Yasmina Hempel und Paul Csitkovics in der Maske: Hinter den Kulissen haben die Hauptdarsteller des Musicals „Romeo & Julia“ viel Spaß. 
Yasmina Hempel und Paul Csitkovics in der Maske: Hinter den Kulissen haben die Hauptdarsteller des Musicals „Romeo & Julia“ viel Spaß.  Volkmar Otto

Es ist Mittag und im Theater des Westens erwacht das Leben. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, herrscht plötzlich in dem großen Haus Bewegung. Darsteller, Techniker, Handwerker eilen zu ihren Plätzen vor und hinter der Bühne. Noch schnell huscht ein Sänger unten am Pförtner vorbei. Die Aufregung der 143 Frauen und Männer ist groß. Denn dieser Probetag, der nun punkt 12 Uhr an dem Theater nahe des Kudamms beginnt, ist für sie kein normaler. Er ist einer der letzten vor der Premiere von „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ – dem neuen Musical der Rosenstolz-Stars Peter Plate und Ulf Sommer, das am 19. März in Berlin uraufgeführt wird.

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Die Zeit läuft auf den großen Tag zu. Das weiß man auch im Theatersaal, wo aus der Mitte der Sitzreihen Regisseur Christoph Drewitz (44) und Chef-Choreograf Jonathan Huor (47) gerade mächtig den Ton angeben. Sie erteilen Kommandos, die sie in Richtung Bühne rufen. Statt Schauspieler stehen dort nur drei Techniker vor einer großen, halbdunklen Schlosskulisse, die dafür sorgen sollen, dass die Scheinwerfer noch einmal für einen speziellen Lichteffekt neu ausgerichtet werden. Nicht nur auf Schauspiel, Gesang und Tanz – auch auf technische Details achten Regisseur und Choreograf. Am Ende muss alles perfekt stimmen.

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Im Zuschauersaal des Theater des Westens geben Regisseur Christoph Drewitz und Choreograf Jonathan Huor Anweisungen in Richtung Bühne. Die beiden Männer sorgen vom Regiepult aus, dass das Musical der Rosenstolz-Stars ein Hit wird.
Im Zuschauersaal des Theater des Westens geben Regisseur Christoph Drewitz und Choreograf Jonathan Huor Anweisungen in Richtung Bühne. Die beiden Männer sorgen vom Regiepult aus, dass das Musical der Rosenstolz-Stars ein Hit wird. Volkmar Otto

Drewitz und Huor proben seit dem 23. Januar für das Stück. Sie harmonieren perfekt, haben bereits beim Musical-Hit „Ku’damm 56“ der Rosenstolz Stars Plate und Sommer zusammen gearbeitet. „Aus dieser Arbeit haben wir viel gelernt“, sagt Huor. „Wir kennen die Stärken und Schwächen des Teams. Daher flutscht es bei den Abläufen des neuen Musicals alles viel besser.“

Regisseur und Choreograf geben sich recht locker. Doch so ist es nicht. „Bei den Generalproben, wenn auch Publikum im Saal ist, steigt unsere Aufregung gewaltig an“, sagt Drewitz. „Da zeigt sich, was klappt und was nicht. Und die Arbeit am Stück hört auch nach der Premiere nicht auf. Selbst wenn alles perfekt läuft, man kann es immer noch schöner machen.“ 

Manchmal merke man erst nach paar Aufführungen, dass etwa eine Pointe an einer Stelle nicht passt und geändert werden müsse, so der Regisseur. „Ja, das Musical ,Romeo und Julia‘ ist auch lustig, selbst wenn alle wissen, dass die berühmteste Liebesgeschichte der Welt mit dem Tod endet.“

Auf der Probebühne gibt Choreograf Jonathan Huor Anweisungen an den Tänzern in der Kampfszene des Musicals „Romeo & Julia“.
Auf der Probebühne gibt Choreograf Jonathan Huor Anweisungen an den Tänzern in der Kampfszene des Musicals „Romeo & Julia“. Markus Wächter/Berliner KURIER

Das neue Musical der Rosenstolz-Stars: Das Giftfläschchen für „Romeo & Julia“ steht schon hinter den Kulissen bereit

Das Gift für die Liebenden steht schon bereit. Direkt hinter der Bühne, in der Chef-Requisiteur Thorsten Griese-Franck (52) seine kleine Werkstatt hat. Er färbt ein Plastik-Fläschchen giftblau ein, das den tödlichen Trank symbolisieren soll. Zwischendurch kommen immer wieder Bühnentechniker zu ihm, brauchen Klebeband  oder borgen sich schnell die Bohrmaschine aus.

In der Requisite sorgt Chef Thorsten Griese-Franck für den letzten Schluff an den Metallstangen, die in der Kampfszene von „Romeo & Julia“ zu sehen sind.
In der Requisite sorgt Chef Thorsten Griese-Franck für den letzten Schluff an den Metallstangen, die in der Kampfszene von „Romeo & Julia“ zu sehen sind. Volkmar Otto

Hektik, die Griese-Frank gut kennt. Seit 1992 ist er am Theater des Westens. Während er Lederbänder an großen Metallrohren  anbringt, die in dem Stück riesige Schwerter darstellen sollen, erzählt Griese-Franck, dass er nicht immer hinter der Bühne war. „Zuerst stand ich auf den Brettern , die die Welt bedeuten, habe als Kleindarsteller gefochten, gekämpft und gespielt.“

Aber das wahre Theaterglück fand er hinter den Kulissen. „Wenn ich Holz oder Metall in meine Finger halte, daraus Requisiten für die Bühne zaubere – das ist für mich viel aufregender als im Rampenlicht zu stehen.“ Und hinter der Bühne hat der Chef-Requisiteur genauso viel Lampenfieber wie alle anderen im Team auch.

Das blaue Giftfläschchen ist in der Requisite schon gemischt. Die grüne Flasche symbolisiert einen Zaubertrank in dem Musical „Romeo & Julia“.  
Das blaue Giftfläschchen ist in der Requisite schon gemischt. Die grüne Flasche symbolisiert einen Zaubertrank in dem Musical „Romeo & Julia“.   Volkmar Otto

Rosenstolz-Hit „Romeo & Julia“: Das wahre Glück liegt hinter der Bühne

Allerdings gibt es bei „Romeo & Julia“ jemanden, der kann seine Aufregung ganz schön verbergen. Andreas Plaikner (59), der in der Kostüm-Werkstatt vor seine Nähmaschine sitzt, die gerade am Rattern ist. Eine bunte Jacke für Romeos Freund Benovilio, an der er den letzten Schliff anlegt.  Plaikner hantiert so ruhig an der Maschine, als wäre die Musical-Premiere erst in einem Jahr. „Was nützt die ganze Aufregung und Hektik? Wenn ich konzentriert arbeite, dann klappt auch alles“, sagt der Berliner, der seit 20 Jahren am Theater des Westens schneidert.

Yasmina Hempel und Paul Csitkovics gönnen sich auf der Probebühne ein musikalische Einlage. Die Songs des Musicals „Romeo & Julia“ gibt es bereits auf CD zu hören. 
Yasmina Hempel und Paul Csitkovics gönnen sich auf der Probebühne ein musikalische Einlage. Die Songs des Musicals „Romeo & Julia“ gibt es bereits auf CD zu hören.  Markus Wächter/Berliner KURIER

Andrea Düring (50), die Chefin der Kostüm-Werkstatt ist da aufgeregter. Ständig ist sie in dem großen Theaterhaus unterwegs, düst durch die Räume. Gerade war Düring bei „Pater Lorenzo“-Darsteller Anthony Curtis Kirby, um ihn sein fertiges Kostümhemd zu bringen. Kaum da, erscheint Chef-Designer Andrew D. Edwards, um einige Änderungen mit ihr zu besprechen.

Düring und ihre sieben Mitstreiter in der Werkstatt haben über 150 Kostüme nach den Entwürfen Chef-Designers gefertigt. Alles Maßanfertigungen. Und das innerhalb eines Vierteljahres. „Bei klassischen Opern-Produktionen braucht man dafür ein Jahr“, sagt Düring. „Wir haben sehr, sehr schnell und gut gearbeitet. Darauf bin ich sehr, sehr stolz.“

Andreas Plaikner lässt  in der Kostüm-Werkstatt von „Romeo & Julia“ die Nähmaschine rattern, werkelt an einer bunten Jacke für Romeos Freund Benovilio.
Andreas Plaikner lässt  in der Kostüm-Werkstatt von „Romeo & Julia“ die Nähmaschine rattern, werkelt an einer bunten Jacke für Romeos Freund Benovilio. Volkmar Otto

Prunkstücke im Musical der Rosenstolz-Stars: Die Kostüme für „Romeo & Julia“   

Eines ihrer Prunkstücke ist das goldfarbene Ballkleid, das Yasmina Hempel (22) als Julia in dem Musical tragen wird. Die Hauptdarstellerin sitzt mit ihrem Romeo, dem österreichischen Musical-Darsteller Paul Csitkovics (27), in der Maske. Hier führt Maskenbildnerin Anke Ludwig (58) Regie.

Seit 36 Jahren ist sie an dem Theater des Westens und ist die „gute Seele“ für die Darsteller – nicht nur beim Pudern, Schminken und Frisieren. „Egal welches Stück wir spielen: Jeder Darsteller ist aufgeregt“, sagt Ludwig. „Ich versuche, sie zu beruhigen, höre mir ihre Sorgen an, sorge für positive Stimmung, bevor es für die Schauspieler und Sänger auf die Bühne geht.“

Ein Prunkstück: Kostümchefin Andrea Düring präsentiert stolz das Ballkleid, das Julia in dem Musical „Romeo & Julia“ trägt.
Ein Prunkstück: Kostümchefin Andrea Düring präsentiert stolz das Ballkleid, das Julia in dem Musical „Romeo & Julia“ trägt. Volkmar Otto

Das neue Musical der Rosenstolz-Stars: Hinter der Bühne haben „Romeo & Julia“ viel Spaß

So ist es auch bei Romeo und Julia. Csitkovics erzählt gerade, dass er gar nicht lange in der Maske sitzen müsse. Abschalten könne er vor der Aufführung am besten in der Garderobe mit Stimmübungen und Klimmzügen. „In der Maske geht es bei mir sehr schnell. Mein Gesicht pudere ich zuhause, mache mir auch die Harre schon etwas zurecht“, sagt Csitkovics. Für Maskenbildnerin Ludwig gebe es daher wenig zu tun. „Klar Paul, du bist ja auch eine Naturschönheit“, scherzt sie. Und Csitkovics erwidert als wahrer Romeo ganz galant: „Nein, die Naturschönheit ist doch Yasmina!“

Die Rosenstolz-Stars Peter Plate und Ulf Sommer sind die Macher des Musicals  „Romeo & Julia“. Am 19. März ist Weltpremiere im Theater des Westens.
Die Rosenstolz-Stars Peter Plate und Ulf Sommer sind die Macher des Musicals  „Romeo & Julia“. Am 19. März ist Weltpremiere im Theater des Westens. Sabine Gudath

Alles lacht. Die Fröhlichkeit hilft, die Aufregung zu vertreiben. Auch bei Yasmina Hempel merkt man keine Anspannung mehr. Beim Schminken erzählt „Julia“, dass sie in Karlshorst aufgewachsen ist, schon mit acht Jahren in einem Musicalverein für Kinder tanzte, später zwei Jahre im Jungen Ensemble des Friedrichstadt-Palastes war. „Für mich stand schon immer fest, dass ich diesen Beruf machen möchte.“

Maskenbildnerin Anke Ludwig frisiert Julia-Darstellerin Yasmina Hampel, sorgt für positive Stimmung bei den Schauspielern des Musicals „Romeo & Julia“.
Maskenbildnerin Anke Ludwig frisiert Julia-Darstellerin Yasmina Hampel, sorgt für positive Stimmung bei den Schauspielern des Musicals „Romeo & Julia“. Volkmar Otto

Nach dem Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen hat die Berlinerin nun gleich den Sprung auf die große Musical-Bühne geschafft – und das auch noch als Hauptdarstellerin. Es ging so schnell, dass es Hempel noch immer nicht glauben kann. „Kaum hatte ich mich vergangenes Jahr für ,Romeo & Julia‘ beworben und vorgesprochen, kam schon eine Woche später der Anruf, dass ich dabei bin.“ Und wie schnell braucht sie, um als Darstellerin Julia zu sein. Sehr schnell, meint Yasmina Hempel. „Ich stehe morgens auf und bin einfach Julia!“

So aufgeregt „Romeo & Julia – Liebe ist alles“ –  bis Januar 2024 soll das Musical am Theater des Westens (Kantstsr. 12) gezeigt werden. Die Vorführrungen laufen dienstags bis freitags um 19.30 Uhr, samstags 15 Uhr und 19.30 Uhr, sonntags 14.30 Uhr und 19 Uhr. Karten gibt es ab 49,90 Euro.