Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister, beantwortet nach der Sitzung des Senats im Roten Rathaus Fragen von Journalisten.
Michael Müller (SPD), Regierender Bürgermeister, beantwortet nach der Sitzung des Senats im Roten Rathaus Fragen von Journalisten. dpa/Wolfgang Kumm

Nach Einführung der 2G-Regel erwägt der Berliner Senat weitere Schritte zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Für die kommende Woche werde vorbereitet, über 2G hinaus die Möglichkeit von 2G plus umzusetzen, kündigte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag nach der Senatssitzung an. Während bei 2G nur Geimpfte und Genesene zugelassen würden, könne 2G plus etwa heißen, dass zusätzlich auch Abstände eingehalten oder Masken getragen oder negative Tests vorgelegt werden müssten.

„Das bereiten wir jetzt vor im Senat, so dass wir für die Wintermonate noch einmal ein zusätzliches Instrument haben, um auf die Situation zu reagieren“, sagte Müller und verwies auf die stark gestiegenen Corona-Zahlen. Institutionen und deren Besucher sollen so zusätzliche Sicherheit erhalten. Die genaue Ausgestaltung sei noch offen. „Dass wir aber ein Plus formulieren wollen, darüber waren wir uns heute einig.“

Seit Montag neue Corona-Regeln in Berlin

Erst seit Montag gelten in Berlin verschärfte Corona-Regeln. Zu Restaurants, Kinos, Theatern, Museen, Galerien oder Konzerthäusern haben nur noch Geimpfte und Genesene (2G) Zutritt, nicht aber ungeimpfte Getestete (3G). Das betrifft auch Sporthallen, Schwimmbäder, Freizeiteinrichtungen, Spielhallen, Friseur- und Kosmetiksalons, Fitness- und Tanzstudios. Davon ausgenommen sind Menschen, die das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, und solche, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.

Müller appellierte erneut an die Menschen, sich erstmals impfen zu lassen oder die Möglichkeit einer Auffrischungsimpfung (Booster) zu nutzen. 

Für das Verabreichen von Auffrischimpfungen hofft Müller auf mehr Spielraum. Es gebe im Moment eine klare Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die sogenannten Booster zunächst Älteren ab 70 und sechs Monate nach der Zweitimpfung zu verabreichen. Was die Älteren anbelange, sei dies auch „richtig und wichtig“. Aber man müsse darüber hinausgehen: mit mehr Flexibilität entweder durch Beschlüsse auf Bundesebene oder durch eine andere Stiko-Empfehlung. Denn: „Es sagen alle Fachleute, dass auch eine frühere Auffrischungsimpfung, auch in anderen Altersgruppen, hervorragend schützt.“

Berlin sucht Personal für den Ausbau der Impfzentren

Allerdings bremst Personalmangel den geplanten Wiederausbau der Impfzentren. Wer dieses Vorhaben unterstützen wolle und entsprechende Kenntnisse habe, solle sich melden, sagte Müller. Man sei beim Ausbau noch nicht so weit wie gewünscht. Es mangele nicht an Geld oder Räumlichkeiten: „Uns fehlen schlichtweg viele Menschen, um noch schneller die Impfzentren ausbauen zu können.“ Voriges Jahr hätten Menschen aus der Gastronomie, Hotellerie und Kultur in den Impfzentren ausgeholfen, nach den vergangenen entspannteren Monaten hätten viele jedoch wieder andere Aufgaben gefunden.

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Berlin will mit einem Impfzentrum auf dem Gelände der Trabrennbahn Karlshorst die Impfmöglichkeiten im Ostteil der Stadt ausbauen, wie vor einigen Tagen bekannt geworden war. Außerdem soll die Impfkapazität in Lichtenberg im Ring-Center ausgebaut werden. Derzeit sind berlinweit nur noch die beiden Impfzentren an der Messe und in Tegel geöffnet. Weitere waren im Sommer geschlossen worden.

Bundeswehr soll in Berlin bei der Kontaktverfolgung helfen

Wie Müller weiter ankündigte, sollen demnächst in Berlin erneut Soldaten bei der Kontaktnachverfolgung und anderen Aufgaben helfen. „Selbstverständlich wollen wir die Bundeswehr einsetzen, werden wir sie einsetzen, und teilweise ist es schon erfolgt“, sagte er. Dies sei in der aktuellen Situation eine Riesen-Hilfe.

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Müller forderte auch eine Debatte über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. „Ich sehe inzwischen, dass wir einige sensible Bereiche und Berufe haben, wo es kaum noch vermittelbar ist, dass es da nicht den entsprechenden Impfschutz für die Beschäftigten gibt.“

Der Vorstand des Berliner Charité, Heyo Kroemer, rechnet in den kommenden Wochen mit einem deutlichen Zuwachs der Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen. Auch der Geschäftsführer des landeseigenen Klinikkonzerns Vivantes, Johannes Danckert, beschrieb die Situation in seinen Häusern als dramatisch. Viele Ärzte und Pflegekräfte arbeiteten schon jetzt am Limit.