Bei Familie Flöz wird jetzt geheiratet
Corona-Schutzmasken? Probieren Sie doch mal diese Masken hier! Wie ein Berliner Exportschlager mit dem Virus unserer Zeit umgeht, ist einfach magisch
Die Maskensensation Familie Flöz ist zurück an der Spree. Theater, wie es nur Berlin kann.

Familie Flöz ist wirklich ein Phänomen. Die poetischen Traumbilder dieser Berliner Theaterkompanie verzaubern seit 1996 Menschen auf der ganzen Welt. Das war vor der Corona-Pandemie so und wird auch künftig wieder so sein. Zu den Besonderheiten dieser Truppe gehören Ausstattung und Kostüme. Die Schauspieler und Pantomimen spielen mit Masken. Nicht mit Corona-Schutzmasken, mit echten. Hiermit erfolgreich zu sein, das ist in unserer schnelllebigen Zeit überraschend. In Kürze ist Familie Flöz wieder in Berlin zu sehen. In der Komödie am Kurfürstendamm im Schiller-Theater. Dort wird am 24. August, um 20 Uhr „Feste“ uraufgeführt. „Feste“ ist ein Märchen für Erwachsene – natürlich mit Masken und ganz ohne Worte. Es geht um eine vornehme Villa am Meer, um die Vorbereitungen für und auf eine große Hochzeit, um die Spannung zwischen dem im Haus arbeitenden Personal und den Reichen, Schönen und Starken, die davon profitieren. Der KURIER wollte mehr wissen und fragte bei Michael Vogel, dem Regisseur des Stücks und einem der Gründer der Truppe, nach.
Berliner KURIER: Herr Vogel, ein Welterfolg mit Masken. Reiben Sie sich manchmal die Augen, was aus Ihrem „Baby“ geworden ist?
Michael Vogel: Wenn ich zurückschaue, die Zahlen von Vorstellungen sehe und die vielen Länder in denen wir gespielt haben, ist es schon sehr beeindruckend. 2019 war „das Baby“ noch gesund und munter, wir feierten 25 Jahre Familie Flöz und wir planten im Jahr 2020 viele Touren und zwei, für die Company, neue Länder bereisen zu können. Dann kam das Virus. Im Moment sind wir regionaler orientiert und freuen uns auf die Premiere von „Feste“ am 24. August. Wir spielen eine Woche in Berlin, aber es sind schon viele weitere Vorstellungen im In- und Ausland geplant. Eine weitere Produktion, die 2022 Premiere haben wird, läuft schon. Es geht also weiter. Selten ist Zeit, sentimental zu werden. Die nächste Vorstellung ist das, was zählt.
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Ihre langsamen, poetischen Stücke verzaubern Menschen auf allen Kontinenten. Wie erklären Sie sich das in dieser schnelllebigen Zeit?
Wenn wir an einen neuen Ort kommen, an dem die Menschen diese Theaterform noch nicht kennen, braucht es schon mal 15 bis 20 Minuten bis die Zuschauer ganz dabei sind und sich auf unsere Art der Kommunikation eingelassen haben. Man könnte schon sagen, dass sie erst mal runterkommen müssen, bzw. zu sich kommen. Denn das Spiel mit Masken ist eine sehr imaginative Theaterform. Die Lebendigkeit der Masken findet ja im Betrachter statt und nicht wirklich auf der Bühne. Unsere Masken sind starr und doch beginnen sie sich zu bewegen, werden lebendig. Wenn das Publikum das erlebt, ist es keine Frage mehr von Zeit oder von schnell und langsam.

Haben Sie denn eine Theorie, warum gerade in offenen Gesellschaften Masken so faszinieren?
Eine Theorie habe ich nicht, aber ich konnte das Phänomen Maske viel erleben und studieren. Der Zuschauer beobachtet eine unbewegliche Oberfläche, die Masken auf der Bühne, vor sich, ist aber dabei auch ganz bei sich und verbunden mit allem, was da in ihm abgespeichert ist. Er erkennt sich wieder und so beginnen die Masken zu leben. Zuschauer und Spieler beleben –, anders gesagt, animieren die Masken gemeinsam. Das ist sicher einer der Gründe, warum Masken magisch sind.
Die Masken können nicht reden, sie können nur sein. Das macht sie so poetisch.
Gibt es ein Thema, das Sie mit der Familie Flöz nicht aufgreifen könnten – vielleicht, weil es dafür auch derbe Dialoge braucht?
Jedes Thema, was uns Menschen bewegt, im Sinne einer Körperlichkeit, kann mit stummen Masken gespielt werden. Immer, wenn etwas gemacht wird und physisch passiert, sind die Masken stark, sie brauchen Handlung. In der Zeit der Stückentwicklung reden wir sehr viel und improvisieren auch mit Worten. Wenn dann die Umsetzung der Szenen in die Masken beginnt, stoßen wir natürlich auf Grenzen. Vieles fliegt dann raus und wird verdichtet auf einen Moment oder eine Aktion. Die Masken können ja nicht reden, sie können nur sein. Das macht sie so poetisch.
Jetzt schicken Sie mit „Feste“ einen besonderen Leckerbissen auf die Bretter. Worum geht es im Stück, worum geht es Ihnen?
„Feste“ ist ein Stück, dass vor Corona geplant war, aber in diesem besonderen Jahr entwickelt wurde. Sicher hat diese Zeit die Arbeit geprägt. Es geht in dieser Geschichte um die Jagd nach dem individuellen Glück in einer Zeit großer Veränderungen. Es ist ein Märchen für Erwachsene. Die Archetypen der Prinzessin in Not, den verwöhnten Prinzen und den unglücklichen König, haben wir ins Hier und Jetzt geholt und mit einer Art von Hexe und vielen Bediensteten in den Hinterhof einer prächtigen Villa am Meer gestellt. Wie zufällig schauen wir auf diesen Unort, auf die Verhältnisse von Arm und Reich und die Veränderungen, die sich in der Natur zeigen. Wenn wir in diesen 80 Minuten unsere Sorgen und Ängste teilen, eventuell zusammen darüber lachen und das Theater dann mit etwas mehr Mut zur Veränderung wieder verlassen, würde ich mich freuen.
Das klingt spannend. Mal angenommen, Sie können: Werden Sie mit Ihrer Truppe je wieder so reisen wie vor Corona?
Ich bin ein Mauerkind und bin mit dem „Schutzwall“ aufgewachsen. Meine Mutter hat 1961 alle ihre Sachen in einen Waggon gepackt, hat ihre Familien verlassen und ist zu meinem Vater in den Westen gezogen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es diese Mauer eines Tages nicht mehr geben wird und doch lebe ich fast die Hälfte meines Lebens ohne Todesstreifen und Trennung. Auch deshalb glaube ich, dass wir diese Einschränkungen überwinden werden, wieder reisen und irgendwann wieder ohne Schutzmasken leben können. Wir erkennen ja gerade jetzt, durch die Distanz, wie sehr wir es brauchen uns Nahe zu sein, und wie wichtig es ist, einander mitzuteilen. Unsere Theater-Masken öffnen mehr als sie verstecken und sie sprechen eine Sprache, die auf der ganzen Welt verstanden wird. Wir Menschen brauchen diese Art von Masken, in denen wir uns und unsere Geschichten erkennen und teilen können.
Tickets für „Feste“ von Familie Flöz gibt es hier.