Die Geldsammler von Friedrichsfelde
Ohne den Förderverein und den Spenden der Berliner würde es viele Bauten im Tierpark nicht geben.

Gerne sprechen die Berliner von „ihrem Tierpark“. Zu Recht. Denn die Menschen in dieser Stadt bauten nicht nur den Tierpark auf, der jetzt 65 Jahre alt geworden ist. Sie unterstützten ihn bis heute auch mit Geldspenden. Dank des Fördervereins, der nur ein Jahr jünger als der Tierpark ist und seit 16 Jahren von dem Lichtenberger Thomas Ziolko (48) geleitet wird.
Der Vereinschef hat viel zu tun. Nahe des Schlosses Friedrichsfelde sitzt er in seinem Büro, bereitet ein Geschenk zum 65. Tierpark-Geburtstag vor. Ein Förderprojekt in Höhe von 150.000 Euro, die dem Aufbau der künftigen Himalaya-Landschaft zu Gute kommen soll.
„Geplant ist, dort den Francois-Langur als neue Tierart zu zeigen“, sagt Ziolko. Eine Affenart, die in der asiatischen Heimat stark gefährdet ist. Für ihre Haltung im Tierpark wird ein speziell beheizter Stall inklusive Vorgehege benötigt. „Daher hat sich der Verein im Jubiläumsjahr das Ziel gesetzt, 150.000 Euro für den Stall-Bau zu sammeln“, sagt Ziolko.

Der Vereinschef wird das Geld bekommen. Denn die Berliner spenden gerne, einige vermachen sogar ihr Erbe dem geliebten Tierpark, damit er noch attraktiver wird, so Ziolko.
Mit dem Spenden ging es schon in den Anfangsjahren los, als Gründungsdirektor Heinrich Dathe 1956 den Förderverein mit 188 Mitgliedern ins Leben rief. Sieben kamen sogar aus West-Berlin. Firmen wie der VEB Taxi, die Berliner Kindl Brauerei und die Defa waren mit dabei.

Das erstes Förderprojekt: 1958 sammelte der Verein 73.000 DDR-Mark für ein Gehege für asiatische Hirsche. In den 70er und 80er-Jahren wurden mit Spenden eine Luchs-Anlage (275.000 DDR-Mark), das Krokodilhaus (185.000 DDR-Mark) oder das Elefantenhaus (190.000 DDR-Mark) errichtet. Als Dank führte Tierpark-Chef Dathe die Geldsammler exklusiv über die Baustellen. Zum Ende der DDR zählte der Verein 1300 Mitglieder, die insgesamt über eine Million DDR-Mark für den Tierpark gesammelt hatten.
Nach der Wende ging die Mitgliederzahl zurück. Doch als die Diskussion im geeinten Berlin entbrannte, ein Zoo würde reichen, der Tierpark müsse weg, nahm die Mitgliederzahl rasch wieder zu. 2007 übernahm der Verein dann auch die Förderung des Zoos, nennt sich seitdem „Freunde der Hauptstadtzoos“, zählt aktuell über 4000 Mitglieder.

Rechnet man die Beträge aus der Anfangszeit mit, hat der Verein bis 2019 mit über 3,5 Millionen Euro Projekte in beiden Tiergärten gefördert. „Ein Drittel der Summe geht an den Zoo, zwei Drittel an den Tierpark“, sagt Ziolko. Aus gutem Grund: Der Zoo steht finanziell besser als der Tierpark da.
Gelder flossen in Friedrichsfelde unter anderem in den Umbau der Schlangenfarm (105.000 Euro) und den ersten Umbau des Alfred-Brehm-Hauses (2014, 175.000 Euro). 250.000 Euro gab es für die neue Malaienbär-Anlage.

Selbst in der Corona-Krise lassen die Berliner weder den Tierpark noch den Zoo im Stich, als beide durch die wochenlange Schließung ihre Einnahmen verloren. „In diesem Frühjahr gingen bei uns 4000 Euro mehr an Spenden als im Vergleich zum Vorjahr ein“, sagt Ziolko.

Die Förderer unterstützen auch die Berliner. „Wir finanzieren damit auch den Eintritt für Kinder, die aus sozial schwachen Familien kommen und die sich einen Tierpark- oder Zoo-Besuch nicht leisten können“, freut sich Ziolko.
Promis wie Harald Glööckler, Andrej Hermlin, Angelika Milster oder Gayle Tufts unterstützten den Förderverein. Zu den Tierpark-Freunden zählt auch das Berliner Unternehmerehepaar Klaus und Eva Herlitz. Ihr bärenstarkes Geschenk zum 65. Geburtstag: Die Schau ihrer 147 weltberühmten bunten Buddy-Bären, die das Paar am Donnerstag im Tierpark aufstellen ließ.
Morgen lesen Sie: Das Geburtstags-Interview mit Tierpark-Chef Andreas Knieriem.
