Der etwas andere Gender-Pay-Gap: In einer Branche mit 215.000 Beschäftigten verdienen in Berlin Frauen sogar besser als Männer
In Süd- und Westdeutschland ist der sogenannte Gender-Pay-Gap zuungunsten von Frauen viel größer als im Osten. In Frankfurt/Oder oder Cottbus verdienen Frauen sogar besser

Löhne und Gehälter sind in Deutschland bis heute ungerecht verteilt. Frauen verdienen im Schnitt immer noch viel weniger als Männer. Aber es gibt je nach Region Unterschiede. In Süd- und Westdeutschland ist der sogenannte Gender-Pay-Gap viel größer als im Osten. Hier gibt es sogar Regionen, wo Frauen mehr verdienen als Männer. Auch in Berlin arbeiten 215.000 Beschäftigte in einer Branche, in der Männer finanziell abgehängt werden.
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Im bundesweiten Durchschnitt erhielten 2021 vollzeitbeschäftigte Männer 18,9 Prozent mehr Lohn oder Gehalt. Über die Zeit schließt sich die Lücke allerdings allmählich. Vor fünf Jahren war sie noch um 2,5 Prozentpunkte größer. Die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen sind in Deutschland regional extrem unterschiedlich ausgeprägt. Das geht aus einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.
In Frankfurt/Oder und Cottbus verdienen Frauen mehr als Männer
Demnach hinken die Frauen beim Verdienst den Männern im baden-württembergischen Bodenseekreis um 39,9 Prozent hinterher. Im Kreis Dessau-Rosslau in Sachsen-Anhalt verdienen Frauen sogar etwas mehr (1,8 Prozent) als Männer. Auch in Frankfurt/Oder und Cottbus in Brandenburg sowie im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt liegen vollzeitbeschäftigte Frauen beim Gehalt im Schnitt vor den Männern.
Insgesamt war der Gender-Pay-Gap, also die geschlechterspezifische Lücke bei der Bezahlung, 2021 in Westdeutschland mit 20,6 Prozent mehr als dreimal so groß wie in Ostdeutschland mit 6,3 Prozent.
In Berliner liegt der Gender-Pay-Gap bei rund zehn Prozent. Während Männer im Schnitt 25,02 Euro pro Stunde brutto erhielten, verdienten Frauen 22,54 Euro. Berücksichtigt werden dabei alle Arbeitnehmer in Unternehmen ab elf Beschäftigten. Ausgenommen wurden in der Statistik die Wirtschaftszweige Land- und Forstwirtschaft, Fischerei sowie die öffentliche Verwaltung.
Denn in der öffentlichen Verwaltung in Berlin sieht es ganz anders aus, wie aus der Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage der Abgeordneten Bahar Haghanipour (Grüne) hervorgeht.
Berlin: Im öffentlichen Dienst werden Frauen besser als Männer bezahlt
In Vollzeit verdienen im Landesdienst Frauen im Schnitt 0,6 Prozent mehr als Männer, das sind 27 Euro pro Monat. Kein anderes Bild bei den in Teilzeit Beschäftigten. Hier steht bei Frauen im Schnitt 42 Euro pro Monat mehr auf dem Gehaltszettel als bei Männern (macht insgesamt 1,2 Prozent).
Den größten Unterschied gibt es übrigens bei verbeamteten Vollzeitkräften. Hier verdienen in der Hauptverwaltung Frauen pro Monat im Schnitt 4941 Euro, Männer dagegen nur 4692 Euro. Genau umgekehrt ist es in den Bezirksverwaltungen: Hier bekommen Männer 4916 Euro, Frauen aber nur 4544 Euro.

Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern ergeben sich im öffentlichen Dienst laut Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung aus verschiedenen Faktoren:
+ Arbeit in Teilzeit
+ Berufsunterbrechungen aufgrund der Übernahme familiärer Verantwortung (unentgeltliche Pflege- und Sorgearbeit, Elternzeit)
+ Führungspositionen
+ Verteilung von (Leistungs-)Zulagen oder Prämien
+ Höhe der individuellen Erfahrungsstufe
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Bei den Beschäftigtenzahlen zeigt sich, dass Frauen deutlich häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer (rund 25.000 Frauen gegenüber rund 6000 Männern). Dies führt zu einem insgesamt leicht niedrigeren nicht teilzeitbereinigten Durchschnittsverdienst von Frauen gegenüber Männern im Berliner Landesdienst.