Es war eines der letzten DDR-Kunstwerke
Das DDR-Geheimnis des Tierpark-Mosaiks: Das Mammut kommt zurück
Das Bild war einst im Dickhäuterhaus zu sehen, das jetzt umgebaut wird. Nun kehrt eines der letzten DDR-Kunstwerke an einem neuen Standort zurück.

Es ist eines der Kunstschätze des Tierparks Berlin. Das legendäre Mammut-Mosaik, das eigentlich „Die Entwicklungsgeschichte der Rüsseltiere“ heißt. Über 30 Jahre lang war es einst im Dickhäuterhaus zu sehen, das nun saniert wird. Seit 2020 ist das Mosaik aus den Augen der Öffentlichkeit verschwunden. Doch jetzt kehrt das bei Tierpark-Besuchern beliebte Mammut-Bild wieder zurück. Die Restauration des Mosaiks läuft gerade auf Hochtouren. Was kaum einer weiß: Hinter dem Mammut-Bild steckt ein Geheimnis.
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Als 1989 das Dickhäuterhaus als eine der letzten DDR-Bauten des Tierparks eröffnet wurde, konnten die Besucher erstmals das gigantische Mosaik sehen. 4,42 Meter hoch, 17,53 Meter breit: Aus über 500.000 bunten Glassteinen hatte es die Berliner Künstlerin Ortraud Lerch (1939-2013) erschaffen. Etwa 524.000 DDR-Mark kostete damals das Bild. Finanziert wurde es größtenteils aus Spenden – unter anderem mit 190.000 DDR-Mark des Tierpark-Fördervereins und mit 100.000 DDR-Mark aus dem DDR-Kulturfonds.
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Das Mammut-Mosaik im Tierpark Berlin: Es ist eines der letzten DDR-Kunstwerke
Warum das Bild, das die Entwicklung der Rüsseltiere vom Mammut bis zum heutigen Elefanten darstellt, so wichtig ist? Nicht nur wegen seiner Schönheit: Das Wandbild ist eines der letzten Kunstwerke, die in der DDR geschaffen wurden, und ist noch immer eines der größten erhaltenen Mosaikbilder der Hauptstadt.
Und das Kunstwerk birgt ein Geheimnis, das nun Thomas Ziolko, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft der Hauptstadtzoos, aufgedeckt hat. Nach seiner Darstellung benutzte Künstlerin Ortraud Lerch offenbar die fantastischen Bilder des tschechischen Zeichners Zdeněk Burian (1905-1981) als Vorlage für ihr Wandmosaik.

Mammut-Mosaik im Tierpark: Ein Tscheche lieferte die Vorlage
„Burian galt als einer der international bekanntesten Zeichner und Grafiker von prähistorischen Tieren“, sagt Ziolko. Weltbekannt wurde der Tscheche unter anderem mit dem Buch „Tiere der Urzeit“, das 1956 zuerst in deutscher Sprache erschien. Der Zeichner lieferte Illustrationen für Bücher wie „Menschen der Vorzeit“ und „Saurier der Urmeere“, die sogar in chinesischer und japanischer Sprache auf dem Markt kamen. Er zeichnete auch Bilder für „Grzimeks Tierleben“. „Viele Menschen aus der ehemaligen DDR dürften seine Illustrationen aus dem Buch ,Weltall – Erde – Mensch‘ kennen, das sie zur Jugendweihe erhielten“, sagt Ziolko.

Offenbar war auch die Mosaik-Künstlerin Lerch von den realistischen Tierdarstellungen so begeistert, dass sie sich von den Zeichnungen inspirieren ließ. „Ihre Darstellungen des Mammuts und einigen Elefanten-Szenen haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Illustrationen von Zdeněk Burian“, sagt Ziolko. „Man sieht es sehr deutlich, wenn man seine Bilder mit denen auf dem Mosaik vergleicht.“ Dass Burians Bilder Einfluss auf das von Ortraud Lerch geschaffene Mosaik für das Dickhäuterhaus des Tierparks hatten, mache das Wandbild noch wertvoller. „Daher ist es schön, dass das Mosaik nun bald wieder zu sehen sein wird“, sagt Ziolko.

Mammut-Mosaik im Tierpark: Restauratoren setzen es zusammen wie bei einem Puzzle-Spiel
Allerdings nicht mehr im Dickhäuterhaus, das seit Sommer 2020 als Bestandteil der neuen Savannenwelt des Tierparks umgebaut wird. Es wird entkernt, im Innern soll es mehr Platz für afrikanische Elefanten bieten, die künftig dort nur noch gezeigt werden sollen. Im Prinzip bleiben nur die Wände des Hauses stehen, die neu verkleidet und neu überdacht werden. Würde das legendäre Mammut-Mosaik an seiner alten Stelle bleiben, wäre es nach dem Umbau „vom künftigen Besucherbereich aus nicht mehr für die Öffentlichkeit sichtbar“, heißt es seitens des Tierparks.

Daher wird das Wandmosaik nun auf einem Weg nahe dem alten Dickhäuterhaus zwischen Hyänenanlage und der Giraffen-Savannenwelt aufgebaut. Dort ist derzeit Restauratorin Joana Pomm (50) am Werk. Sie bringt mit ihrem Team die 470 Teilplatten mit den über 500.000 Mosaik-Glassteinchen an eine Betonwand an. Die Bildplatten wurden zuvor aus dem Dickhäuterhaus von einer Baufirma fachgerecht abgetrennt. Mittels Fotografien setzen die Restauratoren nun diese Teile wie bei einem Puzzele-Spiel neu zusammen. „Seit Mitte April arbeiten wir daran, werden in etwa vier Wochen fertig sein“, sagt Restauratorin Pomm.
Eine Teilfläche wird allerdings frei bleiben. „Das ist die Stelle, wo sich im Gebäude einst die Tür für die Tierpfleger befand“, sagt Pomm. Auf diese Fläche kommt später eine Infotafel zu dem Kunstwerk. Das ganze Mammut-Elefanten-Mosaik wird noch mit einem Holzdach umrahmt. Davor kommen Sitzbänke.

Die Kosten für die aufwendigen Arbeiten werden im Rahmen des Umbaus des Elefantenhauses durch Fördergelder des Landes Berlin finanziert. Laut Tierpark gab es für den fachgerechten Abbau und den Neuaufbau des Mosaiks ein Budget von etwa 300.000 Euro. An den Kosten beteiligt sich auch die Fördergemeinschaft der Hauptstadtzoos mit Spenden. „10.000 Euro haben wir bereits gezahlt“, sagt Geschäftsführer Ziolko. „Wenn alles klappt, wollen wir in diesem Jahr noch einmal 10.000 Euro dafür aufbringen.“
Einige Mosaik-Teile mussten die Experten restaurieren, weil sie infolge der Entkernung des Dickhäuterhauses beschädigt wurden. Denn Ende 2021 stand das Kunstwerk durch die Abrissarbeiten im Freien. Im Januar 2022 wurde durch einen Sturm die schützende Holzkonstruktion vor dem Mosaik beschädigt. Nach einer Abgeordnetenanfrage teilte der Senat im Frühjahr 2022 mit, dass die dabei beschädigten Teile des Bildes danach in einer Werkstatt „sachgemäß eingelagert wurden“. Die verursachende Baufirma sei vom Tierpark gerügt worden, wurde damals berichtet.
Tierpark Berlin: Das Ende des Dickhäuterhaus-Umbaus ist noch offen

Wann die neue Elefantenanlage inklusive Umbau des Dickhäuterhauses als letzter Teil der neuen Savannenwelt fertig sein wird, bleibt offen. Ursprünglich war eine Eröffnung mit neuen Elefanten für 2022 geplant. Wegen der Corona-Pandemie und durch Probleme beim Entkernen des alten Gebäudes verzögerten sich die Bauarbeiten.
Am Ende wird die gesamte afrikanische Savannenwelt im Tierpark rund 37.000 Quadratmeter groß sein; dazu gehört auch das umgebaute Elefantenareal. Für alles wurden anfangs etwa 40 Millionen Euro an Kosten veranschlagt. Es ist das Mammut-Projekt im insgesamt 90 Millionen Euro teuren Verschönerungsplan für den Tierpark.