Sie verschlang fast 60 Millionen Euro an Kosten
Die Berliner Corona-Klinik, die keiner brauchte: Jetzt hilft sie anderen Menschen in Not
Das Krankenhaus an der Messe wird abgebaut. Ihre Betten bekommen Einrichtungen im Ahrweiler Flutkatastrophen-Gebiet.

Sie war eine der teuersten Investitionen Berlins im Kampf gegen die Pandemie. Allein 24,6 Millionen Euro verschlang 2020 der Bau des Corona-Notfallkrankenhauses auf dem Messegelände. Es kam nie zum Einsatz, obwohl andere Intensivstationen oft voll mit Covid-19-Patienten waren. Doch nun, wo die Corona-Spezialklinik nicht mehr existiert, helfen ihre Hinterlassenschaften woanders Menschen in Not.
Das ergab eine aktuelle Antwort des Senats auf eine Anfrage des FDP-Abgeordneten Florian Kluckert. Er wollte von der Gesundheitsverwaltung wissen, was aus dem Corona-Krankenhaus geworden ist und wie teuer der Abbau der Klinik wurde, der noch andauert.
Die Antwort des einstigen Gesundheitsstaatsekretärs Martin Matz lautet: „Ein größerer Bestand (z.B. Betten) wurde unentgeltlich an medizinische Einrichtungen der von der Flutkatastrophe betroffenen Ahrweil-Gemeinden abgegeben.“

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Die Betten der Corona-Klinik helfen nun im Ahrweiler Flutkatastrophen-Gebiet
Etwa das Marien-Hospital in Erftstadt (Nordrhein-Westfalen), das im Sommer von der Flutkatastrophe stark beschädigt wurde. Das Wasser stand meterhoch in den Klinikräumen. Der Wiederaufbau wird deutlich teurer als zunächst angenommen. Laut dem Sprecher der Krankenhausstiftung wurden jetzt Fördergelder in Höhe von 37 Millionen Euro beantragt. Bislang wurde der Schaden auf 25 Millionen Euro geschätzt.
Wegen langer Lieferfristen (bis zu 40 Wochen) läuft das Neueinrichten der Klinik mit Gerätschaften recht langsam ab, heißt es. Im nächsten Sommer will die innere Medizin zumindest wieder Untersuchungen anbieten. Der OP wird wohl erst im übernächsten Jahr fertig. Da kommen die Betten aus Berlin, von denen es über 500 im Corona-Krankenhaus gab, gerade recht.
Und was wird aus den restlichen Bestandteilen der Corona-Klinik auf dem Messegelände? Der landeseigene Klinik-Konzern Vivantes war im Auftrag des Senats der Betreiber des Spezialkrankenhauses. Etwa 13,4 Millionen bekam das Unternehmen. Das Geld decke die medizinische Ausstattung und die Betriebskosten (Strom, Wasser) ab. Daher werden „die beschafften Ausrüstungsgegenstände unentgeltlich der Vivantes Netzwerk für Gesundheit GmbH überlassen“, so die Gesundheitsverwaltung. Die Senatsfinanzverwaltung hat dieser Vorgehensweise zugestimmt.

So wurden Hocker, Abfallbehälter, Rollstühle, Schränke und medizinische Gerätschaften an die Vivantes-Kliniken in Friedrichshain, Neukölln, Kaulsdorf oder Spandau verteilt. Trennwände oder Regale erhielt die Messe Berlin oder sie wurden an die Hersteller zurückgegeben. Der Rest wird in einem Depot in Spandau zwischengelagert. Fußbodenbeläge oder Kupferrohre für medizinische Geräte, die nicht mehr gebraucht werden, „wurden vernichtet beziehungsweise dem Rohstoffrecycling zugeführt“, so die Gesundheitsverwaltung.

Der Abbau der Corona-Klinik soll 1,4 Millionen Euro kosten
In einer Rekordzeit von vier Wochen hatte im Frühjahr 2020 der Berliner Ex-Feuerwehrchef Albrecht Broemme (67) das Corona-Notfallkrankenhaus in der Messehalle 26 (12.000 Quadratmeter) aufgebaut. „Ich wäre glücklich, wenn man sie überhaupt nicht braucht“, sagte er damals dem KURIER. So kam es auch.
Der Abbau der Corona-Klinik wurde mit knapp 1,4 Millionen Euro veranschlagt. Rechnet man die Baukosten, die Zahlung an Vivantes und die Mietzahlungen an die Messe Berlin dazu (1,2 Millionen Euro/Monat), kommt man auf fast 60 Millionen Euro für ein Krankenhaus, das keiner nutzte.
Doch warum dann der große Aufwand? Als die Klinik eröffnet wurde, sagte ihr Erbauer Albrecht Broemme: „Das Behandlungszentrum ist als Vorsorge gedacht. Das ist wie bei der Feuerwehr. Sie ist da, auch wenn es nicht brennt.“