Patienten im Wartezimmer einer Arztpraxis (Symbolfoto).
Patienten im Wartezimmer einer Arztpraxis (Symbolfoto). Foto: imago images/Hake

Aus Sicht der niedergelassenen Ärzte ist die Corona-Krise kaum noch zu bewältigen. In vielen der mehr als 6500 Praxen gibt es immer noch keine oder viel zu wenig Schutzausrüstung, es drohen Schließungen. In einem Brandbrief äußern die Mediziner Zweifel daran, dass das Berliner Gesundheitssystem der Krise gewachsen ist.

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Immer mehr Praxen müssen schließen

„Wir stehen vor einem riesigen Problem“, sagte Burkhard Ruppert, Vize-Vorstandschef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin. „Die niedergelassenen Ärzte, die sich, ihre Mitarbeiter und nicht infizierte Patienten schützen müssen, können die Regelversorgung ohne Schutzausrüstung nicht mehr aufrechterhalten“, kritisiert der Kinderarzt aus Reinickendorf.

Immer mehr Praxen würden melden, dass sie unter diesen Bedingungen schließen müssten, heißt es in der Mitteilung. Welche und wie viele Praxen dies betrifft, konnte die KV auf KURIER-Nachfrage nicht sagen. Die Rede ist jedoch von zwei Dialysepraxen, die Probleme haben, weil etwa Desinfektionsmittel fehlten.

Schutzausrüstung bisher nicht geliefert

Grund für den aktuellen Hilferuf sei eine Mitteilung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Demnach sei die von der Bundesregierung bestellte Schutzausrüstung bisher nicht geliefert worden – und dies werde sich auch so bald nicht ändern.

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Konflikt zwischen Gesundheitsverwaltung und Ärzten

Die Gesundheitsverwaltung versucht zu beruhigen. „Es gibt eine zentrale Beschaffung auf Bundesebene und vonseiten des Landes Berlin. Der niedergelassene Bereich wird von beiden Ebenen berücksichtigt“, heißt es in einer Antwort von Senatorin Dilek Kalayci. Allerdings hat die SPD-Politikerin zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, dass jeder niedergelassene Arzt für seine eigene Ausrüstung verantwortlich sei.

Hintergrund ist ein Konflikt zwischen der Gesundheitsverwaltung und den niedergelassenen Ärzten seit Beginn der Krise. Die Kritik: Die Niedergelassenen täten zu wenig, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Tatsächlich verweisen viele Praxen ihre Patienten an die Abklärungsstellen der sechs Krankenhäuser.