Er war der erste Infizierte Berlins : Corona-Epidemie: Hier spricht Berlins "Patient Null" über seine Erlebnisse
In einem Interview verrät der erste Infizierte der Hauptstadt, wie es ihm inzwischen geht.

Berlin Täglich steigt die Zahl der Menschen, die sich in Berlin mit dem Coronavirus infiziert haben – eine Welle, die vor rund zwei Wochen begann. Mit einem einzigen Patienten, 22 Jahre alt, Praktikant in einem Großraumbüro. Wie es ihm geht? In einer Doku auf Youtube erzählt der Berliner jetzt von seinen Erfahrungen.
Er hielt seine Symptome für eine normale Erkältung, ging weiter zur Arbeit
Erkannt werden möchte der junge Mann, bekannt als „Patient Null“, nicht. Schließlich sei nicht relevant, wer er ist, sagt er im Interview mit „Strg+F“. „Ich kann euch sagen: Ich bin jung, fit, gesund. Ich bin sehr privilegiert in allem. Das ist aber gar nicht, worum es hier geht. Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass es jeden treffen kann.“ Über Wochen habe er an einer Erkältung gelitten. Trotzdem sei er weiter zur Arbeit gegangen – er sei Praktikant gewesen, habe sich „nicht anstellen“ wollen, weil er seine Symptome für einen normalen Infekt hielt.
Kurze Zeit nach einer Reiseimpfung sei er in seiner WG zusammengebrochen. Die Mitbewohner reagierten, brachten ihn ins Krankenhaus, wo die Ärzte aus Routine einen Corona-Test durchführten – er fiel positiv aus. Im ersten Moment habe er noch gelacht. „Ich war in keinem Risikogebiet, bin nicht gereist, war in Berlin.“ Noch am gleichen Abend wurde er wieder abgeholt, in eine Klinik gebracht und dort unter Quarantäne gestellt. Dort habe er die ganze Zeit keinen Kontakt mit Leuten, Pfleger kämen nur in Schutzausrüstung durch eine Schleuse. Selbst beim täglichen zehnminütigen Ausgang an der frischen Luft dürfe er sich nur in einem abgeschirmten Bereich bewegen. „Die sagen hier, es ist das große Problem, dass viele Menschen nicht realisieren, dass es jeden treffen kann.“
Die Menschen helfen dem Gesundheitssystem nur, wenn sie zu Hause bleiben
Er selbst sehe immer wieder Menschen in den sozialen Netzwerken, die trotz allem noch nach draußen gehen, sich mit Freunden treffen, die sogar sogenannte „Corona-Partys“ feiern. Die Menschen könnten dem Gesundheitssystem aber nur helfen, wenn sie genau das tun, was derzeit von ihnen verlangt wird: Sie sollten sich an die Kontaktsperren halten und zu Hause bleiben. Seit mehr als 20 Tagen sei er selbst in Quarantäne – wenn er wieder nach draußen kommt, werde er trotzdem wachsam sein, vor allem auf die Mitmenschen achten. „Denn selbst wenn ich immun bin, kann ich trotzdem noch andere anstecken.“