Seltener Käfer

Der Hirschkäfer ist zurück in Berlin

Naturfreunde haben bereits 50.000 Funde auf dem Portal „ArtenFinder Berlin“ zusammengetragen. Darunter auch ein spektakulärer Hirschkäfer.

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Hirschkäfer sind die größten Käfer in unserer Natur, sie werden neun Zentimeter groß. Nur die Männchen tragen das charakteristische Geweih. 
Hirschkäfer sind die größten Käfer in unserer Natur, sie werden neun Zentimeter groß. Nur die Männchen tragen das charakteristische Geweih. imago stock&people

Michael Klotzbücher aus Berlin hat mit seinem gemeldeten Nachtfalter (Celypha siderana) die 50.000er-Marke geknackt. In dem Online-Portal „ArtenFinder Berlin“, das von der Stiftung Naturschutz Berlin (SNB) zusammen mit der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz betrieben wird, können Bürger ihre Artenfunde melden. Darunter sind so spektakuläre Entdeckungen wie ein Hirschkäfer, der Anfang Juni zum ersten Mal für Berlin gemeldet wurde.

Michael Klotzbücher entdeckte das Insekt, das zur Familie der Wickler gehört und zuletzt im Jahr 2000 gesichtet wurde, in Karow, ganz im Norden der Stadt. Indem er ein Bild, den Fundort und eine Beschreibung im ArtenFinder-Portal hochlud, trägt er – wie viele andere Naturinteressierte – dazu bei, wichtige Daten für den Arten- und Naturschutz in Berlin zu sammeln.

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Unter den Funden, die für Berlin seit 2018 dokumentiert werden, sind immer wieder auch spektakuläre Entdeckungen seltener und gefährdeter Arten.

Der Hirschkäfer ist zurück in Berlin

Anfang Juni entdeckte Jeannette Schmidt etwa in einer Kleingartenanlage nahe des Spandauer Forstes einen Hirschkäfer (Lucanus cervus). Der beeindruckend große, europarechtlich streng geschützte Käfer ist der erste im ArtenFinder dokumentierte Fund seiner Art in Berlin. Er begeistert deshalb Käferexperten Jens Esser: „Da, wo der Hirschkäfer ist, sind Strukturen vorhanden, die auch anderen Lebewesen wie Insekten, Vögeln und Pilzen dienen“, freut sich der Insektenkundler. „Es erfüllt uns mit Stolz, dass der größte Käfer bei uns in Berlin wieder gesichtet wird.“

Zu viel Licht für Käfer an der Grenz-Mauer

Das Vorkommen des Hirschkäfers war, so Esser, noch vor dem Zweiten Weltkrieg im Spandauer Forst bekannt, erlosch jedoch zu Mauerzeiten. Einer plausiblen Theorie nach könne es daran gelegen haben, dass die Insekten durch die starke, nächtliche Beleuchtung der Grenzanlagen fehlgeleitet, im heißen Licht verbrannt sind oder dort gefressen wurden. Auf brandenburgischer Seite gab es immer wieder Vorkommen des Hirschkäfers, von Schönwalde-Glien bis Paulinenaue im Landkreis Havelland. Aus dieser Richtung haben sich die Tiere wahrscheinlich nun auch wieder auf den Weg nach Berlin gemacht.

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Gleichzeitig gehört der Hirschkäfer zu der Gruppe von acht ganz besonderen Käferarten, die aktuell in Berlin genauer erfasst werden, um so zu ihrem Schutz beizutragen. „Wir wollen herausfinden, wo diese Arten in Berlin vorkommen und wie viele von ihnen hier leben“, sagt Dr. Yannick Brenz, Biologe und Projektmanager des ArtenFinder-Portals. Sichtbeobachtungen zu den gesuchten Käferarten können direkt beim ArtenFinder hochgeladen werden.

Der ArtenFinder Berlin arbeitet eng mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt zusammen, um die biologische Vielfalt der Hauptstadt zu erfassen und zu erhalten.