den Tisch.

Bisher erst zwei Mal, erzählt die Altenpflegerin im Ruhestand, habe sie den BVB in Dortmund spielen sehen. „Das war ganz anderes als in Berlin, die Fans wissen sich zu benehmen. Keiner verlässt das Stadion, bevor das letzte Tor gefallen ist, auch wenn Borussia gerade verliert“, erzählt sie.
Mit ihrem kleinen Auto – natürlich in Gelb, mit schwarzen Verzierungen und einem großen Logo auf der Motorhaube – sei sie in Nordrhein-Westfalen durchaus aufgefallen und vielfach von BVB-Fans fotografiert worden. Dabei ist optisch demonstrierte Fanliebe dort keine Seltenheit. Ein Bauer habe erst kürzlich das BVB-Logo in ein Feld gemäht, erzählt eine Mitarbeiterin aus der BVB-Pressestelle.
Das schwarz-gelbe Haus fällt in Quappendorf auf
„Es gibt rings um Dortmund viele, die ihr Haus oder ihre Wohnung in Schwarz-Gelb gestalten oder außerhalb des Spieltages ihre Hochzeit oder den Geburtstag im Stadion feiern“, sagt Luisa Walleit von der BVB-Abteilung für Fanangelegenheiten. Fans des Vereins gebe es in ganz Deutschland sowie auch international, beispielsweise in Holland oder Belgien. Die Brandenburger Familie Walter, so schätzt sie ein, sei aber tatsächlich schon fußballverrückt.
Die knapp 100 Quappendorfer reagierten zwiespältig, sagt Bürgermeister Mario Eska (Die Linke). „Der BVB ist ja nicht jedermanns Geschmack. Die Häuser hier im Oderbruch sind ja eher traditionell gehalten“, meint er vorsichtig. Er selbst sei da recht emotionslos, wolle niemandem Vorschriften machen. „Ginge es nicht um den BVB, sondern Bayern München, sehe es mit der Stimmung im Ort ganz anders aus. Den mag hier niemand“, ist der Bürgermeister überzeugt.
Erst vor wenigen Wochen sind Walters in ihr neues, 165 Quadratmeter großes Zuhause im beschaulichen Oderbruch gezogen, um den Großstadtstress Berlins hinter sich zu lassen. Die neue Küche in den Vereinsfarben ist der ganze Stolz der Hausherrin – gelbe Möbel, dunkle Arbeitsplatten, schwarz-gelb gemusterte Fließen und Topflappen, dunkler Kühlschrank. Dazu eine BVB-Tassenkollektion, ein Toaster, der die Vereinshymne spielt, und Lampen in Form von Fußbällen.

Weitere Fanartikel wie Schals, Mützen und ein großes Wand-Tattoo werden den Partyraum schmücken. Noch ist längst nicht alles fertig, sowohl im Haus als auch auf dem mehr als 5600 Quadratmeter großen Grundstück. Hochbeete in Schwarz-Gelb stehen bereit, auch die Hundehütte ist in den Vereinsfarben gestrichen.
Bald weht auf dem Grundstück der Walters auch eine BVB-Fahne
Noch in diesem Jahr wollen Walters eine Einweihungsparty feiern. Dann soll auch der Fahnenmast mit der Borussia-Dortmund-Flagge stehen. Zudem wird der Wand-Strahler angestellt, der im Dunkeln das BVB-Logo über die Hauswand wandern lässt. Ob es zur Feier einen schwarz-gelben Dresscode geben wird, überlegen die Fußball-Fans noch.
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Immerhin hatten sie selbst vor fünf Jahren in den Vereinsfarben geheiratet – sie im gelben Kleid mit schwarzen Punkten, er im blauen Anzug und weißem Hemd, den Hertha-Farben. Und auch als Quappendorferin will Kristina Walter ihr Autokennzeichen B-VB behalten.