Schattenseiten der Lockerungen: Das miese Geschäft der Welpen-Händler brummt wieder
Expertin Daniela Schneider von „Vier Pfoten“ verrät, warum Berlin ein Hotspot der Szene ist und wie man illegale Verkäufer erkennt.

Viele freuen sich darüber, dass das Leben nach der langen Corona-Pause endlich weitergeht, doch die Corona-Lockerungen haben auch ihre Schattenseiten. Vor einer Folge warnt jetzt die Tierschutz-Organisation „Vier Pfoten“: Mit der Öffnung der Grenzen wird auch der illegale Handel mit Hundewelpen wieder blühen.
Zahllose Welpen, eingepfercht in Transportern, verkauft aus dem Kofferraum - immer wieder verrichten Hunde-Händler auch in Berlin ihre schmutzigen Geschäfte. Hier hatte die Corona-Krise ihre Vorteile: Durch die Schließung der Grenzen wurde dem Verkauf von schutzlosen Welpen ein Dämpfer verpasst.
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Die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ beobachtete das „bei der Anzahl der Hundeanzeigen auf Online-Portalen wie ebay Kleinanzeigen und Quoka.de“, heißt es in einer Mitteilung. Auf der Plattform Quoka.de sanken die Verkaufsanzeigen allein für Welpen in den letzten Wochen und Monaten um bis zu 78,3 Prozent.
Steigende Anzeigen Signal für illegalen Tierhandel im Netz
Doch nun sehen die Tierschützer, dass die Zahlen wieder steigen - plötzlich wurden auf allein auf dem Portal ebay Kleinanzeigen etwa 18,9 Prozent mehr französische Bulldoggen und 22,2 Prozent mehr Möpse angeboten. „Diese Zahlen verdeutlichen, dass ein Großteil des illegalen Tierhandels auf Online-Plattformen stattfindet und dass viele Tiere aus dem Ausland kommen. Seit die Grenzen nicht mehr so streng kontrolliert werden, blüht der illegale Handel mit Welpen neu auf“, sagt Daniela Schneider, Heimtier-Expertin bei „Vier Pfoten“.
Vor allem Berlin, Brandenburg und die Grenze zu Polen spielen bei den Geschäften der Hunde-Händler eine wichtige Rolle, erzählt sie dem KURIER. Erst am 19. Mai befreiten Beamte der Berliner Polizei mehrere Welpen aus einem Transporter (KURIER berichtete). „Berlin und speziell die Bundesländer im Osten sind durch die Nähe zu den osteuropäischen Ländern Hochburgen des Welpenhandels.“
Aus Polen, Tschechien, Bulgarien, Ungarn und Rumänien, kommen die Welpen. Sie werden in Hunde-Fabriken unter katastrophalen Bedingungen vermehrt, dann in Transportern kilometerweit gekarrt, um in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft zu werden. „Gerade in Berlin fallen immer wieder Käufer auf die Händler herein“, sagt Schneider. „Und das, obwohl es mehr als in anderen Städten Aufklärungsarbeit gibt. Aber der Kauf eines Welpen verläuft nicht rational, sondern emotional. Die süßen Bilder im Internet und dann der Anblick der Welpen sorgen dafür, dass der Beschützerinstinkt einsetzt.“
Der Kauf eines Welpen verläuft nicht rational, sondern emotional. Die süßen Bilder im Internet und dann der Anblick der Welpen sorgen dafür, dass der Beschützerinstinkt einsetzt.
Daniela Schneider, Heimtier-Expertin bei „Vier Pfoten“
Das Problem: Die Tiere, die aus den Zuchtanlagen kommen, sind oft krank. Wer einen solchen Welpen kauft, riskiert eine lange Kette an Tierarztbesuchen, im schlimmsten Fall den Tod des Hundes. Die Verkäufe laufen oft nach dem gleichen Muster ab, erklärt Schneider. „Der Erstkontakt findet online statt, der Händler bleibt anonym, der Käufer wird zu irgendeiner Adresse gelotst.
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Unter einem Vorwand wird dann verhindert, dass die Übergabe in der Wohnung des Verkäufers stattfindet, stattdessen werden die Hunde etwa aus dem Kofferraum des Autos verkauft.“ Den Welpen sehe man auf den ersten Blick oft nicht an, dass sie krank sind. Denn sie sind aufgeputscht durch Medikamente und die Übergabe-Situation, sagt die Expertin.

Wie aber erkennt man einen illegalen Händler? „Seriöse Anbieter bieten nicht mehrere Hunderassen gleichzeitig an. Sie achten darauf, dass mehrere Besuche erfolgen, damit die neuen Halter den Welpen kennenlernen können. Außerdem wird ein guter Züchter Fragen zum Wohnumfeld der Käufer stellen - um sicherzugehen, dass es dem Tier dort gut gehen wird.“
Seriöse Anbieter mit Kaufvertrag und Impfpapieren
Ein guter Indikator ist auch das Muttertier: Oft wird eine Hündin als angebliche Mutter der Welpen vorgeführt. Ignoriert sie die Welpen, kann sie aber nicht die Mutter sein. Und, ebenfalls wichtig: „Bei einem seriösen Anbieter gibt es einen Kaufvertrag mit dem echten Namen des Anbieters und Impfpapiere.“
Die Tierschützer fordern deshalb die Politik auf, dem Handel einen Riegel vorzuschieben. Alle Tiere sollen, das sieht der Lösungsansatz von „Vier Pfoten“ vor, mit einem Chip gekennzeichnet sein, auf dem die Daten aller Menschen erfasst sind, die im Leben des Hundes eine Rolle gespielt haben. Kommt es zu Problemen, kann jeder Schritt im Leben des Tiers zurückverfolgt werden.
Zudem wird gefordert, dass die Online-Anbieter jedes Angebot kontrollieren. „Es muss verbindliche Gesetze für alle Online-Plattformen geben, damit Händler identifiziert werden können – zum Schutz der Verbraucher, der Tierheime, von seriösen Anbietern, aber vor allem zum Schutz von Millionen Tieren!“