City-Star Toni Krahl – darum rockt er jetzt bei Silly
Mit City schrieb der Sänger DDR-Rockgeschichte. Nun wechselt Toni Krahl in die nächste Kultband. Wie es dazu kam, verraten er und Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker im KURIER.

Auf der Bühne standen die Kultrocker schon oft zusammen. Aber jetzt erst legen sie richtig los. Denn City-Frontmann Toni Krahl (73) rockt nun bei Silly am Mikrofon neben Sängerin Julia Neigel (56). Ein Paukenschlag in der deutschen Rockmusik, mit dem niemand gerechnet hat. Toni Krahl und Silly-Gitarrist Uwe Hassbecker (62) erzählen im KURIER, wie es dazu kam.
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Mit City hat er DDR-Rockgeschichte geschrieben. Noch im Dezember stand Krahl mit seinen alten Kollegen auf der Bühne. Dann war nach 50 Jahren Schluss – aber nicht für den Frontmann. Sein jetziger Einstieg bei Silly gleicht einer Sensation.
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„Die Herrschaften haben mir musikalisches Asyl gewährt“, sagt Krahl und lacht. Aber im Ernst: In die Rockerrente zu gehen, sei nicht sein Ding. „Tatsächlich hätte ich mich zu Tode gelangweilt. Ich habe noch viel zu viel Energie, um mir ein neues Hobby zuzulegen. Ich habe doch schon eines – die Musik.“
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Der Gang zu der anderen DDR-Rocklegende zeichnete sich schon ab, als Krahl noch mit City bei der „Letzten Runde“-Tour unterwegs war. Als bei Silly klar war, dass ihre zweite Gast-Sängerin und Rosenstolz-Star Anna R. (53) ausfällt, die mit einem neuen Album gerade wieder auf Solopfaden unterwegs ist, sprach Gitarrist Uwe Hassbecker, der bei einigen City-Konzerten als Gast mitspielte, den Sänger darauf an.
„Zuerst haben wir bei Silly und mit Toni nur so herumgeflachst, ob er nicht bei uns mitmachen wolle, wenn wir im Sommer 2023 wieder auf Tour gehen“, sagt Hassbecker. „Doch dann wurde die Sache immer konkreter.“ Man traf sich mehrfach mit dem City-Sänger. „Unter anderem Ende Januar in einer Kneipe“, sagt Krahl. „Man fragte mich, ob ich mir das mit Silly wirklich vorstellen könnte. Ich musste da gar nicht erst überlegen. Silly sind hervorragende Kollegen, sie haben tolle Songs und das Arbeiten mit ihnen macht richtig Spaß – also habe ich sofort Ja gesagt.“

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City-Star Toni Krahl bei Silly: „Ich lernte Tamara Danz kennen, da waren wir fast noch Kinder“
Dass Krahl ohne Zögern zusagte, liegt auch an seiner alten Verbundenheit mit der Band – und zu ihrer legendären Frontfrau Tamara Danz, die 1996 an Brustkrebs starb. „Tamara und ich kannten uns schon seit 1968, da waren wir fast noch Kinder.“ Bei Proben der Vorläuferformation des Oktoberklubs lernten sie sich kennen. „Da Berlin ja wie ein Dorf ist, hat man sich immer wieder gesehen.“
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Nicht nur privat. Mitte der 80er-Jahre standen Danz und Krahl bei den Konzerten der DDR-Supergruppe Gitarreros auf der Bühne, in der einige der besten Musiker des Landes spielten. Während der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 gehörten die beiden Stars zu den Initiatoren und Unterzeichnern der „Resolution der Rockmusiker“, in der sie die Bürgerbewegung Neues Forum unterstützten.

Auch nach Tamaras Tod riss die Verbindung zu den Silly-Musikern nicht ab. „Toni und City haben wir viel zu verdanken“, sagt Hassbecker. „Sie holten uns damals aus unserer Trauerphase zurück auf die Bühne.“
1997 war das, als die Silly-Männer Hassbecker und Ritchie Barton das City-Album „Rauchzeichen“ produzierten. „Bei einigen ihrer Konzerten spielten wir mit“, sagt Hassbecker. „Da kam von City die Idee zu der gemeinsamen ,Tour d’Amour‘, bei der wir erstmals wieder als Silly auftraten.“ Als die Band mit Gastsängern in den 2000ern-Jahre wieder richtig neu durchstartete, war neben IC Falkenberg, Anja Krabbe und Katy Karrenbauer auch Toni Krahl dabei.
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Immer wieder kreuzten sich ihre Wege – ob bei den Ostrock-Classic- oder zuletzt bei den Rock-Legenden-Konzerten, bei denen Krahl mit City den Silly-Hit „Mont Klamott“ sang. Dass er nach dem Aus seiner Band nun bei Silly am Mikrofon stehen wird, sei daher ein folgerichtiger Schritt.
City-Star Toni Krahl bei Silly: Auch andere Bands wollten ihn

Dabei buhlten auch andere Bands um Krahl. „Auch sie machten mir das Angebot, bei ihnen mitzuspielen“, sagt der Sänger. Aber er lehnte ab. „Die einzige Ausnahme ist die Modern Soul Band, die in diesem Jahr ihr 55. Bandjubiläum feiert. Da werde ich im Herbst als Gast bei den Konzerten im Kesselhaus in Prenzlauer Berg, in Neu-Helgoland und im Steintor-Varieté in Halle auftreten.“
Toni Krahls ganze Konzentration gilt derzeit den Open-Air-Konzerten, die Silly im Sommer geben werden. Am 24. Juni geht es in Suhl los, am 11. August spielen sie in Birkenwerder bei Berlin auf der Festwiese vor dem Rathaus. Eine große Herausforderung, die er meistern will, sagt Krahl. Denn sich ans Mikro stellen und die Silly-Hits singen – so einfach sei das nicht.
Auch wenn er die Lieder kennt: „Sie sind ganz andere Rocksongs als die wir bei City hatten“, sagt Krahl. Vor allem wurden sie bisher nur von Frauen gesungen. Jetzt müssen Krahl und die Silly-Musiker einige Lieder an seine männliche Stimme anpassen. Vorstellbar ist, dass Krahl Hits wie „Bye, bye“, „Alles wird besser“ oder „Die wilde Mathilde“ im Duett mit Julia Neigel singen wird, andere wie „Mont Klamott“ im Alleingang.
Fast täglich probt Krahl bei Silly, tastet sich immer mehr an deren Lieder an. „Mit den Songs ist das wie in einer Patchwork-Familie, in der man lernt, mit den Kinder des anderen umzugehen“, sagt Krahl. Und wer weiß, vielleicht entstehen am Ende sogar neue. Dem einstigen City-Sänger würde es freuen.