Die Triola kannte in der DDR fast jedes Kind. Nun feiert das Spielinstrument sein Comeback auf einer der größten Musikmessen in den USA. 
Die Triola kannte in der DDR fast jedes Kind. Nun feiert das Spielinstrument sein Comeback auf einer der größten Musikmessen in den USA.  Sebastian Willnow/dpa

Es hatte bunte Tasten, auf denen man spielend leicht musizieren konnte. Das DDR-Instrument Triola, ein Blasinstrument, hatte im Osten fast jedes Kind. Zwischen Berlin, Arkona und Zittau war es vor allem in den Kindergärten beliebt, um die Kleinen schon früh an das Musikmachen heranzuführen. Nach der deutschen Wiedervereinigung verschwand die Triola vom Markt. Nun feiert das DDR-Kinderinstrument sein Comeback und soll die Kinderzimmer in den USA erobern.

Anfang der 60er-Jahre erblickte sie das Licht der Welt. Die Triola wurde vom VEB Klingenthaler Harmonikawerke produziert. Auf ihr konnten die Kinder nach Farben, die in einem mitgelieferten Notenbuch standen, einfache Lieder wie „Alle meine Entchen“ oder „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ spielen.  Allein in den 70er-Jahren wurden über 400.000 Instrumente verkauft.

Nach der Wende übernahm die C.A. Seydel Söhne GmbH die Produktion. Doch der Instrumentenbauer aus Klingenthal im sächsischen Vogtland hatte mit dem einstigen DDR-Kassenschlager wenig Glück. Nach den früheren hohen Triola-Verkäufen gehen jetzt kaum noch 20 Stück im Monat über den Ladentisch. Das liegt auch am höheren Preis: Für 30 Euro wird die Triola im Internet gehandelt. In der DDR kostete das Instrument zwölf Mark.

DDR-Spielinstrument Triola: Auf der Musikmesse in Kalifornien wird es jetzt präsentiert

Dennoch gab die Firma die Triola nicht auf. „Wir haben erkannt, dass in ihr Potenzial steckt“, sagt Marketingchef Lucas Schönweiß. Die C.A. Seydel Söhne GmbH will nun mit dem einst beliebten DDR-Kindermusikspielzeug die USA erobern. Mitte April soll die Triola auf der NAMM-Show in Kalifornien, einer der größten Messen der Musikindustrie, vorgestellt werden.

So sah die Triola zu DDR-Zeiten aus, kostete damals zwölf Mark.
So sah die Triola zu DDR-Zeiten aus, kostete damals zwölf Mark. Sylvio Dittrich/imago

Schönweiß ist überzeugt, dass die Triola auf dem US-Markt ankommen wird. Das Klingenthaler Unternehmen plant neben dem Messeauftritt einen eigenen Onlineshop inklusive Warenlager in den Vereinigten Staaten.

Im Aussehen hat sich die Triola seit DDR-Zeiten nur ein wenig verändert. Die Arbeitsschritte habe man auch bei dem neuen Instrument beibehalten. „Sie ist vom Innenleben her eine kleine Mundharmonika“, sagt Schönweiß. In den Instrumenten würden inzwischen Edelstahltonzungen verbaut, die als besonders langlebig gelten.

In der Musikinstrumentenfirma Seydel wird eine Triola montiert.
In der Musikinstrumentenfirma Seydel wird eine Triola montiert. Sebastian Willnow/dpa

DDR-Spielinstrument Triola: Klingenthaler Hersteller setzt auf den US-Markt

Nach dem jähen Aus hat das Interesse an der Triola auch in Deutschland wieder zugenommen, erklärt der Marketingchef. Kinder ab drei Jahren könnten meist schnell die bunten Tasten mit den farbigen Notenblättern kombinieren und erste Lieder spielen. „Wenn sie über das Farbsystem an Musik herangeführt werden, lernen sie leichter als über trockene Notenkunde. Wir hoffen, dass die Triola als Instrument zur musikalischen Früherziehung noch mehr anerkannt wird“, sagte Schönweiß. Zwei englische Liederbücher und ein Lehrbuch stünden jetzt auch für Kinder in den USA bereit.

Die dortigen Kunden seien zusammen mit dem zentraleuropäischen Markt für den Mundharmonikahersteller von zentraler Bedeutung: „Ein Großteil unserer Kundschaft kommt aus diesem Raum.“ Zwar fehlten einzelne Aufträge aus Russland. „Aber einen richtigen Knick in unseren Bestellungen merken wir deshalb nicht“, sagt Schönweiß.

Der US-Markt spiele allgemein beim Export für die deutschen Musikinstrumentenhersteller eine wichtige Rolle, sagt Winfried Baumbach, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Musikinstrumentenhersteller in Wiesbaden. Sowohl Export als auch Binnenmarkt würden sich nach der schwierigen Corona-Zeit langsam erholen. „Es geht bergauf. Die Einbrüche vorher durch Produktionsstopp und die unsichere Auftragslage waren jedoch massiv.“ Der Verband vertritt 70 Industriefirmen der Branche.