„Er war ein Kämpfer“

DDR-Rocklegende starb mit 68 Jahren an Krebs: So trauern die Puhdys um ihren Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt

Vier Jahre versuchte der Musiker, einen Tumor in der Lunge zu besiegen. „Er war ein Kämpfer“, sagt Ex-Kollege Dieter Birr .

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So werden die Fans  den einstigen Puhdys-Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt in Erinnerung behalten, der im Alter von 68 Jahren starb.
So werden die Fans den einstigen Puhdys-Schlagzeuger Klaus Scharfschwerdt in Erinnerung behalten, der im Alter von 68 Jahren starb.imago-images/stock&people

Nie aufgeben, weiter machen, kämpfen. Das war die Botschaft von Klaus Scharfschwerdt, als der Ex-Schlagzeuger der Puhdys 2019 seine Krebserkrankung öffentlich machte. Mit seiner Band Scharfschwerdts Neuland, die er vor fünf Jahren mit der DDR-Rocklegende Hans „die Geige“ Wintoch (68) gründete, wollte er sich zurück ins Leben trommeln. Eine CD erschien, es gab Konzerte, viele neue Pläne, der Tumor in seiner Lunge schien eigentlich besiegt zu sein. „Wir alle dachten, Klaus schafft es“, sagt Hans Wintoch dem KURIER. „Doch der Krebs war am Ende halt stärker.“

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Der Schlagzeuger starb bereits am 10. Juni in einem Krankenhaus, wie die Familie erst am Montag über Facebook mitteilte. „Tiefer Schmerz erfüllt uns, wir sind ohne Worte. Unser Klaus Scharfschwerdt hat seinen langen Kampf gegen den Krebs leider endgültig verloren“, schrieben seine Frau Gabi und sein Sohn Nick (ebenfalls Schlagzeuger). „Er war immer stark und voller Hoffnung. Wir teilten diese Hoffnung und waren fest davon überzeugt: Er packt es! Es sollte leider nicht so kommen.“ Klaus Scharfschwerdt wurde nur 68 Jahre alt.

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Die Puhdys auf ihrer letzten Tour (2015/16):  Peter Rasym , Dieter Hertrampf, Dieter Birr,  Peter Meyer und Klaus Scharfschwerdt (v.li.).
Die Puhdys auf ihrer letzten Tour (2015/16): Peter Rasym , Dieter Hertrampf, Dieter Birr, Peter Meyer und Klaus Scharfschwerdt (v.li.).dpa

Ex-Puhdy Dieter Birr: „Klaus war ein Super-Schlagzeuger, ein zuverlässiger Kollege, ein Freund“

Ein Schock, nicht nur für die Musik-Fans. Auch Scharfschwerdts einstige Puhdys-Kollegen trauern. „Ich habe einen langjährigen Mitstreiter verloren“, sagt Ex-Frontmann Dieter „Maschine“ Birr (78) dem KURIER. „Klaus war der Jüngste in unserer Band, ein Super-Schlagzeuger, ein zuverlässiger Kollege, ein Freund.“

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1979 stieg Klaus Scharfschwerdt als Nachfolger von Drummer Gunter Wosylus (76) bei den Puhdys ein. Er war der einzige in der Band, der keinen Spitznamen bekam. Bis zum Ende der Puhdys (2016) blieb Scharfschwerdt einfach nur der „Neue“, der von Beruf eigentlich Tischler war.

Die DDR-Hartrockband Prinzip, in der Klaus Scharfschwerdt vor seiner Puhdys-Zeit spielte.
Die DDR-Hartrockband Prinzip, in der Klaus Scharfschwerdt vor seiner Puhdys-Zeit spielte.Last.fm

Doch die Liebe zur Musik war größer. 1975 wurde Scharfschwerdt Berufsmusiker, spielte bei den DDR-Hardrock-Bands Vulcan und Prinzip mit, trommelte auch bei Stern-Meißen. In der DDR kürte man den Meister der Schlagstöcke viermal zum besten DDR-Schlagzeuger. Sein wuchtiges Spiel  sorgte dann auch für einen härteren Sound bei den Puhdys.

Ex-Puhdy Quaster: „Klaus war für mich ein prima Kumpel“

„Klaus war für mich stets ein prima Kumpel“, sagt der einstige Puhdys-Gitarrist Dieter „Quaster“ Hertrampf (77) dem KURIER. „Seit er bei den Puhdys war, sind wir beide stets in einem Auto zusammen zu den Konzerten gefahren, waren quasi unzertrennlich. Auf Klaus konnte man sich als Mensch und Musiker immer verlassen. Dabei konnte er manchmal auch ein richtiger kleener Dickkopf sein, der offen seinen Meinung sagte, wenn ihm etwas nicht passte.“

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Etwa, als die Puhdys in den 80er-Jahren mit Titeln wie „Jahreszeiten“ und „TV-Show“ musikalisch die damalige Neue Deutsche Welle im Westen nachahmten. Es waren die einzigen Puhdys-Songs, die Scharfschwerdt sang. Und er hielt damit nicht hinter dem Berg, dass er dies nicht gern tat, machte den Ärger öffentlich. „Schrecklich, die Dinger musste ich singen“, sagte er vor Jahren dem KURIER. „Ich, der Trommler. Wenn es davor eine peinliche Situation gab, konnte ich mich immer hinter dem Schlagzeug verstecken. Und nun musste ich an den Bühnenrand. Das hat mich so angekotzt."

Gute Freunde: Dieter Hertrampf (l) und Klaus Scharfschwerdt
Gute Freunde: Dieter Hertrampf (l) und Klaus Scharfschwerdtdpa/Jens Kalaene

2017, ein Jahr nach dem Puhdys-Aus, gründete Schwarfschwerdt seine eigene Band. „Nach 36 Jahren, in denen ich bei den Puhdys war, saß ich plötzlich fast ein Jahr daheim nur herum. Darum sprach ich Kollegen wie Hans Wintoch an, ob sie nicht Lust hätten, mit mir ein neues Projekt zu starten“, sagte er damals dem KURIER. Die beiden Musiker brachte übrigens Ur-Puhdy Harry Jeske zusammen, der im August 2020 im Alter von 82 Jahren gestorben war.

Klaus Scharfschwerdt: So wollte er den Krebs besiegen

Kaum war die Band Scharfschwerdts Neuland gegründet, kam die Schockdiagnose: Bei einer Untersuchung wurde 2018 bei dem Schlagzeuger ein Tumor in einem Lungenflügel entdeckt. Scharfschwerdt begann sofort mit der Chemotherapie. „Komplettangriff, Feuer frei. Es gab ja nur zwei Möglichkeiten. Für mich gab es von Anfang an nur die eine: Ich will leben, ich kämpfe und ich schaffe das“, sagte er 2019, als er die Krankheit öffentlich machte.

2019 trafen sich im Studio Klaus Scharfschwerdt und KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke, sprachen über die Krebs-Erkrankung des Schlagzeugers.
2019 trafen sich im Studio Klaus Scharfschwerdt und KURIER-Reporter Norbert Koch-Klaucke, sprachen über die Krebs-Erkrankung des Schlagzeugers.Thomas Uhlemann

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Es schien, als hätte Scharfschwerdt zunächst den Krebs besiegt. „Klaus war ein Kämpfertyp, der nicht aufgibt“, sagt  Dieter Birr.  Man brauche in so einer Situation viel Kraft, um den Kampf durchzustehen. Maschine spricht aus eigener Erfahrung. Im 2019 hatte er öffentlich gemacht, dass man bei ihm einen Tumor im Darm entdeckt und entfernt hatte. Noch in der Reha stürzte sich Birr in die Arbeit, um rasch fit zu sein.

Klaus Scharfschwerdt und Hans „die Geige“ Wintoch: Gemeinsam gründeten sie Scharfschwerdts Neuland, die neue Band des Ex-Puhdys-Drummers.
Klaus Scharfschwerdt und Hans „die Geige“ Wintoch: Gemeinsam gründeten sie Scharfschwerdts Neuland, die neue Band des Ex-Puhdys-Drummers.Volkmar Otto

Klaus Scharfschwerdt: Beisetzung im engsten Familienkreis

Arbeiten, das war auch für Scharfschwerdt die beste Therapie. „Klaus war in meiner Show oft ein gern gesehener Gast, in diesem Jahr wollten wir noch einen Puhdys-Abend machen“, sagt Quaster, der 2009 einen Prostata-Krebs überstanden hatte. „Wir hatte uns noch für diese Woche verabredet. Sein Tod schmerzt.“

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Neuland-Mitstreiter Hans „die Geige“ Wintoch erzählt, wie er gerade mit Scharfschwerdt die Arbeiten an seinem neuen Solo-Album begonnen hat. Trotz der starken Medikamenten und Therapie-Maßnahmen: Sie konnten den Krebs nicht abhalten, schreibt Wintoch auf Facebook zum Abschied von seinem Schlagzeuger-Freund. „Nun betrittst du anderes ,Neuland‘ und ich weiß nicht ansatzweise, wie ich damit umgehen soll, aber muss. Bin wie gelähmt und aus der Spur, tief traurig, das Herz wiegt so schwer und doch dreht sich die Welt da draußen einfach weiter…“

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Klaus Scharfschwerdt soll im engsten Familienkreis beigesetzt werden, teilte die Familie mit. Dies sei sein Wunsch gewesen.