Der große KURIER Pilz-Report: Wie wird die Saison? Welcher neue Pilz breitet sich weiter aus und wo werden Sie in Brandenburg garantiert fündig?
Bovist, Pfifferlinge und Co wachsen jetzt in den Wäldern Berlins und Brandenburgs.

Lange, lange lohnte es sich nicht, in den Wald zu gehen, zu trocken waren die vergangenen Wochen. Doch jetzt, wo es Regen gab, ist die Durststrecke vorüber. Auf moosigem Grund wachsen sie wieder: Pilze.
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Nicht nur Parasolpilz (Riesenschirmpilz), Riesenbovist und Hasenbovist, Steinpilz oder Rotfußröhrling können derzeit gesammelt werden. „Solange es noch feucht bleibt und nicht wieder heiß und trocken, sind viele verschiedene Pilze gut zu finden“, sagt der Pilzsachverständige Lutz Helbig.
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Der Riesenbovist etwa, als größter heimischer Bovist, ragt derzeit aus dem Waldboden wie eine weiße Kugel. Er wächst auf nährstoff- und stickstoffreichen Böden. „Der Bovist hat ein erstaunliches Wachstum, er kann bei ausreichender Feuchtigkeit seine Masse über Nacht verdoppeln“, sagt Helbig. Er empfiehlt, den kugeligen Pilz, der wie ein kleines Ufo aus dem Boden ragt, in Scheiben zu schneiden und wie ein Schnitzel zuzubereiten. Dazu müsse er noch jung, innen weiß und fest sein, älter sei er ungenießbar.
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Pilze brauchen Niederschlag – im Süden Brandenburgs wachsen weniger
In der neuen Pilzsaison ist vieles wie immer, aber der Experte berichtet auch über eine Veränderung im Wald: Die Pilze wachsen im Süden Brandenburgs eher sporadisch, und die alte Faustregel, ab etwa August die Körbe füllen zu können, gilt so nicht mehr. „Heute schauen selbst Mykologen auf die Niederschlagskarten, um Pilze finden zu können.“ Pilze brauchen eben feuchten Waldboden und der ist vielerorts Mangelware.
Hier finden Sie in Brandenburg ganz sicher Pilze
Die Märkische Allgemeine Zeitung hat eine Liste zusammengetragen, wo sich in Brandenburg das Sammeln lohnt. Im Havelland lohnt sich zum Beispiel ein Ausflug in die Wälder nahe der Bundesstraße 188 oder in die Stadtwälder von Nauen und Rathenow.
In Oberhavel strömen Pilzsammler unter anderem gern Zwischen Summt und Lehnitz in den Wald. Auch zwischen Neuendorf und Neuhof sowie zwischen Schwante und Germendorf soll sich das Sammeln lohnen. Ein Ausflug in den Wald zwischen Rheinsberg und Menz könnte ebenfalls für eine reiche Pilzernte sorgen.
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Das Vorkommen von Pilzarten ist nicht nur eng verbunden mit ihrer Ernährung, sondern vom Niederschlag beeinflusst. Sogenannte Mykorrhiza-Pilze wie Marone und Steinpilz gehen eine Symbiose mit Baumarten wie der Kiefer oder der Eiche ein. Doch die Bäume stehen nach den vergangenen Jahren im Trockenstress. „Geht es diesen Bäumen beziehungsweise dem Wald nicht gut, geht’s auch den Mykorrhiza-Pilzen nicht gut“, so Helbig.
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Letzten Endes komme es darauf an, wie vital der Baum sei. Ist beispielsweise die Kiefer geschwächt, etwa durch Trockenheit und Schädlinge, kann sich Helbig zufolge die Fette Henne als Schwächeparasit ausbreiten. Auch in diesem Jahr sei diese Pilzart schon gefunden worden. „Jede Art hat ihre ökologische Nische.“
Falsche Rotkappe breitet sich in Brandenburg weiter aus
So hat sich unter anderem auch die Falsche Rotkappe als Neomycet – also mit direkter oder indirekter menschlicher Unterstützung – in Deutschland weiter ausgebreitet.
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Der Speisepilz, der in Kiefernwäldern steht und leicht mit Marone oder Steinpilz verwechselt werden kann, ist aus Nordamerika nach Europa und hier zuerst ins Baltikum eingeschleppt worden. 2014 wurde er erstmalig in Deutschland in der Lausitz bei Alt-Schadow im Landkreis Dahme-Spreewald gefunden. Die zweite Fundstelle war am Stausee in Spremberg. Seitdem breitet der Pilz sich explosionsartig in Brandenburg aus.
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Bei der Falschen Rotkappe gebe es mittlerweile etwa 100 Fundorte, besonders in Südbrandenburg, aber auch in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Momentan könne man diese Art an bestimmten Stellen auf hektargroßen Flächen im Wald finden, weiß Helbig. „Wir sind dabei, zu beobachten, ob dieser Pilz eine invasive Art ist und ob andere Pilzarten verdrängt werden.“

Helbig hat derzeit als Pilzberater viel zu tun, er erklärt Pilzsammlern den Unterschied zwischen der „falschen“ und der „echten“ Rotkappe. Die neue Art aus Nordamerika fällt durch einen massigen Fruchtkörper und eine längsrippige Musterung des Stiels auf, die der Sammler fühlen kann. Junge Exemplare werden erst semmelgelb, die größeren haben dann eine kräftig rotbraune Kappe.
Zunächst kleine Mengen der Falschen Rotkappe probieren
Das feste Fleisch dürfte ihn als Speisepilz interessant machen, sagt Helbig, der den Pilz als schmackhaft beschreibt. Der Stiel werde allerdings leicht zäh. Bei der Speisepilzbewertung sei er noch vorsichtig, der Pilz sei aber essbar. „Wir wissen aber noch nicht genau, ob es Unverträglichkeiten gibt wie beispielsweise beim Butterpilz.“ Deshalb sollte man zunächst kleine Mengen probieren, rät er. In der deutschen Pilzliteratur ist die Falsche Rotkappe als Speisepilz allerdings noch nicht zu finden, dafür sei sie zu neu. Wahrscheinlich werde sie in neuen Auflagen von Pilzbüchern zu finden sein.
Mögliche Gründe für die Ausbreitung der Falschen Rotkappe
Doch warum breitet sich der Pilz so schnell aus? Liegt das am Klimawandel? Wohl eher nicht, sagt der Hobby-Mykologe. Der Pilz brauche magere Böden, diese seien in den sandigen Kiefernwäldern zu finden. Davon gibt es besonders in den Bergbaufolgelandschaften im Süden Brandenburgs noch viele.
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Wie wird die Pilzsaison dieses Jahr?
Der Pilzsachverständige rechnet aufgrund von mehr Niederschlägen in Brandenburg mit einer besseren Pilzsaison als in den vergangenen drei Jahren. Nach Regengüssen schießen die Pilze dennoch nicht gleich aus dem Boden. Mindestens zehn bis 14 Tage brauche das Myzel, um sich zu entwickeln, weiß der Experte. Feuchte Böden und Temperaturen nicht über 25 Grad beförderten derzeit das Wachstum. Unter diesen Bedingungen könne es ein guter Pilzherbst werden.