Ärzte und Pfleger arbeiten auf der Corona-Intensivstation der Charité am Bett einer jungen Patientin.
Ärzte und Pfleger arbeiten auf der Corona-Intensivstation der Charité am Bett einer jungen Patientin. dpa/Docdays

Die Zahlen sind nicht weniger alarmierend, als im vergangenen Jahr. Doch diesmal scheint es kaum jemanden zu kümmern. Die Corona-Inzidenz steigt aufgrund der viel zu niedrigen Impfquote, der Delta-Variante, saisonaler Effekte und sehr lockerer Regeln immer weiter an. Auch die Zahl der Todesopfer steigt immer weiter an. Im Schnitt sterben jeden Tag mehr als 100 Menschen in Deutschland an Corona. Auch in Berlin sieht die Situation nicht gut aus.

Corona-Zahlen steigen weiter an

In der Hauptstadt stieg die Sieben-Tage-Inzidenz nach den Daten des Robert Koch-Instituts von Donnerstagfrüh auf 165,6. Der Wert für die Zahl der nachgewiesene Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen lag am Mittwoch noch bei 157,4. Am Donnerstag vor einer Woche waren es erst 129,4. Das bedeutet: Auch die Zahl der Neuinfektionen zwischen Mittwoch und Donnerstag ist laut den RKI-Daten mit 1525 deutlich gestiegen.

Zudem stieg auch die Zahl der ITS-Belegung durch Corona-Patienten an. Sie liegt in Berlin inzwischen bei 10,7 Prozent. Die Ampel steht auf Gelb. Die Berliner Charité hat indes Alarm geschlagen. Dem berühmten Krankenhaus droht auf der Intensivstation eine Überlastung. „Wenn sich diese Entwicklung entlang der Prognosen fortsetzt und keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, droht in den nächsten Wochen auch eine deutliche Einschränkung der Versorgung der Nicht-Covid-19-Patientinnen und Patienten“, sagte Charité-Vorstand Martin Kreis.

Besonders drastisch ist die Situation laut dem Lagebericht des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) wie in ganz Deutschland bei den Kindern unter 14 Jahren. Die Inzidenz bei den 10- bis 14-Jährigen lag in Berlin am Donnerstag bei 438, bei den Kindern zwischen fünf und neun Jahren bei 358. 

In Deutschland gibt es noch keinen Impfstoff für Kinder

Für Kinder bis 12 Jahre ist in Deutschland noch kein Impfstoff zugelassen. Das setzt die Kinder einige Gefahr aus. Denn laut einer kanadischen Studie aus dem Sommer leiden rund 6 Prozent der Kinder, die sich mit dem Coronavirus infizieren unter Long-Covid, also Beschwerden, die ihr Leben auch lange nach der Infektion noch beeinträchtigen. 

Trotz dieses Risikos gibt es aktuell an Berlins Grundschulen keine Maskenpflicht im Unterricht mehr, auch ein Anzeichen großer Lässigkeit mit der Pandemie. Und ein Impfstoff ist noch in weiter Ferne. Erst vor knapp einem Monat hatten Biontech und Pfizer die Zulassung für ihren Impfstoff auch für Kinder im alter von 5 bis 12 Jahren beantragt. Bis die EMA und die Stiko die Daten geprüft haben, dürfte noch viel Zeit vergehen. 

Für alle Berliner über 12 Jahren stehen jedoch Impfstoffe bereit und laut dem Hausärzteverbands Berlin und Brandenburg in den Praxen auch reichlich freie Kapazitäten für die Impfungen. „Es gibt etwa 2000 Praxen in Berlin, die im Moment impfen, das kann gesteigert werden bis zu 3000 Praxen“,  der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Kreischer am Donnerstag im RBB-Inforadio und rechnete vor, dass die Praxen pro Woche 200.000 bis 300.000 Impfungen durchführen könnten.

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Dafür bräuchte es aber mehr Freiheiten bei den Auffrischungs-Impfungen. „Die Stiko muss uns grünes Licht geben. Wir müssen genügend Impfstoff haben. Und wir müssen finanziell besser ausgestattet werden, dann kriegen wir das hin“, so Kreischer.