Eine Arzthelferin zieht für einen Patienten den Impfstoff auf.&nbsp;<br>
Eine Arzthelferin zieht für einen Patienten den Impfstoff auf. 
Foto: Volkmar Otto

Langsam, aber sicher geht es mit dem Impfen gegen das Coronavirus voran. In Berlin ist derzeit fast jeder fünfte Einwohner mindestens einmal geimpft worden oder hat nun einen gebuchten Termin, teilte die Gesundheitsverwaltung mit. Dennoch sind so manche Hauptstädter verunsichert, wann und wo sie nun endlich den Piks bekommen können – in den Zentren oder bei den Hausärzten, die seit zwei Wochen mit impfen.

Verunsichert sind die Menschen deshalb, da derzeit in Berlin um die Zukunft der sechs Impfzentren gestritten wird. Schließlich hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) im Dezember 2020 beim damaligen Impfstart erklärt, dass die Zentren nach und nach vom Netz gehen sollten, wenn die Arztpraxen mit ins Impfgeschehen eingreifen. Das ist nun der Fall.

Verträge der Impfzentren laufen aus

Wie geplant laufen die Betreiberverträge für die Impfzentren Ende April aus, eine Verlängerung ist noch nicht in Sicht. Denn die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die für die Rekrutierung der Impfärzte in den Zentren verantwortlich ist, drängt seit Ende März darauf, den Fokus verstärkt auf die Praxen in den Stadtteilen zu legen, damit das Impfen schneller vorangeht. Hausärzte seien leichter erreichbar und könnten in Prioritätsfällen den Gesundheitszustand ihrer Patienten besser beurteilen.

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Doch der Bund und auch der Senat setzen weiter auf die Impfzentren. Zumal in den Berliner Einrichtungen Impftermine bis in den Juli gebucht seien. Um den auslaufenden Vertrag nun doch zu verlängern, liefen bereits Gespräche zwischen der KV und dem Deutschen Roten Kreuz Berlin (DRK), die dann das Betreiben der Zentren übernehme, dazu noch mit der Senatsverhandlung verhandeln müsse, hieß es auf  KURIER-Anfrage.

Für Aufregung sorgt auch die ungleichmäßige Impfstoffversorgung der Hausärzte. Derzeit nehmen 1400 Praxen an der Impfaktion teil, wo in den vergangenen 14 Tagen 72.500 Berliner mit Biontech geimpft wurden, wie die KV mitteilt. Der Trend könnte weitergehen, denn vom Biontech-Serum soll Berlin bis Ende April 330.000 Dosen bekommen. Über die Hälfte wird an die Impfzentren, der Rest über den Großhandel an die Praxen geliefert. „Im Endergebnis bekommen wir weniger Dosen, als bestellt wurden. Das bedeutet, dass Hausärzte immer wieder zugesagte Impftermine absagen und verlegen müssen“, sagte Wolfgang Kreischer, Chef des Berliner Hausärzteverbandes, dem KURIER. Er könne in dem jetzt bestehendem System der Impfstoffverteilung an die Praxen „keine vernünftigen Strukturen erkennen“.

Doch wie läuft derzeit das Impfen in Berlin?

Laut der Prioritätenliste des Bundes gilt weiter, dass hauptsächlich die Menschen nach ihrem Alter geimpft werden. Zuerst die Älteren, die in Berlin über die Gesundheitsverwaltung eine Einladung erhalten, egal, ob sie gesetzlich oder privat krankenversichert sind. Dies erfolge auf Grundlage der Daten aus dem Einwohnermeldeamt. Derzeit sind es vor allem die 60- bis 70-jährigen Berliner, die mit der Einladung und dem darin enthaltenen Code sich entweder über die Impfhotline 030/9028 2200 in den Impfzentren einen Termin buchen können oder mit dem Schreiben zum Hausarzt gehen.

Die Deutsche Bahn (DB) will seinen Mitarbeitern bundesweit eine Corona-Schutzimpfung anbieten. Sobald ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen, sollen so viele systemrelevante Beschäftigte wie möglich ein Impfangebot erhalten, teilte das Verkehrsunternehmen am Mittwoch mit. Der Staatskonzern beschäftigt in Deutschland über 200.000 Menschen. Etwa die Hälfte sei systemrelevant, hieß es. Geplant seien zehn eigene Impfzentren, in denen Betriebsärzte diese Mitarbeiter impfen. Die ersten Zentren entstehen bereits in München und Nürnberg. „Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden möglichst schnell ihren Anspruch auf eine Schutzimpfung umsetzen können und gleichzeitig mit unseren Kapazitäten zur Immunisierung der Bevölkerung beitragen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Die Entscheidung für eine Impfung sei freiwillig. Seiler betonte, dass es „keine Impfprivilegien“ geben werde, „weder für Mitarbeitende noch für Kunden“.

Wolfgang Kreischer ist Chef des Berliner Hausärzteverbandes. „Wir bekommen weniger Dosen, als bestellt wurden. Ärzte müssen festzugesagte Termine verlegen“, sagt er.<br>
Wolfgang Kreischer ist Chef des Berliner Hausärzteverbandes. „Wir bekommen weniger Dosen, als bestellt wurden. Ärzte müssen festzugesagte Termine verlegen“, sagt er.
Foto: Volkmar Otto

Was passiert mit den Astrazeneca-Erstgeimpften?

Wegen Thrombosegefahr wurde das Impfen des Astrazeneca-Serums für unter 60-Jährige in Berlin gestoppt. Bereits damit Erstgeimpfte dieser Altersgruppe sollen nun nach zwölf Wochen die zweite Impfung mit Biontech oder Moderna erhalten, teilte der Senat mit. Die über 60-Jährigen, die erstmals mit Astrazeneca geimpft wurden, sollen auch die zweite Dosis mit diesem Serum erhalten – aber erst nach drei Monaten. Die dafür nötigen Terminumbuchungen finden derzeit statt.

Wie wird mit den chronisch Kranken verfahren?

Über die KV wurden anhand von Abrechnungsbelegen bis zum 1. April insgesamt 465.771 gesetzlich Versicherte mit chronischen Erkrankungen postalisch zum Impfen eingeladen, so die Gesundheitsverwaltung. Chronisch kranke Privatpatienten, die nicht von der KV erfasst werden, können mit einem ärztlichen Attest über die Impfhotline 030 9028 2200 eine Impfeinladung beantragen oder sich bei ihrem Hausarzt impfen lassen.

Werden auch Firmen in die Impfkampagne einsteigen? 

Die Deutsche Bahn (DB) will seinen Mitarbeitern bundesweit eine Corona-Schutzimpfung anbieten. Sobald ausreichend Impfstoffe zur Verfügung stehen, sollen so viele systemrelevante Beschäftigte wie möglich ein Impfangebot erhalten, teilte das Verkehrsunternehmen am Mittwoch. Der Staatskonzern beschäftigt in Deutschland über 200.000 Menschen. Etwa die Hälfte sei systemrelevant, hieß es. Geplant seien zehn eigene Impfzentren, in denen Betriebsärzte diese Mitarbeiter impfen. Die ersten Zentren entstehen bereits in München und Nürnberg. „Wir wollen, dass unsere Mitarbeitenden möglichst schnell ihren Anspruch auf eine Schutzimpfung umsetzen können und gleichzeitig mit unseren Kapazitäten zur Immunisierung der Bevölkerung beitragen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Die Entscheidung für eine Impfung sei freiwillig. Seiler betonte, dass es „keine Impfprivilegien“ geben werde, „weder für Mitarbeitende noch für Kunden“.