Darum ist das Neumann-Forum in Pankow Berlins bienenfreundlichste Shoppingmall
An der Fassade des Einkaufszentrums haben sich die geschützten und freundlichen Bienen eingenistet.

324 Arten von Wildbienen gibt es in Berlin – und in Pankow fühlen sich viele von ihnen besonders wohl. Durch Zufall hat der Wildbienen-Experte des Nabu, Dr. Stephan Härtel, eine Entdeckung gemacht. Geschätzt Hunderte Wildbienen nisten an der Fassade des Neumann-Forums. Dort sind Keramikplatten angebracht. In kleinen Röhren sind die emsigen Gäste eingezogen. Dass dabei an der Fassade etwas kaputt geht, ist nicht zu befürchten. Auch sind Wildbienen stets nur wenige Wochen im Jahr unterwegs. Bis zu sechs Wochen fliegen sie, sagt Stephan Härtel. Dann ist der schöne Spuk auch schon wieder vorbei.
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Der Nabu wirbt mit seinem Projekt Artenschutz an Gebäuden dafür, Tieren in der Stadt Unterschlupf und Nistmöglichkeiten zu schaffen. Wildbienen werden in Berlin bei der Suche nach einem geeigneten Ort besonders kreativ.
„Die Nistplätze von Wildbienen sind so unterschiedlich wie die Wildbienen selbst“, sagt Stephan Härtel, der beim Hymenopterendienst des Nabu über Bienen informiert. Die Pankower Einkaufs-Bienen zeigen eine ganz „neue ungeplante Facette des Themas Artenschutz am Gebäude“.
Wo Wildbienen überall nisten
Für Bienenarten wie die Rote Mauerbiene oder die Gartenblattschneiderbiene sind Löcher und Schlitze an Gebäuden ein willkommenes Zuhause. Andere Wildbienenarten nisten wiederum in geöffneten Säcken mit Blumenerde, Fensterscharnieren, Balkonkästen oder in freien Bohrlöchern an Regalen.
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Ein Klassiker unter den außergewöhnlichen Nistorten sind zusammengeklappte Sonnenschirme. Immer wieder kommt es auch in Innenräumen zur Besiedlung von Bücheregalen, Tischen und Schränken, wenn Wildbienen durch dauerhaft geöffnete Fenster ein- und ausfliegen können.
Wenn man Wildbienen in Haus oder Hof entdeckt, muss man keine Angst haben: So gut wie alle Wildbienen sind friedfertig. Die solitär lebenden Arten können meist gar nicht durch die menschliche Haut stechen.

Dass die Tiere sich derart kuriose Orte für ihren Nachwuchs aussuchen, ist aber auch ein Alarmsignal, so der Nabu: „Niststätten sind neben einem reichhaltigen Blühangebot und einem geeigneten Lebensraum der limitierende Faktor für das Vorkommen von Wildbienen in der Stadt. Deshalb finden wir die Tiere an – aus unserer Perspektive – außergewöhnlichen Orten. Letztendlich zeigen uns diese Versuche aber nur, wie wenig geeignete Wohnorte es für die Bienen gibt.“
Lebensraum in der Stadt bedroht
In Berlin leben 324 Wildbienenarten, davon mehr als zwei Drittel im Boden. Wenn Sie etwas für die geschützten und nützlichen Tiere tun wollen, sind „Insektenhotels“ eine gute Idee. Aber auch ein wenig Wildnis in der Nachbarschaft: Offenboden, Sandhügel oder Natursteinmauern im Garten werden von den Bienen gern angenommen. Auch temporäre Nistplätze auf Gehwegen oder in Sandkästen zu dulden, hilft den sanften Brummern enorm.
Auch eine Stadt wie Berlin braucht weiter Frei- und Grünflächen. In der Hauptstadt leben zwar momentan noch viele wilde Bienenarten auf Standorten wie Brachen oder auf Trockenrasen, diese Lebensräume sind jedoch durch die zunehmende Versiegelung und Bebauung bedroht.