AKTUALISIERT: Deepfake! Warum Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) nicht auf angeblichen Vitali Klitschko reinfiel
Es handelte sich offenbar nicht um eine Spaßaktion, sondern um Informationskrieg! Mehrere europäische Bürgermeister betroffen.

Was für eine raffinierte Täuschungsaktion: Mit technischer Hilfe haben Unbekannte ein zunächst täuschend echtes Video-Abbild von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko geschaffen und diesen mit Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey telefonieren lassen. Doch diese wurde misstrauisch: Obwohl der Deepfake raffiniert war, verhielt sich das Gegenüber im Videotelefonat verdächtig.
Nach erheblichen Zweifeln an der Echtheit des Gesprächspartners ist ein Videotelefonat von Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) mit dem vermeintlichen Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko vorzeitig abgebrochen worden. Der Verlauf des Gesprächs und die Themensetzung hätten „auf Berliner Seite ein Misstrauen hervorgerufen“, teilte die Berliner Senatskanzlei am Freitagabend im Onlinedienst Twitter mit.
„Es besteht der Verdacht, dass die Person, mit der gesprochen wurde, nicht Vitali Klitschko war“
„Es besteht der Verdacht, dass die Person, mit der gesprochen wurde, nicht Vitali Klitschko war“, führte die Senatskanzlei aus. Ein Gespräch mit dem ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk habe dies im Nachgang bestätigt.
Laut dem RBB war das Videotelefonat bereits vor mehreren Wochen anberaumt worden. Inhaltlich sollte es demnach um die Zusammenarbeit zwischen Berlin und der ukrainischen Hauptstadt Kiew gehen.
Nach einem normalen Beginn habe sich Giffeys Gesprächspartner aber nach Sozialbetrug durch ukrainische Geflüchtete in Deutschland erkundigt, berichteten der RBB und „Spiegel Online“. Anschließend sei es um die Frage gegangen, ob Berlin ukrainische Männer zum Kämpfen zurück in ihre Heimat schicken könne. An dieser Stelle sei das Gespräch dann beendet worden.
Berliner Landeskriminalamt ermittelt gegen Drahtzieher des Deepfake
Wie die Senatskanzlei auf Twitter erklärte, gab es zunächst keine Anhaltspunkte dafür, „dass die Videokonferenz nicht mit einer echten Person geführt wird“. Allem Anschein nach habe es sich bei dem angeblichen Klitschko um einen sogenannten Deepfake gehandelt - eine Technologie, bei der die Gesichter echter Menschen in Fotos oder Filme eingefügt werden. Nach Angaben der Senatskanzlei ermittelt inzwischen der Staatsschutz beim Berliner Landeskriminalamt.
Giffey erklärte: „Es gehört leider zur Realität, dass der Krieg mit allen Mitteln geführt wird – auch im Netz, um mit digitalen Methoden das Vertrauen zu untergraben und Partner und Verbündete der Ukraine zu diskreditieren.“
Nach dem Fake-Telefonat hofft der echte Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko auf ein baldiges Gespräch mit der SPD-Politikerin. Der „Bild“-Zeitung sagte Klitschko, nachdem er von dem Fake-Anruf bei Giffey und Madrids Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida erfahren habe: „Ich hoffe, dass wir bald über meine offiziellen Kanäle telefonieren können.“ Klitschko fügte hinzu: „Ich brauche dann auch keine Übersetzer.“
Auch in Madrid wurde Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida bei dem Videotelefonat mit dem vorgeblichen Bürgermeister Klitschko schnell misstrauisch und brach das Gespräch ab, wie der Sprecher des Bürgermeisteramtes, Daniel Bardavío Colebrook, bestätigte. Es sei Anzeige wegen Vorspiegelung einer falschen Identität gegen Unbekannt erstattet und das Bürgermeisteramt in Kiew informiert worden. Martinez-Almeida werde den echten Klitschko am Samstag anrufen.