Der Halbbruder des Silly-Rockers Uwe Hassbecker: Björn Casapietra singt sich in einer Kirche in seine Kindheit zurück
Wo er seinen ersten Kuss bekam und mit Dean Reed Wasserski fuhr: Sänger Björn Casapietra hat den KURIER auf eine Reise in seine Jugendzeit nach Schmöckwitz mitgenommen.

Es müssen nicht immer festliche Säle oder große Kirchen sein. Das dachte sich auch Tenor Björn Casapietra (53). Der einstige Star der RTL-Serie „Unter uns“ und Halbbruder des Silly-Gitarristen Uwe Hassbecker (62) hat sich nämlich für den Start seiner „Himmelslieder“-Frühlingstour einen ganz besonderen Ort ausgesucht – die kleine evangelische Dorfkirche im Köpenicker Ortsteil Schmöckwitz, in der nur knapp 100 Menschen Platz finden. Die Wahl geschieht aus gutem Grund. Für Casapietra, der heute in Berlin-Mitte lebt, ist die Kirche ein Stück alte Heimat, in der er sich nun zurück in seine Kindheit singen will.
Eine Reise in die Vergangenheit: Casapietra, begleitet von seinem Golden Retriever Winny (7), hat den KURIER vorab an den Ort mitgenommen, in dem er zu DDR-Zeiten am Berliner Stadtrand aufgewachsen ist. Wir treffen uns an der Kirche, vor dessen Tür die Straßenbahnlinie 68 endet, die Schmöckwitz-Grünauer Uferbahn, die zu den schönsten Tramstrecken Deutschlands zählt.
Das 1799 erbaute Gotteshaus, von dem einst Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ behauptete, es sei „niederdrückend, verstaubt und armselig“, weckt bei Casapietra die schönsten Kindheitserinnerungen. Der Sohn des berühmten DDR-Dirigenten Herbert Kegel und der italienischen Opernsängerin Celestina Casapietra war mit seinen Eltern oft in der evangelischen Kirche, „obwohl meine Mutter ja eigentlich katholisch war“.
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„Die Weihnachtsgottesdienste waren der Höhepunkt“, sagt der Sänger. „Vor allem hat mich der im vergangenem Jahr verstorbene Pfarrer Siegfried Menthel sehr beeindruckt, der die gute Seele von Schmöckwitz war. Ein fabelhafter Mann, der bis zuletzt für die Menschen im Ort da war. Er half den Älteren, kümmerte sich um Kranke, den Verzweifelten, gab ihnen Hoffnung und Mut, egal ob sie gläubig waren oder nicht.“
Mut machen und Hoffnung geben: Das will auch Casapietra bei seinem Kirchen-Konzert am 1. April mit seinen Interpretationen der schönsten „Himmelsliedern“ wie das „Ave Maria“ von Franz Schubert oder „Hallelujah“ von Leonhard Cohen. „Es sind Werke, deren Musik gerade in dieser Zeiten den Menschen Kraft und Zuversicht geben, in der wieder ein Krieg in Europa herrscht“, sagt Casapietra.

Star-Sänger Björn Casapietra: „In der Schule von Schmöckwitz bekam ich meinen ersten Kuss“
Doch dann geht es für den Sänger wieder zurück in seine Kinder- und Jugendzeit. Er führt uns zu einem Gebäude gegenüber der Dorfkirche. Wir sind auf dem Hof der Schmöckwitzer Insel-Schule. Dort hat Casapietra nicht nur gelernt. „Hier habe ich mit 15 auch meinen ersten Kuss bekommen“, verrät er. „Silke hieß sie. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie sie mich in der Umkleide der Turnhalle gegen die Wand drückte und mich küsste.“ Eine Romanze, die nicht lange hielt. Auch die alte Turnhalle gibt es nicht mehr.

Aber die Erinnerungen sind geblieben. „Ich weiß noch, wie peinlich es mir als kleiner Junge war, als mich meine Mutter mit ihrem weißen Mercedes zur Schule fuhr“, sagt Casapietra. „Das war dann Schulgespräch. Ich habe mich bei meiner Mutter durchgesetzt, dass sie mich nicht mehr zur Schule bringt, und ich den Bus nehme.“
Casapietra weiß, dass er aufgrund seiner Eltern in der DDR eine sehr privilegierte Kindheit hatte. „Meine Mutter, die als Italienerin in die DDR ging, wurde als Opern-Star gefeiert. Sie sorgte dafür, dass ich eine erweiterte Staatsbürgerschaft erhielt und so auch in den Westen reisen konnte.“

Die Sommerferien hatte Casapietra oft in Genua, dem Heimatort seiner Mutter, verbracht. „Meine Mitschüler wussten das, zumal ich ja später einen Aufsatz über mein schönstes Ferienerlebnis schreiben musste. Ich konnte darin ja nichts anderes erzählen.“
Neid gab es nicht. „Im Gegenteil. Meine Freunde fanden es toll, dass ich beispielsweise in die Schmöckwitzer Kaufhalle ging und mir den schlapprigen DDR-Joghurt holte, obwohl ich auch West-Fruchtjoghurt hätte essen können. Doch mir hat der DDR-Joghurt besser geschmeckt.“

Star-Sänger Björn Casapietra und seine Jugendgeheimnisse: „Mit Dean Reed fuhr ich Wasserski“
Ein paar Schulfreunde wird er bei dem Konzert in der Dorfkirche bestimmt wiedersehen, sagt der Sänger, als er uns von der Schule zum Ufer der Dahme führt. „Mit meinen Vater habe ich hier als Kind ab und zu auch geangelt. Aber das war nicht mein Ding“, sagt Casapietra.

Er schaut auf die Brücke, die zum anderen Ufer Richtung Rauchfangswerder führt. In dem Ort, in dem viele DDR-Künstler lebten, wohnte auch Casapietra mit seinen Eltern. „Ich war mit Alexander, dem Sohn von Renate Blume-Reed, befreundet. Sein Stiefvater Dean Reed nahm mich sogar mal zum Wasserskifahren mit.“

In Rauchfangswerder lernte Casapietra auch seinen Halbbruder Uwe Hassbecker kennen, der in Halle aufwuchs. „Ich weiß noch, wie eines Tages bei uns ein junger Mann vor mir stand und mein Vater sagte, wer er war. Ich habe Uwe bewundert“, sagt der Sänger.
Mit Hassbecker trat Casapietra oft gemeinsam auf, auch schon vor Jahren in der Schmöckwitzer Dorfkirche. „Es war rappelvoll“, sagt der Sänger. Sein größter Wunsch: „Ich weiß, Uwe hat mit Silly viel zu tun. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn er zu meinem Konzert nach Schmöckwitz kommt.“
„Die schönsten Himmelslieder“: Björn Casapietra tritt am 1.4. in der Schmöckwitzer Dorfkirche auf, ist danach in Dannenberg/Elbe (15.4.), Meißen (22.4.), Heldburg/Thüringen (23.4.), Riesa (5.5.), Köthen/Anhalt (13.5.), Bielefeld (14.5.) und Prenzlau (26.5.).