Das 49-Euro-Ticket ist das Wochenendticket für das ganze Jahr
Im ganzen Land herumfahren mit einem Ticket – das gab's schon mal. Mit dem Wochenendticket ging das ab 1995 für nur 15 Mark. Unser Autor erinnert sich.

Ach ja, das Wochenendticket – erinnern Sie sich noch? Es wurde 1995 eingeführt, galt von Samstag 0 Uhr bis Sonntag 24 Uhr für fünf Personen in S-Bahnen, Regionalbahnen und Regionalexpressen und kostete extrem billige 15 D-Mark.
Auch wenn ich zur Einführung noch etwas jung war, ermöglichte mir das Wochenendticket auch in den kommenden Jahren Ausflüge in viele Städte Deutschlands mit meinen Freunden.
Lesen Sie auch: Subventionen und niedrige Strompreise: Deutsche Industrie zieht's in die USA>>
Mit dem Wochenendticket fuhr die halbe Bundesrepublik
In den Waggons saßen andere Jugendliche, Rentner, Familien mit Kindern und Hunden, kurzum: die halbe Bundesrepublik. Und es war auch eine Erfolgsgeschichte der Nachwendezeit, denn damit konnte jeder günstig zwischen den alten und neuen Bundesländern hin- und herfahren.
Lesen Sie auch: Wird das 49-Euro-Ticket zum Un-Sozial-Ticket? >>
Doch das Wochenendticket ist auch eine Mahnung, wie die Verkehrspolitik und die Unternehmen ein Ticket verpfuschen können. Zwischenzeitlich hatte es die Bahn viel teurer, begrenzter, zweckgebundener gemacht. So kostete es bei seiner Abschaffung 2019 mindestens 44 Euro für eine Person, jede weitere Person zahlte extra. Meistens war es so schlicht zu teuer. Ich hoffe, dass das Verkehrsministerium sich an diese Erfahrungen erinnert, wenn sie das 49-Euro-Ticket weiterplanen.
49-Euro-Ticket muss attraktiv bleiben
Es muss auch für Gruppen mit weniger Geld genauso attraktiv sein, wie für Mittelklassefamilien. Dafür muss es Unterstützungen geben. Auch wenn es kein 9-Euro-Ticket mehr ist, wie letztes Jahr, ist es trotzdem noch ein Ticket, das für viele Fahrgäste das Bahnfahren günstiger und einen Wechsel vom Auto attraktiver machen könnte.
Lesen Sie auch: Für diese drei Regios gilt das 49-Euro-Ticket nicht >>
Und anders als das Wochenendticket gilt es zudem auch noch in den Bussen und Trams fast jeder Nahverkehrsgesellschaft in Deutschland. Kein nerviges Fahrscheinkaufen bei Ausflügen nach Frankfurt, Hamburg, Dresden oder Neubrandenburg mehr.
Trotz aller Unkenrufe finde ich deshalb: Das 49-Euro-Ticket ist toll und tatsächlich ein Stück Freiheit – genau wie das Wochenendticket es seit 1995 war.