Ornithologe warnt
DAS ist die größte Bedrohung für Vögel in Berlin
Wildtiere wie Füchse sind in Berlin schon lange keine Seltenheit mehr. Auch viele Vogelarten fühlen sich in der Großstadt wohl – doch ihr Lebensraum schwindet zum Teil. „Wenn wir weiterhin alles zubauen, hat das mehr Einfluss auf die Tiere als der Klimawandel“, sagt ein Experte.

Berlin baut. Die damit einhergehende Versiegelung von Flächen sei für Vögel in Berlin die derzeit größte Bedrohung, sagt der Ornithologe Frank Sieste. „Wenn wir weiterhin alles zubauen, hat das mehr Einfluss auf die Tiere als der Klimawandel“, sagt der Experte. Sieste ist seit vielen Jahren ehrenamtlich beim Naturschutzbund (Nabu) Berlin tätig. Weil immer mehr Flächen zugebaut werden, wird der Lebensraum von Vögeln in der Stadt immer kleiner. Es fehlt ihnen an Möglichkeiten, um ihre Nester zu bauen und sich auszuruhen. Doch ohne Brutgebiete ist die Existenz vieler Arten bedroht.
Immer weniger Brachpieper, Steinschmätzer und Flussregenpfeifer
Sieste zufolge gebe es etwa immer weniger Brachpieper, Steinschmätzer und Flussregenpfeifer in Berlin, aber auch generell in Deutschland. Das sind Arten, die auf Flächen leben, die sich selbst überlassen werden; ohne großes Zutun von Menschen. „Deshalb ist es wichtig, die vielen Lebensräume, die großen Parkanlagen, aber auch die Waldgebiete und vor allen Dingen die Brachflächen in Berlin zumindest teilweise zu erhalten“, sagt der Ornithologe. Das können zum Beispiel Flächen am Straßenrand, an Bahnhöfen oder auf Baustellen sein. In Berlin zählen dazu auch Bereiche auf den ehemaligen Flughafen-Arealen in Tegel, Tempelhof, Johannisthal und Gatow.

Meistgelesen
Blick in die Sterne
Horoskop für die Woche: 2. bis 8. Oktober 2023 – laut Ihrem Sternzeichen
Garage für 139.000 Euro
Der tägliche Wohn-Wahnsinn in Berlin
Überraschende Ankündigung
Bericht: Großbritannien will Truppen in die Ukraine schicken
Blick in die Sterne
Laut Horoskop: Diese Sternzeichen schweben im Oktober auf Wolke sieben
Weniger Sorgen macht sich Sieste hingegen darum, dass die Vögel in Berlin nicht mehr genug Nahrung finden könnten. In der Hauptstadt gebe es relativ viele Blühpflanzen, die nicht mit Gift besprüht würden. „Deshalb haben wir in Berlin noch relativ viele Insekten“ – im Gegensatz zu vielen ländlichen Regionen, in denen deren Zahl durch die intensive Landwirtschaft stark zurückgehe. Aus der Sicht des Ornithologen ist es daher auch nicht notwendig, zusätzlich Vogelfutter für die Tiere auszulegen.
Lesen Sie auch: Großeinsatz mitten in Berlin! Giftige Chemikalie im Hilton Hotel ausgetreten>>
Wiedehopf ist zurück in Berlin
Für Berlin bekannte Vogelarten sind der Haussperling, allgemein als Spatz bekannt, und die Nachtigall. Durch den Klimawandel und steigende Temperaturen gibt es außerdem neue oder seltene Vogelarten, die in die Hauptstadt kommen. Zum Beispiel der Silberreiher oder der wärmeliebende Wiedehopf, dessen Kopffedern wie ein Irokese aussehen. „Das ist ein ganz seltener Brutvogel, der in Berlin eigentlich als ausgestorben galt.“

Wenn Menschen in der Stadt Wildvögeln etwas Gutes tun möchten, seien Sieste zufolge gute Niststätten entscheidend. Für höhlenbrütende Arten wie Mauersegler, Sperling oder Meise ist es daher bei Neubauten oder Sanierungen wichtig, Niststeine ins Mauerwerk einzubauen. Das sind Mauersteine, die an der Seite ein Loch haben, in das Vögel ihre Nester bauen können. „Das ist ein guter Weg, damit bestimmte Vogelarten nicht weiter abnehmen“, sagt Sieste. Denn der Lebensraum Stadt ist weltweit der einzige, der weiterhin wachse – damit nimmt auch seine Bedeutung für Vögel zu.