Im Seniorenheim "Haus an der Spree" infizierten sich 55 Bewohner mit dem Corona-Virus.
Im Seniorenheim "Haus an der Spree" infizierten sich 55 Bewohner mit dem Corona-Virus. Berliner Zeitung/Markus Wächter

Erneut ist es zu einem größeren Corona-Ausbruch in einem Pflegeheim gekommen. Im Friedrichshain haben sich nach derzeitigem Stand 55 Heimbewohner mit dem Virus infiziert. Dies sagte die Sprecherin des Gesundheitsamts Friedrichshain-Kreuzberg, Sara Lühmann, dem Berliner KURIER. Damit sind mehr als ein Viertel der insgesamt 200 Bewohner des Pflegeheims von dem Virus betroffen. Auch 13 Angestellte seien positiv getestet worden.

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Bei der Einrichtung handelt es sich um das „Haus an der Spree“. Auch Wachkoma-Patienten werden in dem Haus gepflegt, von denen ebenfalls vier an Covid-19 erkrankt sind. Sie wurden in der Nacht zum Dienstag mit einem Hilfseinsatz der Feuerwehr in ein Krankenhaus verlegt, wie Sprecher Thomas Kirstein bestätigt. Die Pflegeheimleitung wollte sich gegenüber dem Berliner KURIER nicht zu den Vorfällen äußern.

Wie das Virus in das Pflegeheim gekommen ist, ist bislang unklar. Seit dem 26. November gelten besonders strenge Besuchsregeln. Fest steht auch: „In der letzten Novemberwoche hat ein mobiles Testteam mehrere positive Corona-Schnelltests an das Gesundheitsamt gemeldet“, so Sara Lümann. Daraufhin habe man PCR-Tests für das ganze Heim angeordnet - die Ergebnisse trafen am vergangenen Donnerstag ein. 

Einer der Erstinfizierten könnte der Bruder von Klaus Köcke gewesen sein. Klaus Köcke aus Berlin-Mitte wartet am Dienstagmorgen vor dem streng bewachten Eingangsbereich des Heims. Der 78-Jährige möchte persönliche Gegenstände seines Bruders abholen, der seit April im „Haus an der Spree“ lebt - bis er am 25. November in einer Dialyse-Station positiv getestet wird. Seither liegt er in einem Krankenhaus. „Am Vortag - dem 24. November wurde er hier im Heim getestet“, sagt Köcke, „allerdings negativ.“

Der aktuelle Corona-Ausbruch im Heim schockiert ihn. Aber verwundert ist er nicht: „Wo Menschen beieinander sind, gibt es Ansteckung.“ Köcke, der nach einer vierzehntägigen Quarantäne heute zum ersten Mal das Haus verlassen hat, trägt drei Sträuße orangefarbener Amaryllis mit sich: „Einer ist für die Pfleger hier, einer für die im Krankenhaus, und einer ist für meinen Bruder.“ Sein sehnlichster Wunsch ist, „dass es mit der Impferei bald losgeht. Und dass mein Bruder nicht beatmet werden muss.“ Momentan sei er stabil.

Der Ausbruch im „Haus an der Spree“ ist besonders groß, aber kein Einzelfall. In einer privaten Einrichtung in Lichtenberg kam es bereits im November zu 15 Corona-Toten. Auch im Friedrichshainer Pflegeheim seien über das Wochenende Heimbewohner verstorben, „weniger als fünf“, wie Lühmann dem KURIER auf Nachfrage sagt – ein Zusammenhang mit Corona konnte noch nicht nachgewiesen werden. Inzwischen habe man die Lage im Griff, so die Sprecherin.