Der Held von der A113: „Es war wie in einem Actionfilm“
Requisitenfahrer Thomas Zupp (25) verhindert mit seinem Eingreifen mehrere Unfälle. Er springt auf einen fahrenden Betonmischer und stoppt den Stahlkoloss auf der Stadtautobahn.

Ein tonnenschwerer Lastwagen fährt in Schlangenlinien über die Stadtautobahn. Der Fahrer sitzt bewusstlos hinter dem Steuer. Als der Betonmischer die Leitplanke touchiert, greift Requisitenfahrer Thomas Zupp (25) mutig ein. Er stoppt seinen Transporter, springt auf den fahrenden Lkw und stoppt die gefährliche Irrfahrt.
Im KURIER schildert der Held von der A113, wie er durch sein beherztes Eingreifen Schlimmeres verhinderte – und vermutlich so das Leben des Lkw-Fahrers rettete. Mittwochvormittag, 10.30 Uhr: Der 25-Jährige ist mit seinem VW-Transporter gerade auf dem Weg ins Produktionsbüro, wo er an einem ZDF-Film mitarbeitet. Über die Auffahrt Stubenrauchstraße fährt er auf die Stadtautobahn. Eine glückliche Fügung.
Nach etwa 200 Metern fällt ihm auf, wie ein Betonmischer vor ihm Schlangenlinien fährt. „Ich habe mich noch gewundert, warum der Fahrer ohne Blinken von der rechten Fahrspur bis auf die linke rüberzieht. Denn da dürfen eigentlich keine Lkw fahren. Es war wirklich Glück, dass er mit keinem Auto zusammenstieß “, sagt der junge Mann aus Königs Wusterhausen.
Andere Verkehrsteilnehmer weichen dem Lkw aus, einige hupen. Dann kollidiert der Betonmischer plötzlich mit der Mittelleitplanke. In diesem Moment hat der Fahrer wohl den Fuß vom Gaspedal genommen, vermutet Zupp. „Denn ab diesem Moment fuhr der Lkw nur noch mit Standgas weiter“, berichtet der 25-Jährige. Daraufhin überholt er den Betonmischer und blickt auf gleicher Höhe in die Fahrerkabine. Weil er im Transporter deutlich höher sitzt als in einem Pkw sieht er, wie der Fahrer mit hängendem Kopf am Steuer sitzt. „Ich habe erst gedacht, der schläft“, so Zupp.

Sein erster Gedanke: Den Notruf wählen. „Doch dann hatte ich einen Geistesblitz. Vermutlich habe ich das aus dem Fernsehen“, meint Zupp augenzwinkernd. Gedacht, getan: Geistesgegenwärtig stoppt er seinen VW-Transporter ein gutes Stück vor dem Lkw, während dieser noch immer auf der linken Spur fährt und die Leitplanke touchiert. Durch den Vorsprung ist sich Zupp sicher, dass der Betonmischer nicht in sein Fahrzeug kracht. Er läuft auf den fahrenden Lkw zu und springt auf das Trittbrett, reißt die Fahrertür auf, während er sein Telefon am Ohr hat. „Ich wusste gar nicht, dass ich so multitaskingfähig bin“, sagt er.
Er zieht die Handbremse und bringt den Lkw an der Abgrenzung zur Gegenfahrbahn zum Stehen. Zur Sicherheit zieht er auch den Zündschlüssel ab. Gleichzeitig versucht er, der Polizei zu erklären, was passiert ist. „Ich war voller Adrenalin und stotterte mir irgendwas zurecht“, so Zupp. Als der Motor aus ist, kommt der bewusstlose Fahrer zu sich. Ein Autofahrer aus der Schweiz, der ebenfalls auf der Autobahn gestoppt hat, hilft Zupp. Die beiden Ersthelfer reden auf den Lkw-Fahrer ein und geben ihm Wasser. Nach zehn Minuten treffen Polizei und Rettungskräfte ein.
Sanitäter versorgen den 50-Jährigen. Weil Ärzte von einem Schlaganfall ausgehen, bringen sie den schwer verletzten Mann im sogenannten STEMO-Fahrzeug der Feuerwehr in ein Krankenhaus. Im Falle eines Gefäßverschlusses kann so unverzüglich mit der Gabe von Medikamenten zur Auflösung eines Blutgerinnsels begonnen werden. Die am Einsatzort begonnene Therapie kann in der Klinik ohne Zeitverlust fortgesetzt werden. Wie der Zustand des 50-Jährigen aktuell ist, konnten weder Polizei noch Feuerwehr am Donnerstag sagen. Sein Zustand sei zumindest stabil.
Und der Retter? Der bleibt trotz des ganzen Rummels um seine Person locker. Der 25-Jährige: „Für mich war das wie ein Actionfilm, der wahr wurde. Ich will nicht als der große Held gefeiert werden. Für mich ist eine solche Tat selbstverständlich.“ Stolz ist er trotzdem. Denn einige Polizisten fordern bereits auf Twitter, dass Thomas Zupp und der Schweizer Autofahrer für ihren Mut ausgezeichnet werden.