Nach 45 Jahren

Dichtgemacht: Die Robbe fährt nicht mehr durch Berlin

Sogar Bands wie Die Toten Hosen, die Ärzte und die Einstürzenden Neubauten nutzten früher die Transporter.

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Das ist Geschichte: Aufgereiht standen die Wagen von Robben & Wientjes auf den Vermietplätzen.
Das ist Geschichte: Aufgereiht standen die Wagen von Robben & Wientjes auf den Vermietplätzen.Jürgen Ritter/imago

„Ich hol mir mal ’ne Robbe!“ Das wurde fast zu einer geflügelten Redewendung. Noch vor ein paar Jahren waren sie aus dem Stadtbild nicht wegzudenken, die weißen Transporter mit der freundlichen blauen Robbe auf der Seite. Jetzt ist der Autovermieter Robben und Wientjes, mit dem Generationen von Berlinern ihre Transporte und Umzüge erledigten, Geschichte.

Robben & Wientjes: Lkw kosteten ab 2,50 Euro die Stunde

Ende Juni habe man die Stationen in der Hauptstadt „aus strategischen Gründen“ schließen müssen, bestätigt eine Sprecherin des Unternehmens Europcar. Alle Stationen wurden geschlossen.

Robben & Wientjes. Das waren Ulrich Wientjes und sein Geschäftspartner Dietmar Robben, die zusammen 1978 einen Autoverleih in einer Neuköllner Privatwohnung aufmachten, 1984 zogen sie in die Prinzenstraße nach Kreuzberg. Durch ihre günstigen Preise waren sie anfangs vor allem bei Studenten für deren Umzüge beliebt. Unschlagbar: Hier musste man den Transporter nicht gleich für einen ganzen Tag mieten – das ging hier auch stundenweise.   

In den 70ern kamen beide aus Nordrhein-Westfalen nach Berlin. Sie haben damals Zeitungen ausgefahren und Essen auf Rädern. „Wenn unsere Autos kaputt waren, mussten wir uns welche vom Verleih holen“, erzählte Dietmar Robben vor fünf Jahren der Berliner Zeitung. „Das ging aber immer nur tageweise. Wir brauchten die Autos aber nur für einige Stunden. Das war ärgerlich und kostete viel Geld. So entstand die Idee einer stundenweisen Autovermietung.“

Auch für den Transport von Sportlern wurden die Transporter genutzt: Hier wurden 2005 Longboarder zu einem Wettkampf auf dem Teufelsberg gefahren.
Auch für den Transport von Sportlern wurden die Transporter genutzt: Hier wurden 2005 Longboarder zu einem Wettkampf auf dem Teufelsberg gefahren.Kathrin Schubert/imago

Die Transporter waren gleichzeitig fahrende Werbeträger für das Unternehmen: „Lkw ab 2,50 Euro die Stunde“ stand bei jedem Auto groß auf der Seite. Über all die Jahre wurde der Preis gehalten. Das habe nur wegen der hohen Auslastung der Wagen funktioniert, wie Robben erzählt. „Je häufiger wir ein Auto am Tag verliehen haben, desto geringer war die Zeit, in der es ungenutzt in der Filiale stand.“

Sogar Bands wie Die Toten Hosen, die Ärzte und die Einstürzenden Neubauten haben in den 80ern die Robben-&-Wientjes-Transporter für ihre Tourneen gebucht. „Die hatten damals ja noch nicht so viel Geld. Ich habe die Toten Hosen selbst mal durch Berlin zu einem Interviewtermin gefahren“, erzählt Dietmar Robben.

2017 wurde das Unternehmen verkauft

Nach der Wende wurde dann schnell eine Filiale im Osten aufgemacht, in der Prenzlauer Allee, kurz hinter dem S-Bahnhof. Die Autos wurden für alles Mögliche gemietet: „für Umzüge, für Einkäufe in Bau- und Möbelmärkten, als Lautsprecherwagen für Demos“. Insgesamt war die Flotte von Robben & Wientjes 1000 Fahrzeuge groß, europaweit haben die Wagen jedes Jahr 50 Millionen Kilometer zurückgelegt.

Im Jahre 2017 verkauften die Gründer das Unternehmen an den bayerischen Konkurrenten Buchbinder, der wiederum 2019 in der Europcar-Gruppe aufging. Robben & Wientjes blieb bis zuletzt als Marke erhalten. Auf der Webseite der Autovermietung ist zu lesen: „Wir haben geschlossen! Danke für eure Treue, nun geht es weiter bei Europcar.“

Aber das, was Robben & Wientjes ausmachte, findet man hier nicht mehr. Dass man sich Transporter auch stundenweise ausleihen kann. Nur ein 5-Stunden-Special ab 27 Euro ist hier im Angebot.